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Bitte hör auf zu weinen – Babys beruhigen

Warum Sie Ihr Kind niemals schütteln sollten
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Wenn Babys über einen längeren Zeitraum weinen, kommen Eltern schnell an ihre Grenzen. Groß ist der Wunsch, das schreiende Kind umgehend wieder zu beruhigen, doch nicht immer funktioniert es. Weiter ruhig zu bleiben, ist in dieser Situation nicht leicht. Wir zeigen Möglichkeiten, wie sich Babys trösten lassen, und erklären, warum Schütteln niemals eine Option sein darf.

Neun Monate lang haben sich Paula und Claas ausgemalt, wie das Leben mit ihrem Baby wohl werden könnte. Wie sie den friedlich schlummernden Kleinen im Kinderwagen durch den Park schieben oder er fröhlich auf einer Decke im Wohnzimmer liegt. Doch dann ist Max da und alles ist ganz anders. Denn meist ist das neue Familienmitglied alles andere als zufrieden. Obwohl ihm nichts fehlt und er rundum gesund ist, schreit Max viel und lange. Paula und Claas fühlen sich hilflos, sind vom Schlafmangel und dem vielen Geschrei zermürbt und fragen sich, was sie falsch machen. So hatten sie sich das Leben als frischgebackene Eltern nicht vorgestellt.

Babys schreien – das ist normal

So wie Paula und Claas geht es vielen Eltern. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass das Baby nicht schreit, um jemanden zu ärgern. Es hat einfach noch keine andere Möglichkeit, sich auszudrücken und auf Bedürfnisse hinzuweisen. Alle Babys schreien in den ersten Lebensmonaten – die einen mehr, die anderen weniger. Auch gesunde und gut versorgte Babys können lange und häufig schreien. Weder das Baby noch die Eltern können dann etwas dafür. Gerade in den Abendstunden verarbeiten viele Babys durch Schreien ihren Tag. Trösten Sie Ihr Baby immer, wenn es weint. Nur so kann es Vertrauen aufbauen und merken, dass es nicht allein ist. Wenn es gerade wieder besonders anstrengend ist, ist es gut zu wissen, dass das nicht immer so bleibt. Je älter die Kleinen werden, desto mehr nehmen die Schreiphasen ab. Meist werden sie schon ab dem vierten Monat deutlich weniger.

Mögliche Gründe, warum Babys weinen

Natürlich gibt es viele Gründe, warum Babys schreien. Doch meist lohnt es sich, einmal kurz zu überlegen, ob alle Grundbedürfnisse des Kindes befriedigt sind.

Überprüfen Sie also als erstes,

  • ob Ihr Baby hungrig ist.
  • ob Ihr Baby eine frische Windel braucht.
  • ob Ihr Baby schwitzt oder friert.
  • ob Ihr Baby müde ist.

Genauso wichtig wie regelmäßiges Füttern und Wickeln ist jedoch auch Nähe. Vielleicht schreit Ihr Baby auch, weil es gerade nicht allein sein und lieber kuscheln möchte. Oder es braucht Ruhe. Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt bekommen Familien sehr viel Besuch. Nicht alle Babys mögen das. Auch ein Radio oder Fernseher, der ständig läuft, kann zur Überreizung führen. Je besser Sie Ihr Baby kennenlernen, desto leichter können Sie erkennen, warum es schreit und was es gerade braucht.

Ganz wichtig: Wenn Sie unsicher sind, ob Ihr Kind nicht vielleicht doch Schmerzen hat oder krank ist, ziehen Sie Ihre Hebamme zurate oder suchen Sie direkt einen Kinderarzt auf.

 

Methoden, Babys zu beruhigen

Leider gibt es kein Patentrezept, um Babys zu beruhigen. Denn natürlich sind alle Kinder und auch Eltern verschieden. Trotzdem gibt es einige Methoden, die Sie ausprobieren können, um so nach und nach Ihren eigenen Weg zu finden. Viele Babys lieben zum Beispiel sanftes Schaukeln, da die Bewegung sie an die Zeit im Bauch der Mutter erinnert. Eine weitere Möglichkeit ist, dem Baby etwas vorzusingen. Der Klang einer vertrauten Stimme vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Außerdem hat das Singen zugleich den positiven Effekt, dass Sie selbst ruhiger werden und gleichmäßiger atmen. Diese Ruhe überträgt sich auch auf das Baby. Eine sanfte Babymassage an Bauch, Rücken und Beinen oder das sanfte Streicheln der Hände können Ihrem Säugling ebenfalls Entspannung bringen. Für viele Eltern ist ein Tragetuch oder eine spezielle Babytrage eine gute Lösung. So sind die Kleinen immer ganz nah bei ihren geliebten Bezugspersonen und kommen so besser zur Ruhe.

