Babyernährung ist ein wichtiges Thema, denn Ernährungsgewohnheiten lernen wir von klein auf – sie sind nicht angeboren. Das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet, dass Eltern schon mit Beginn der Beikost einen immensen Einfluss auf das Essverhalten ihrer Kinder haben. Gleichzeitig birgt es eine große Verantwortung, dem Nachwuchs vor allem gesunde Sachen schmackhaft zu machen. Erfahren Sie hier von der Ernährungsexpertin der DAK-Gesundheit, wie Sie erfolgreich die Beikost einführen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die feste Babyernährung? Der genaue Zeitpunkt für den Beikoststart variiert je nach Kindesentwicklung individuell. Experten sind sich aber einig: Frühestens mit Beginn des fünften Monats, spätestens mit Beginn des siebten Monats ist der Moment für den ersten Löffel Gemüse da. Das bestätigt auch Silke Willms, Ernährungsexpertin der DAK-Gesundheit, und ergänzt: „Am besten klappt es, wenn auch Sie als Eltern dazu bereit sind und sich in den nächsten zwei Wochen viel Zeit dafür nehmen können.“ Das Baby sollte gesund, ausgeschlafen, fröhlich, nicht zu hungrig und nicht zu satt sein. „Das Essen selbst und der Übergang zu Breimahlzeiten sollte für alle positiv belegt sein.“ Die Expertin rät Müttern, sich und dem Kleinkind Zeit zu lassen für den Übergang von Brust – oder Flaschen – auf Breimahlzeiten. Die meisten Babys benötigen vier bis fünf Wochen, bevor sie eine komplette Mittagsmahlzeit vom Löffel essen.
Ernährungsexpertin
Silke Willms
von der DAK-Gesundheit
Beikostbeginn – wovon wie viel?
Füttern Sie zu Beginn eine Woche lang eine kleine Menge eines bestimmten Gemüsebreis. Am besten mittags, dann kann der Brei nachmittags verdaut werden. Satt wird Ihr Kind dann wie gewohnt mit Muttermilch oder Fläschchen. Beobachten Sie genau, ob Ihr kleiner Spatz den Brei verträgt oder ob dieser zum Beispiel zu Ausschlag oder zu Verstopfung führt. Frisches regionales Gemüse eignet sich für den Start, da es reif geerntet wird und darum gut bekömmlich ist. Füttern Sie am Anfang das gleiche Gemüse. Das macht es Ihrem Kind leichter, sich an Nahrung vom Löffel zu gewöhnen. Nehmen Sie Gemüse, das auch Sie gerne mögen. Wird der Brei gut vertragen, ergänzen Sie ihn zusätzlich mit Öl und Kartoffel. Laut dem Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE) soll zwischen dem fünften und siebten Monat ein Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei gefüttert werden. Einen Monat später folgt zwischen dem sechsten und achten Monat ein Milch-Getreide-Brei und zwischen Monat sieben und neun können Sie Ihrem Baby zum ersten Mal einen Getreide-Obst-Brei reichen.
Weiterhin Milch geben
Geben Sie Ihrem Nachwuchs Kuhmilch im ersten Lebensjahr bitte nur im Milch-Getreide-Brei. Empfohlen wird, dass das ganze erste Lebensjahr, auch parallel zur Beikost, weiter gestillt wird. Oder Sie geben wie gewohnt die Flasche mit der Pre-Nahrung. So bekommt Ihr Kind ausreichend Milch mit wertvollen Inhaltsstoffen. Hat Ihr Baby Durst, zum Beispiel nach einer Breimahlzeit, sollte dieser mit Wasser gestillt werden. Diese zusätzliche Flüssigkeit benötigt ein Kind meistens erst, wenn der dritte Brei eingeführt ist.
Optimale Babyernährung: Sind Gläschen tabu?
Die Antwort lautet nein. Beikost, die industriell hergestellt wird, erfüllt hohe gesetzliche Ansprüche. Gläschen können daher verwendet werden. Allerdings empfiehlt es sich, auch gelegentlich selber zu kochen, um die Geschmacksvielfalt zu erhöhen. Wenn Sie Gläschen nutzen, achten Sie nicht auf das auf dem Etikett angegebene empfohlene Lebensalter, sondern allein darauf, dass möglichst wenige Lebensmittelzutaten im Brei enthalten sind. Salz, Zucker, andere Süßmacher, Konzentrate oder Aroma sollten auf keinen Fall auf dem Etikett stehen. Das gilt auch für den Obst- und Milchbrei.
Lesen Sie sich vor dem Kauf immer die Zutatenliste auf Gläsern und Verpackungen durch. Stehen mehr als fünf Zutaten darauf, kaufen Sie dieses Produkt besser nicht. Beim Milch-Getreide-Brei und beim Getreide-Obst-Brei benötigen Sie lediglich Wasser oder Milch, Getreideflocken, Obst und Butter. Übrigens: Babybrei können Sie in größerer Menge zubereiten und in kleinen Portionen einfrieren.
Während die industriell hergestellten Babygerichte Ihnen Zeit und Arbeit sparen, haben Sie beim Selberkochen die volle Kontrolle über die Babyernährung: Welche Zutaten in den Topf kommen, entscheiden allein Sie. Wenn Ihr Speiseplan zudem abwechslungsreicher ist als das Babygläschen-Angebot, sorgen Sie für mehr Vielfalt und fördern bei Ihrem Kind eine höhere Akzeptanz verschiedener Lebensmittel wie zum Beispiel Gemüse.
Kinder mit Allergierisiko
Für Kinder, die ein erhöhtes Allergierisiko haben, zum Beispiel aufgrund einer genetischen Veranlagung, gilt derselbe Babyernährungsplan wie für alle anderen Kinder. Sie sollten keine spezielle Beikost erhalten. Das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die zusätzlich darauf hinweist, dass es zwecklos sei, Lebensmittel vom Speiseplan zu streichen, die als allergieauslösend gelten. Es gibt keinen Allergieschutz durch das Meiden bestimmter Lebensmittel. Diese Annahme ist mittlerweile veraltet.
Allerdings gebe es Hinweise, dass der Verzehr von Fisch im ersten Lebensjahr die Babys vor Allergien vom Soforttyp schütze. Das heißt, dass diese Babys zum Beispiel besser vor Heuschnupfen oder einer Insektengiftallergie geschützt sind. Anders als vielleicht gedacht empfiehlt es sich, schon ab dem Beikostbeginn kleine Mengen Gluten in die Babyernährung einzubauen. Der Obst-Getreide-Brei und der Milch-Getreide-Brei sind dafür perfekt geeignet. Auf diese Weise kann das Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken, um die Hälfte reduziert werden. Übrigens sollte der Beikoststart auch bei allergiegefährdeten Kindern zwischen dem fünften und siebten Monat erfolgen.
Was braucht mein Kind sonst noch?
Zur optimalen Babyernährung gehören im ersten Lebensjahr die Vitamine K und D und natürlich Fluorid. Während zwei Milligramm Vitamin K bei den ersten drei Vorsorgeuntersuchungen (U1-U3) verabreicht werden, gibt es Vitamin D-Tabletten ab der zweiten Lebenswoche bis etwa zum 18. Monat. Fluorid kann ebenfalls als Tablette mit 25 mg verabreicht werden. Fluoridierte Zahnpasta ist dagegen nicht zu empfehlen. In einigen Präparaten ist der Vitamin-D- und Fluorid-Tagesbedarf in einer Tablette kombiniert – fragen Sie einfach in Ihrer Kinderarztpraxis nach.