Bild zum Beitrag '„Diese Zeit ist eine Chance, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken“'
Familie & Freizeit

„Diese Zeit ist eine Chance, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken“

Darüber würden sich Väter zum Vatertag freuen - unsere Basteltipps
Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , ,

Am 13. Mai 2021 feiert Deutschland den Vatertag, in manchen Regionen auch „Herrentag“ oder „Männertag“ genannt. Den Brauch zu Ehren der Väter gibt es weltweit, wobei er an unterschiedlichen Tagen zelebriert wird. Dieses Datum ist ein guter Anlass, um einmal genauer hinzuschauen: Wie geht es den Vätern hierzulande eigentlich in einer Zeit, wo Familien auf der einen Seite enger zusammenrücken, auf der anderen Seite aber auch mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben? Dafür haben wir den Männer- und Vater-Experten Dr. Matthias Stiehler interviewt. Im Anschluss finden Sie unsere drei Basteltipps für den Vatertag.

Dr. Matthias Stiehler (1961) ist Theologe, Erziehungswissenschaftler und Psychologischer Berater. Hauptberuflich leitet er das Sachgebiet Sexuelle Gesundheit im Gesundheitsamt Dresden. Gemeinsam mit Wissenschaftlern, Therapeuten und Beratern gründete er im Jahr 2001 das Dresdner Institut für Erwachsenenbildung und Gesundheitswissenschaft e.V.. Auf dem Gebiet der Männergesundheit ist er seit vielen Jahren aktiv und ist Autor zahlreicher Bücher, unter anderem: „Der Männerversteher“ (Verlag C.H. Beck 2010), „Väterlos. Eine Gesellschaft in der Krise“ (Gütersloher Verlagshaus 2012), „Partnerschaft ist einfach“ (Verlag tredition 2016)

Laut Väterreport des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der 2018 erschien, hat sich das Selbstverständnis von Vätern verändert: Sie wollen sich aktiver um ihre Kinder kümmern, gerade junge Eltern wollen gleichberechtigt erziehen. Das zeigt zum Beispiel die vermehrte Nutzung von Elternzeit seitens der Väter. Warum ist das so und welche Bedeutung hat diese Entwicklung aus psychologischer Sicht?

Dass Väter ihre Vaterschaft aktiver leben wollen, hat viele positive Aspekte, keine Frage. Psychologisch entspringt sie oft aus der Sehnsucht, es anders machen zu wollen als der eigene Vater. Man muss aber auch sehen, dass diese Entwicklung vor allem wirtschaftlich getriggert ist. Das Alleinverdiener-Modell des Mannes funktioniert immer schlechter und damit einhergehend ist auch Karriere nicht mehr so wichtig wie früher. Zudem geht es in der Wirtschaft darum, im Zuge des Fachkräftemangels auch die gut ausgebildeten Frauen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Damit werden Männer, die früher ihr Selbstverständnis allein aus der Berufsrolle gewannen in ihrer Sinnfindung freier und entdecken, dass aktive Vaterschaft erfüllend ist. Der Nachteil dieser wirtschaftlich getriggerten Entwicklung liegt darin, dass es faktisch keine Diskussion darüber gibt, was die spezifischen Aufgaben eines Vaters sind. Väter werden vor allem als zweite Mütter gesehen. Ich glaube jedoch, dass es in Zukunft immer mehr zu dieser Diskussion kommen wird.

Mit Beginn von Corona und der ersten Lockdown-Phase verbringen Väter noch mehr Zeit mit ihren Kindern. Gleichzeitig belegen Studien, dass sich das traditionelle Rollenverständnis dabei eher zementiert hat, was den Haushalt und die Kindererziehung angeht. Wie schätzen Sie diese Situation ein?

Was die Familien da seit über einem Jahr mit Homeschooling und Co leisten, ist eine wirklich besondere Herausforderung. Da möchte ich auch gar nicht differenzieren, weil alle – Väter, Mütter und auch die Kinder – Besonderes leisten. Es braucht ständige Aushandlungsprozesse zwischen den Eltern, wer was in der Kindererziehung macht – und das ist wirklich nicht einfach. Zu diesem Arrangement gehört auch zu schauen, wie man zum Beispiel finanziell mit dem Kurzarbeitergeld am besten hinkommt. Und da Männer oft mehr verdienen als ihre Partnerinnen, kommt es dazu, dass diese gegenwärtig öfter ein Mehr an Familienarbeit übernehmen. Mir scheint, dass die Traditionalisierung der Rollenverteilung Frau-Mann in den Familien, die ein schon immer eher egalitäres Miteinander pflegten, nicht so groß ist. Die Corona-Situation deckt also auf, was ohnehin bestand. Unterscheiden müssen wir jedoch, ob diese Situation von beiden Partnern akzeptiert wird oder auch hier vielleicht schon bestehende Spannungen erhöht.

Wie gehen Väter hierzulande denn mit der Vereinbarkeit von verstärktem Homeoffice und Kindererziehung unter Corona-Bedingungen (z. B. Homeschooling etc.) um?

Auch hier kann die Corona-Pandemie die Probleme, die es vorher schon gegeben hat, in besonderer Weise verstärken. Wenn zum Beispiel ein Vater vorher weniger Kontakt zu seinem Kind hatte und durch Homeoffice und Homeschooling präsenter ist, kann das zu neuen Herausforderungen führen. Etwa wenn er beim Lernen unterstützen will und das vorher noch nie gemacht hat. Da scheinen Männer manchmal ein bisschen hilfloser oder ratloser zu sein. Vielleicht hat das mit dem eher männlichen Anspruch zu tun, Aufgaben möglichst perfekt zu lösen. Ich erlebe, dass Frauen damit häufig leichter umgehen. Aber auch hier müssen wir sagen, dass das kein Schicksal ist. Die Männer, die ihre Vaterschaft schon vorher aktiv gelebt haben, kommen mit der gegenwärtigen Situation besser zurecht.

