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Alkoholprävention muss ankommen

5 Fragen an Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen
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Im Januar 2022 wurde er neuer Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: Burkhard Blienert. Seit zehn Jahren beschäftigt sich der SPD-Politiker intensiv mit Fragen der Drogen- und Suchtpolitik. Und: Er ist neuer Schirmherr der DAK-Präventionskampagne „bunt statt blau“. Im Rahmen der Kampagne gestalten Schülerinnen und Schüler Plakate gegen das Rauschtrinken und werden so zu Botschaftern gegen exzessiven Alkoholkonsum. Seit 2010 haben 115.000 Kinder und Jugendliche an dem Wettbewerb teilgenommen.

 

1)

Herr Blienert, Sie waren nur wenige Tage im Amt, da haben Sie schon die Schirmherrschaft von „bunt statt blau“ übernommen. Was waren die Gründe für diese Entscheidung?

Es ist mir wichtig, die Alkohol-Prävention gerade für Kinder und Jugendliche weiter voran zu bringen. Dazu gehört natürlich auch, die seit Jahren erfolgreiche Kampagne „bunt statt blau“ zu unterstützen und gemeinsam mit der DAK-Gesundheit weiterzuentwickeln.

 

2)

Wie muss eine wirksame Alkoholprävention aus Ihrer Sicht aussehen?

Sie muss ankommen, sie muss die Kinder und Jugendlichen erreichen. Wichtig ist dabei, dass sie mit Enthusiasmus und Engagement an das Thema rangehen und die gesundheitlichen Risiken von zu viel Alkohol verstehen und einschätzen lernen. „Bunt statt blau“ ist hierbei eine wichtige Kampagne in den Schulen.

 

 

3)

Unser aktueller Kinder- und Jugendreport zeigt, dass in der Corona-Pandemie deutlich weniger Schulkinder wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus oder die Arztpraxis kamen. Trotzdem bleiben die Zahlen hoch. Was wollen Sie in diesem Kontext unternehmen?

Diese Entwicklung geht in die richtige Richtung. Aber wir sind noch nicht am Ziel. Ich möchte die Debatte über die Verbreitung, Verfügbarkeit und den Umgang mit Alkohol in Deutschland wiederbeleben. Zu lange treten wir hier auf der Stelle, das will ich ändern.

 

4)

Wie sieht es mit anderen Drogen aus?

Wichtig ist mir, dass wir aufhören, Menschen aufgrund ihres Drogenkonsums zu verurteilen. Mein Motto ist „Hilfe und Schutz statt Strafe“. Wenn wir begreifen, dass der primäre Fokus auf Strafverfolgung nicht ans Ziel führt, sondern es einen breiteren Ansatz in der Drogenpolitik braucht, dann ist der erste Schritt getan. Was wir brauchen, ist ein besserer Gesundheitsschutz auch und gerade für Konsumenten von Cannabis. Denn Schwarzmarktcannabis ist heute viel zu potent und in vielen Fällen auch mit synthetischen Drogen versetzt, die um ein Vielfaches gefährlicher sind. Aus diesem Grund werden wir ja auch Cannabis an Erwachsene kontrolliert abgeben.

5)

In Zeiten der Corona-Pandemie steigt die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen stark an. Das ist das Ergebnis unserer Mediensucht-Studie in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Das ist etwas, um das wir uns als Gesellschaft kümmern müssen. Mediensucht kommt ja schleichend und nicht über Nacht. Hier müssen Eltern ihre Kinder von klein auf begleiten, genau hinschauen und mit ihren Kindern daran arbeiten, dass digitale Medien ein Teil des Lebens, aber nicht „das“ Leben werden. Weiter geht es dann in Kita und Schule, wo Kompetenz im Umgang mit digitalen Medien ein fester Bestandteil des Unterrichts, beziehungsweise der frühkindlichen Förderung sein sollte.

Foto Burkhard Blienert: BMG Höhler