Fake News erreichen seit Corona einen neuen Höhepunkt. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) spricht gar von einer „massiven Infodemie“ und will dieser den Kampf ansagen. Denn im Internet kursieren zahlreiche erfundene, unwahre oder verfälschte Nachrichten über das Virus. In sozialen Netzwerken und digitalen Medien verbreiten sich diese Meldungen rasend schnell und nicht immer werden die Fakten sorgfältig geprüft, bevor sie weitergegeben werden. Deswegen sollten wir beim Nachrichtenkonsum stets kritisch bleiben. Doch welche Möglichkeiten haben wir, Fake News rund um Corona zu erkennen? Und warum halten sich manche dieser Meldungen so hartnäckig? Machen Sie den Fakten-Check.
Wichtig zu wissen: Nicht jede Meldung, die uns zum Thema Coronavirus erreicht, ist wahr. Von realen Wissenslücken bis hin zu gezielt lancierten Falschmeldungen ist alles dabei und das kann in Bezug auf das Coronavirus schwerwiegende Folgen haben. Deswegen ist es wichtig, sich nicht an der Verbreitung dieser sogenannten Fake News zu beteiligen. Das geht aber natürlich nur, wenn wir es schaffen, diese falschen Meldungen zu erkennen. Besondere Vorsicht gilt bei WhatsApp-Sprachnachrichten, YouTube-Videos oder Facebookposts, deren Quellen wir nicht kennen.
Achtung: Haben Sie nur den geringsten Zweifel an dem Wahrheitsgehalt einer Meldung oder einem Link, dann teilen Sie diese bitte nicht. Fake News bekommen sonst schnell einen Kettenbriefcharakter. Die folgenden Fragen helfen Ihnen, den Wahrheitsgehalt einer Meldung zu erkennen.
Wer ist der Absender?
Den besten Anhaltspunkt, ob eine Meldung wahr ist, bietet der ursprüngliche Absender. Vertrauen Sie bei Meldungen rund um das Coronavirus in erster Linie auf Nachrichten, die vom Robert Koch-Institut oder dem Bundesministerium für Gesundheit herausgegeben werden. YouTube-Videos auf Kanälen mit zweifelhaften Verschwörungstheorien sind keine verlässliche Quelle und auch „Elisabeth, die Mama vom Poldi“, die im Frühjahr im Zusammenhang mit Corona für Schlagzeilen sorgte, ist als Ratgeberin in medizinischen Fragen ungeeignet, so lange Sie sie nicht persönlich kennen und ihre Expertise einschätzen können.
Was sind die Fakten?
Schauen Sie außerdem immer, ob es echte Fakten gibt, die eine Meldung stützen. Was ist wann und wo exakt passiert? Je ungenauer und emotionaler ein Sachverhalt beschrieben wird, desto mehr Zweifel sind angebracht. In diesem Fall suchen Sie am besten nach einer zweiten Quelle für diese Nachricht. Das können Sie tun, indem Sie einen Teil der Meldung in eine Suchmaschine eingeben. Oft bekommen Sie dann als Ergebnis schon einen kompletten Faktencheck zum Beispiel bei Corretiv.org oder beim Faktenfinder der Tagesschau. Sollten Sie keine vertrauenswürdige Seite finden, die das Thema ebenfalls behandelt, ist es ein ziemlich sicheres Indiz für eine falsche Nachricht.
Wie emotional ist die Meldung inszeniert?
Fake News spielen mit unseren Emotionen. Sie nutzen unsere Unsicherheit in Bezug auf die momentane Situation aus, schüren Ängste oder bieten trügerische Sicherheit. Die zentrale Frage: Welches Gefühl soll eine bestimmte Meldung beim Empfänger auslösen? Geht es hier tatsächlich um das Weitergeben von Fakten oder nur darum, Stimmung in eine bestimmte Richtung zu machen? Wie wahrscheinlich ist es, dass die Mutter von Poldi als einzige eine bestimmte Sachlage kennt oder nur ein einzelner Arzt die medizinische Situation komplett gegensätzlich einschätzt als alle etablierten Institutionen? Vermutlich geht es in einem solchen Fall ausschließlich um Aufmerksamkeit und nicht um Aufklärung.
Wie informiere ich mich richtig?
Grundsätzlich sind wir für Meldungen, die unsere eigene Meinung bestätigen, sehr viel empfänglicher als für Nachrichten, die unserer Sichtweise widersprechen. Oft sind wir beim Medienkonsum unbewusst auf der Suche nach Bestätigung. Gerade aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich aus möglichst vielen verschiedenen Quellen zu informieren und nicht nur aus einer. Nur so ist es möglich, ein umfassendes Bild zu bekommen. Wer ausschließlich Foren und Blogs besucht, die nur eine bestimmte Meinung vertreten, kann schnell in die Fake-News-Falle tappen.
Unterschätzen Sie die Wirkung von Fake News nicht
Eine der größten Gefahren von falschen Nachrichten ist, dass sich die Informationen in unserem Kopf festsetzen, selbst wenn wir längst wissen, dass sie unwahr sind. Dadurch können sie unsere Wahrnehmung zukünftiger Nachrichten verändern, da unser Gedächtnis uns bei einem ähnlichen Sachverhalt signalisiert, dass wir diesen schon mal gehört haben. Wir werden ihn dann unbewusst völlig anders einordnen. Aus diesem Grund: Bleiben Sie kritisch und beteiligen Sie sich nicht an der Weitergabe fragwürdiger Meldungen.
Verdeutlichen Sie sich das Motiv der News
Warum gibt es überhaupt Fake News? Das ist eine wichtige Frage, die Sie immer im Hinterkopf haben sollten. Die Intention falscher Neuigkeiten ist es, politische Debatten zu beeinflussen und Unsicherheit in der Öffentlichkeit zu schüren. Sie sind ein Stilmittel der Propaganda. Und sie waren zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg Teil der psychologischen Kriegsführung. Versuchen Sie bei Meldungen, die Sie stutzig machen, einmal kurz zu überlegen, wem die Verbreitung der Nachricht nutzen könnte. Wird ein Sündenbock kreiert? Was ist das kommunikative Ziel? Mit einer gesunden Distanz bleiben Sie kritisch.
Sichere Quellen für tagesaktuelle Informationen zum Coronavirus:
Robert Koch-Institut: Coronavirus
Nina Alpers/Stefan Suhr