Das Abi in der Tasche, die weite Welt vor Augen. Katharina Warlies (18) aus Bad Oldesloe ist seit Oktober vergangenen Jahres als Au-pair im neuseeländischen Auckland. Uns hat die 18-Jährige erzählt, wie sie die Zeit dort erlebt und was sie an ihrer Heimat Deutschland vermisst.
Alles hinter sich lassen, das Unbekannte suchen und auch Vertrautes finden. Für Katharina Warlies war klar: Sie will nach dem Abitur einige Monate im englischsprachigen Ausland verbringen. „Die Wahl ist auf Neuseeland gefallen, da ich mir dachte, dass man für einen Urlaub nicht einmal eben um die halbe Welt reisen wird und das jetzt genau die Chance ist, dieses wunderschöne Stückchen Erde zu sehen“, erzählt sie.
Au-pair statt Work and Travel
Statt als Backpacker das Land zu erkunden, entschied sich die 18-Jährige, als Au-pair bei einer Familie zu leben. „Das gibt mir sehr viel Sicherheit. Man weiß dann einfach: Man hat immer eine Unterkunft und genügend zu essen, selbst wenn man sein ganzes Geld zwischendurch für das Reisen ausgibt.“ Außerdem habe sie schon immer gern Zeit mit Kindern verbracht.
Alles genau vorbereitet
Eine Gastfamilie fand die Abiturientin über das kostenlose Internetportal aupairworld.com. Zusätzlich recherchierte sie viel über Neuseeland im Internet und schrieb zahlreiche Listen, um nichts zu vergessen. Unterstützung von einer Organisation hatte sie bei der Vorbereitung nicht, ihr Vater half aber, wo er konnte. „Er ist mindestens genauso reiseverrückt wie ich und wäre am liebsten mitgekommen“, sagt sie lachend.
… und dann geht es los!
Am 10. Oktober 2017 landet Katharina zunächst in Sydney und reist wenige Tage später weiter nach Auckland, wo sie von ihrer Gastfamilie erwartet wird. „Ich wurde total lieb von allen empfangen und durfte im Haus ein superschönes Zimmer beziehen.“ Die nächsten neun Monate wird sie hier mit ihren Gasteltern Abigail und Lauchlan sowie deren beiden Söhnen Jasper (3, siehe großes Bild oben) und Archie (4) verbringen.
Nervenstärke zeigen
„Seine eigenen Werte durchsetzen, die Regeln der Eltern befolgen und sich gleichzeitig nicht unbeliebt machen und respektiert werden – das ist wahrhaft ein Balanceakt“, sagt Katharina über die Erziehung fremder Kinder. Und das muss sie jeden Tag aufs Neue meistern. „Wenn die Kinder manchmal so bockig sind, dass sie gar nicht mehr hören und nur schreien und weinen, dann ist das schon ziemlich herausfordernd.“
In der Freizeit Land und Leute kennenlernen
An den Wochenenden entdeckt sie Neuseeland – auch mit ihrem Freund Hanjo (19), der ebenfalls als Au-pair in Neuseeland ist. Mit Rotorua, Taupo, Bay of Plenty, Hawke’s Bay und Hobbiton seien nur einige ihrer Ausflugsziele genannt. „Hier gibt es so viele einmalige Naturspektakel“, erzählt sie begeistert. Wenn Katharina nicht reist, trifft sie neu gewonnene Freunde, besucht Nachtmärkte, geht bummeln oder erholt sich einfach.
Reifeprüfung Neuseeland
Neben der Möglichkeit, ihr Englisch zu verbessern („Ich denke nicht mehr so viel beim Reden, übernehme viele Floskeln und Redewendungen.“), macht sie die Zeit in Neuseeland vor allem eines: selbständiger! „Ich schmeiße zurzeit einen Familienhaushalt“, fasst sie zusammen. Ein weiterer Vorteil: Man geht offener auf Menschen zu, weil man neue Kontakte sucht. „Ich bin zum Beispiel mit wildfremden Mädels für ein Wochenende weggefahren. Es fühlt sich sehr abenteuerlich an – doch am Ende trifft man die tollsten Menschen.“
Ein bisschen Heimweh darf sein
All diese Erlebnisse schätzt die 18-Jährige sehr. Ihre Liebsten in der Heimat vermisst sie aber natürlich trotzdem. „Wir bleiben über Skype und WhatsApp in Kontakt. Außerdem halte ich meine Familie und Freunde über meinen Blog auf dem neusten Stand. So kann ich sie an meinem Leben in Neuseeland teilhaben lassen und brauche kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich mich nicht bei jedem Einzelnen regelmäßig melde.“ Was sie außerdem an Deutschland vermisst? „Die ausgebauten Straßen, selbst wenn man irgendwo in der Natur unterwegs ist, und deutsches Brot. Es gibt kein besseres!“
Wagt es!
