Die Zahl der Hitzetage nimmt seit Jahren zu. Darunter leidet nicht nur unser Wohlbefinden, sondern auch die Produktivität der Unternehmen. Was Sie an den heißen Tagen zum Schutz Ihrer Belegschaft tun können, erfahren Sie in einem DAK-Online-Vortrag. Unsere Autorin hat daran teilgenommen.
Haben Sie auch schon erlebt, wie schnell Temperaturen über 30 Grad im Schatten den Körper erschöpfen – und wie die Konzentrationsfähigkeit unter der sengenden Sonne zusammenschmilzt? Spitzenleistungen verlangt man sich an solchen Tagen am besten nicht ab. Im Arbeitskontext kann Hitze darüber hinaus auch zu einem ernsthaften Gesundheitsrisiko werden. Zum Beispiel wenn Beschäftigte direkt der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind, schwer körperlich arbeiten müssen oder wegen Vorerkrankungen besonders gefährdet sind.
Hitzeschutz mit System
Durch zunehmende Hitzephasen ist in der Arbeitswelt neben den gesundheitlichen Risiken auch mit Leistungseinbußen zu rechnen. Das zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport zu diesem Thema: Über 60 Prozent aller Beschäftigten geben an, Hitze während der Arbeit als Belastung zu empfinden und an heißen Tagen in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt zu sein. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit dem Thema ratsam. Welche Maßnahmen Unternehmen zum Schutz aller Mitarbeitenden ergreifen sollten und wie ein betriebliches Hitzeschutzkonzept aussehen kann, ist Gegenstand des DAK-Online-Vortrags „Cooles Arbeitsklima – Hitzeprävention für Arbeitgeber“. „Gehen Sie mit gesundem Menschenverstand an das Thema heran“, empfiehlt Referent Christian Pfaller von der Motio GmbH gleich zu Beginn des interaktiv gestalteten Seminars, das auch von den vielfältigen Erfahrungen der Teilnehmenden lebt. „Ein guter Hitzeschutz-Ansatz ist immer, sich zunächst in der Belegschaft umzuhören. So erfahren Sie, wie stark und wo genau die Belastungen sich bereits bemerkbar machen.“
Vulnerable Gruppen
Beginnen sollte man damit, die Risiken für die besonders vulnerablen Beschäftigungsgruppen so gut wie möglich zu mildern: ältere Beschäftigte ab 50 Jahren, Schwangere, Personen mit starkem Übergewicht sowie chronisch Kranke. „Von veränderten Arbeitszeiten über Homeoffice bis zur Klimatisierung der Büroräume und der Aufhebung sonst üblicher Bekleidungsregeln ist hier vieles denkbar, was das Arbeiten trotz Hitze etwas angenehmer macht.“ Standard sollte auch das aktive Anbieten von Getränken sein, nicht nur, aber besonders zu Hitzezeiten. „Der Flüssigkeitsmangel ist einer der größten Risikofaktoren“, erklärt Pfaller. Dazu kommt oft die Belastung durch schlechten Schlaf, weil es auch zu Hause viel zu heiß wird. „Da kommen die Leute nach wenigen Tagen völlig gerädert zur Arbeit.“ Für diese und viele andere Situationen an heißen Tagen hat Christian Pfaller hilfreiche Tipps mitgebracht: „Man kann ein Bettlaken vor dem Schlafen in den Kühlschrank legen und sich dann damit zudecken. Das kühlt den Körper gut herunter und man findet besser in den Schlaf.“
Mögliche Maßnahmen aus Unternehmenssicht
Technische Maßnahmen
- Dach und Fassade begrünen, wenn möglich
- Klimatisierung/Belüftung schaffen
- Sonnenschutz installieren/Schatten schaffen
Organisatorische Maßnahmen
- Personalplanung in Anbetracht der Wettervorhersagen
- Arbeitszeiten flexibilisieren, längere Pausen oder häufige Kurzpausen unterstützen
- Besonders gefährdete Gruppen warnen, Erste-Hilfe-Kompetenz vorhalten
- Prioritäten besprechen: Was kann eventuell weniger intensiv erledigt oder sogar auf die Zeit nach der Hitzewelle verschoben werden?
Personelle Maßnahmen
- Lockerung der Bekleidungsregeln, wo es möglich ist
- Leichte Kost anbieten und Getränke bereithalten
- Bei schwerer körperlicher Arbeit kühlende Kleidung zur Verfügung stellen
Pragmatismus gefragt
Zur Realität im Hitzeschutz gehört auch die Einsicht: Nicht alles, was man im Unternehmen tun möchte, lässt sich sofort oder überhaupt realisieren. Hier empfiehlt Pfaller, sich auf das Machbare zu konzentrieren. „Wenn zum Beispiel nicht der gesamte Arbeitsbereich klimatisiert werden kann, dann schaffen Sie eben einige gekühlte Aufenthaltszonen, in denen sich die Mitarbeitenden erholen können.“ Klimaanlagen selbst seien nicht ohne Tücken, da sie – gern zu kühl eingestellt – auch das Infektrisiko bei den Beschäftigten stark erhöhen können.
Hitze bleibt Hitze
Der Illusion, durch Technologie den heißen Tagen vollständig cool zu begegnen, sollte man sich ohnehin nicht hingeben, erklärt Christian Pfaller. Manchmal hilft auch schon die Prämisse: „Jetzt ist es heiß und wir stehen das gemeinsam und solidarisch durch. Schwitzen ist erlaubt und normal.“ Auch für die weitere Hitzeschutzplanung ist es empfehlenswert, vermehrt auf Teamgeist und offene Kommunikationskanäle zu setzen. „Gute Hitzeschutzprogramme holen die Mitarbeitenden mit ins Boot.“ So lassen sich kontinuierlich Bedürfnisse und Vorschläge sammeln, Workshops, Umfragen und andere Dialogformen zum Thema „Hitze und wie wir mit ihr zurechtkommen“ durchführen, das uns allen leider wohl noch länger erhalten bleibt.
Wie cool ist Ihr Unternehmen? Der DAK-Hitzecheck gibt eine schnelle Einschätzung in puncto Hitzeprävention: www.dak.de/hitzeschutz
Weitere Informationen zur Einrichtung eines nachhaltigen Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM): www.dak.de/bgm Ihre Fragen – auch zum Hitzeschutz in Unternehmen – beantworten Fachleute der DAK-Gesundheit unter der BGM-Hotline 040 325 325 720 zum Ortstarif oder per E-Mail an BGM@dak.de