Lassen Sie sich viel Zeit beim Ausprobieren und versuchen Sie nicht alles hektisch nacheinander. Denn das führt schnell zu zusätzlichem Stress beim Kind und bewirkt dann eher das Gegenteil. Es kann auch sinnvoll sein, die Methoden immer mal wieder zu testen, da sich Babys gerade in den ersten Monaten stark verändern. Gefällt Ihrem Kind am Anfang vielleicht das Tragen im Tuch gar nicht, kann es zwei Monate später schon wieder ganz anders sein.

Tipps für ruhigere Babys

Die meisten Babys lieben einen geregelten Tagesablauf. Ein fester Schlaf-, Wach- und Mahlzeiten-Rhythmus hilft ihnen, zur Ruhe zu kommen und weniger zu schreien. Schreit Ihr Kind besonders in den Abendstunden, ist es möglicherweise überreizt vom Tag. Probieren Sie aus, ob Ihr Kind bei einem ruhigeren Tagesablauf abends weniger schreit. Achten Sie auch auf die Signale Ihres Kindes. Babys haben schon die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, und drehen zum Beispiel ihren Kopf weg, wenn sie eine Pause brauchen. Gehen Sie dann möglichst darauf ein und versuchen Sie nicht, Ihr Baby weiter in ein Spiel zu verwickeln.

Niemals schütteln: Strategie, um die Kontrolle zu bewahren

Das untröstliche und langanhaltende Schreien eines Babys kann Eltern sehr belasten. Besonders, wenn alle Versuche zur Beruhigung scheitern. Es ist ganz normal, in dieser Situation gestresst zu sein. Wenn Sie jedoch merken, dass Sie dabei sind, die Beherrschung zu verlieren, sollten Sie sich an folgende Strategie halten:

1. Legen Sie Ihr Baby an einem sicheren Ort ab, zum Beispiel im Bettchen oder auf dem Boden.

2. Verlassen Sie kurz den Raum.

3. Atmen Sie durch.

4. Schauen Sie alle paar Minuten nach Ihrem Kind.

5. Holen Sie sich wenn nötig Unterstützung.

Es ist völlig in Ordnung, auch als Eltern mal eine Pause zu brauchen. Sie sind damit nicht allein und deswegen ganz sicher keine schlechteren Eltern. Versuchen Sie immer daran zu denken, dass Ihr Baby nichts dafür kann, dass es schreit. Und es vor allem nicht schreit, um Sie zu ärgern.

Warum Schütteln so gefährlich ist

Die Gefahren des Schüttelns bei Babys und Kleinkindern werden leider noch viel zu oft unterschätzt. Doch ein sogenanntes Schütteltrauma kann schwere bleibende Schäden hinterlassen. Deswegen darf Schütteln niemals eine Option sein, auch wenn die Situation noch so anstrengend ist. Da Säuglinge ihren Kopf noch nicht alleine halten können, wird dieser beim Schütteln vor- und zurückgeworfen. Es drohen schwere Gehirnverletzungen mit massiven Folgen wie Krampfanfällen, Erblindung, Sprachstörungen, Lernschwierigkeiten, Entwicklungsverzögerungen und schweren bleibenden körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen. Ein Schütteltrauma kann auch zum Tod des Kindes führen. Nur schätzungsweise zehn bis 20 Prozent der Babys, die mit einem Schütteltrauma in einer Klinik behandelt werden, überleben ohne bleibende Schäden.

Hilfe für Eltern

Manche Babys schreien mehr als andere und lassen sich einfach nicht beruhigen. Es wird dann oft von „Schreibabys“ gesprochen. Falls Ihr Kind dazugehört und Sie sich zunehmend hilflos und erschöpft fühlen, dann haben Sie keine Hemmungen, sich professionelle Hilfe zu suchen. Neben Kinderärzten und Hebammen sind spezielle Schreiambulanzen und Beratungsstellen gute Anlaufstellen.

Nina Alpers