Den Schritt, im Ausland zu arbeiten, hat sie nicht bereut – auch wenn die Zeit dort nicht immer nur leicht ist. „Man lernt nette und weniger nette Leute kennen und muss auch mal unschöne Momente durchleben. Aber egal, wie es kommt, man wächst daran und kann stolz auf sich sein. So eine Zeit im Ausland ist einfach eine einmalige Chance im Leben, die man definitiv nutzen sollte.“
Und was kommt danach?
Noch bis Ende Mai ist Katharina bei ihrer Gastfamilie in Neuseeland und wird anschließend vier Wochen mit ihrem Freund Hanjo die Südinsel bereisen. Und auch für die Zeit danach hat sie schon einen genauen Plan: „Im September fange ich an, in Hamburg Mode- und Design-Management zu studieren, möchte danach meinen Master machen und in der Modebranche im Bereich PR/Marketing und Eventmanagement arbeiten. Ich kann es kaum abwarten, meine Träume zu verwirklichen!“ Anica Ebeling
Angekommen in einem neuen Alltag
- 7.00 Uhr: Aufstehen, duschen, frühstücken und nebenbei das Frühstück für die Jungs vorbereiten.
- 7.45 Uhr: Die Jungs wecken, mit Frühstück versorgen, anziehen (was nur funktioniert, wenn sie daraus ein Wettrennen macht) und Zähne putzen.
- 8.30 bis 9.00 Uhr: Die Jungs ins Auto setzen und nebenher noch deren Taschen, Lunchboxen, Jacken und Fahrräder etc. verstauen, anschließend Archie in den Kindergarten bringen.
- 9.10 bis 12.00 Uhr: „Freizeit“ mit Jasper. Da er sehr pflegeleicht ist, wenn Katharina mit ihm alleine ist, ist diese Zeit entspannt. Sie besuchen Spielplätze in Auckland oder Cafés, die in Neuseeland extrem kinderfreundlich sind.
- 12.00 Uhr: Lunch für Jasper und sich selbst vorbereiten. Jasper liebt Smoothies und isst sozusagen alles, was auf den Tisch gestellt wird. Sehr entspannt also.
- 12.45 Uhr: Während Jasper spielt, erledigt Katharina ein paar Hausarbeiten.
- 14.20 Uhr: Gemeinsam mit Jasper Archie aus dem Kindergarten abholen.
- 15.10 bis 17.00 Uhr: Nach einem Nachmittagssnack das Abendessen für die Jungs vorbereiten. Die Jungs spielen ... und streiten.
- 17.00 Uhr: Ihr Gastvater Lauchlan kommt nach Hause und Katharina hat Feierabend.
Katharina über die Faszination des Reisens
"Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich im Unterricht immer auf die Weltkarte gestarrt habe. In Gedanken ging ich auf Reisen: Wie schön es doch wäre, in Thailand am Strand zu liegen, in Kenia wilde Löwen und Elefanten zu beobachten oder in Mexiko die Maya-Ruinen zu bestaunen. Raus aus dem grauen, verregneten Alltag in Deutschland – rein in die Abenteuer, die unsere Erde zu bieten hat. Ich wollte frei sein, spontan, abenteuerlustig und die Welt entdecken. Meinen Horizont erweitern und über den Tellerrand schauen. Genau damit habe ich am 9. Oktober anfangen: Ich bin voller Vorfreude und gleichzeitig voller Wehmut nach Neuseeland aufgebrochen. Und wisst ihr, was diese Zeit so unglaublich besonders macht? Ich bin frei, spontan und abenteuerlustig.Spontan – weil ich Dinge mache, die ich in Deutschland nie getan habe. Zum Beispiel mich von einem auf den anderen Tag entscheiden, wo ich am Wochenende hinreisen möchte. Oder mich mit wildfremden Menschen auf einen Kaffee verabreden. Und es tut so gut, nicht alles im Voraus zu planen und eine „einfach mal machen“-Mentalität zu verfolgen.