Wie geht es den Vätern gesundheitlich in dieser Situation? Und was können sie Gutes für sich selbst tun, um mit dieser Belastung besser umzugehen?

Ich glaube, derzeit sieht man die gesundheitlichen Probleme noch nicht richtig. Denn im Moment geht es in den Familien darum, die gegenwärtige Situation zu bewältigen. Männer sind zumeist recht geübt beim Durchhalten. Offen ist jedoch, was geschieht, wenn die Ausnahmesituation beendet ist und wieder ein normaleres Familienleben einzieht. Ich glaube, dass dann der Preis der Belastungen offensichtlich wird – bei allen Beteiligten. Deswegen ist Prävention so wichtig. Man muss sich auch jetzt schon in dieser besonderen Situation kleine Freiräume zum Erholen und Entspannen schaffen. Zum einen in der Partnerschaft. Dafür sind fixe Termine hilfreich, zu denen Paare sich „verabreden“, um ihre Beziehung durch gemeinsame Aktivitäten zu pflegen und offen miteinander zu kommunizieren. Zum anderen tun Männern gute Freundschaften gut. Also solche Freundschaften, wo es nicht nur darum geht zu sagen, wie toll alles läuft, sondern wo auch Zweifel und Sorgen geäußert werden können. Es ist sehr wichtig, vertrauensvolle Freunde auch außerhalb der Familie zu haben, um die Partnerschaft nicht zu überfordern.

Was können Eltern tun bei aufkommenden Konflikten in dieser Zeit, zum Beispiel hinsichtlich der Aufgabenverteilung zuhause? Wie können traditionelle Rollen, die vielleicht auch unbewusst eingenommen werden, wieder aufgebrochen werden?

Die Konflikte in dieser ungewöhnlichen Zeit resultieren auch, aber nicht nur aus unterschiedlichem Verhalten und unterschiedlichen Ansichten. Es scheint mir normal, dass es in solch angespannten Situationen zu Spannungen und Streit kommt, da alle an der Belastungsgrenze sind. Hier hilft offene Kommunikation. Dafür eignet sich zum Beispiel der angesprochene fixe Termin, den das Paar miteinander verabredet. Bei diesem Termin wird dann eben nicht nur über Organisatorisches gesprochen, sondern auch über die eigenen Befindlichkeiten, die eigenen Erwartungen. Es geht nicht darum Vorwürfe zu erheben, auch wenn das schwierig ist. Sondern darum, die Bedürfnisse und Gefühle jeweils offen auszusprechen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Wer unzufrieden ist, muss das ansprechen können – und hat dafür idealerweise auch ein regelmäßiges Zeitfenster. Zugleich muss beiden immer deutlich sein, dass das Miteinander das höchste Gut ist, um durch diese Zeiten zu kommen.

Wie können Väter und Kinder diese besondere Zeit auch als Chance nutzen, um ihre Beziehung zu stärken? Haben Sie Tipps für gemeinsame Aktivitäten?

Diese Zeit ist in der Tat eine Chance, die Vater-Kind-Beziehung zu stärken. Dadurch dass Väter öfter in der Situation sind, allein mit den Kindern klarkommen zu müssen, können sie lernen, kreativer und selbstbestimmter mit der Situation umzugehen. Es gibt Studien, die zeigen, dass ein Vater einem Kind mehr zutraut und es auch mehr herausfordert als eine Mutter. Väter sind mit ihren Kindern eher unterwegs, um gemeinsam etwas zu erleben. Das sehe ich als gute Ergänzung in der Erziehung. Bei mehreren Kindern halte ich es für immens wichtig, mit jedem Kind auch einzeln bestimmte Aktivitäten zu machen. So hat ein Kind auch mal allein Zugriff auf den Vater. Ich habe außerdem die Hoffnung, dass dieses intensivere fürsorgliche Miteinander zwischen Vater und Kind auch zu mehr Selbstfürsorge bei den Vätern führt.

Vatertags-Geschenke: 3 Basteltipps für Kinder

„High five für Papa!“

Das können schon die ganz Kleinen: ihren Handabdruck mit Farbe verewigen! Ob auf einem Bild im Rahmen oder auf einem Kaffeepott – die bunte Erinnerung ist etwas sehr Persönliches und lässt das Vaterherz höherschlagen. Je nach Untergrund (z. B. Papier, Stoff oder Porzellan) entsprechend geeignete Farbe verwenden.

 

Bemalter Hammer

Handwerklich begabte Väter werden so auch bei ihrem Hobby an ihre Kleinen erinnert. Dafür einen handelsüblichen Hammer mit Schleifpapier und Grillbürste etwas anrauen und dann den Griff nach Herzenslust bemalen – zum Beispiel mit Holzlack, wasserfestem Filzstift oder Acrylfarbe.

 

Schraubenmännchen-Schlüsselanhänger

Alles, was Du brauchst, ist eine dicke lange Schraube, einige passende Muttern und Scheiben. Wahlweise können (farbige) Kügelchen als Kopf, Hände und Füße dienen. Verbunden mit einem schönen Ring oder Band ist das Schraubenmännchen auch ein origineller Schlüsselanhänger.

Interview: Thomas Corrinth