Bild zum Beitrag 'Ein Apfel am Tag'
Ernährung & Rezepte

Ein Apfel am Tag

Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , , ,

Schneewittchens war vergiftet, Newtons führte zum Geistesblitz und den Arzt bringt er angeblich um seinen Lohn: der Apfel. Durchschnittlich 25 Kilogramm isst jeder Deutsche pro Jahr. Entdecken Sie, warum Äpfel so gesund sind und welche Mythen sich um ihn ranken.

Geht der Sommer zu Ende, kommen die Äpfel. Ob rotbackig oder zartgrün – frische Äpfel schmecken einfach köstlich. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert weiß man zudem um die gesundheitsfördernde Wirkung des Obstes. Damals fand sich in einer walisischen Zeitung ein später knackig verkürzter Ausspruch, der mittlerweile weltweit verbreitet ist: An apple a day keeps the doctor away. Frei übersetzt heißt das soviel wie: wer täglich einen Apfel isst, braucht keinen Arzt. Die Erkenntnis kommt nicht von ungefähr, wie inzwischen durch unzählige Untersuchungen nachgewiesen wurde: Äpfel enthalten je nach Sorte mehr als 30 Mineralien und Spurenelemente, darunter so wichtige wie Kalium und Eisen, Provitamin A, die Vitamine B1, B2, B6, E und C sowie Niacin (auch Vitamin B3 genannt) und Folsäure. Damit wirken Äpfel positiv auf den Cholesterinspiegel und unseren Wasserhaushalt, die Fruchtsäuren reinigen die Zähne und regulieren die Darmtätigkeit. Es gibt Laborversuche, die zeigen, dass die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe, etwa Oligosaccharide, gegen Darmkrebs und andere Krebsarten wirken könnten.

In der Schale steckt Gesundheit

Besonders viele der Vitamine befinden sich in der Apfelschale oder direkt darunter. Die Schale ist zudem reich an Vitamin C, Eisen, Magnesium, ungesättigten Fettsäuren und bioaktiven Substanzen. Das Kerngehäuse enthält Jod. Je mehr Sonne ein Apfel bekommt, desto höher ist sein Vitamingehalt.

Übrigens: Naturtrüber Apfelsaft aus Mostapfel-Sorten enthält ebenfalls viele sekundäre Pflanzenstoffe und ist damit gesünder als klarer Saft.

Apfel als Hausmittel

Traditionell wird der Apfel als Hausmittel gegen Durchfall eingesetzt. Roh und mit Schale auf einer sehr feinen Glasreibe gerieben, bindet er die Flüssigkeit im Darm. Weitere Anwendungsgebiete:

gegen Hals- und Rachenentzündungen: Apfelessig

(1 Esslöffel Honig und 1 Teelöffel Apfelessig in 1 Glas heißes Wasser einrühren und schluckweise trinken)

gegen Heiserkeit: gebratener Apfel mit Honig

gegen Schlafstörungen: ein Apfel am Abend

zum Wachwerden: ein Apfel am Morgen

gegen Morgenübelkeit in der Schwangerschaft: ein Apfel vor dem Aufstehen

gegen Nervosität: Apfeltee

(einen ungeschälten Apfel in Scheiben schneiden, mit einem Liter kochendem Wasser übergießen, zwei Stunden ziehen lassen)

gegen unreine Haut: Apfelmaske

(einen geschälten Apfel mit Honig verrühren, 20 Minuten einwirken lassen)

Fakten um den Apfelanbau

Schätzungsweise 30.000 Apfelsorten gibt es weltweit, davon etwa 2.000 in Deutschland. Im Supermarkt sieht man davon allerdings nur wenige. Durch Normierungen in den 1970er Jahren ist die Apfelvielfalt dort spürbar zurückgegangen. Angeboten werden vor allem die Sorten „Boskoop“, „Cox Orange“, „Golden Delicious“, „Elstar“, „Gloster“, „Jonagold“ oder „Granny Smith“. In den vergangenen Jahren kamen vor allem im Bio-Sortiment weitere Sorten hinzu, etwa der Winterapfel „Topaz“. Eine größere Auswahl hat, wer Äpfel selbst anbaut, pflückt oder direkt vom Hof kauft.

Unterschieden wird zwischen Sommer-, Herbst- und Winteräpfeln. Frühe Apfelsorten wie der bekannte „Weiße Klarapfel“ oder auch „Julka“ und „Retina“ sind bereits Ende Juli erntereif. Sie eignen sich meist nicht zur längeren Lagerung, sondern schmecken frisch vom Baum am besten. Herbstsorten werden von September bis Oktober gepflückt, etwa „Braeburn“, „Elstar“, „Goldparmäne“, „Prinzessin Luise“ oder „Santana“. Letzter eignet sich zum Beispiel auch für Allergiker. Winteräpfel wie „Baumanns Renette“, „Golden Delicious“, „Idared“ oder „Topaz“ werden nicht vor Ende Oktober reif und halten sich bis ins späte Frühjahr.

Die meisten Äpfel werden in Deutschland im Alten Land (Niedersachsen), rund um den Bodensee (Baden-Württemberg) sowie in Sachsen-Anhalt angebaut. In dem östlichen Bundesland kommt auf jeden Einwohner ein Apfelbaum: 2,5 Millionen Stück. Dort gibt es auch noch viele Streuobstwiesen, auf denen sogenannte alte Apfelsorten wie der „Schöne von Pontoise“ oder die „Goldrenette von Blenheim“ gedeihen. Insgesamt steigt der Anteil an Streuobstwiesen bundesweit wieder. Er liegt mittlerweile bei 15 Prozent (Quelle: BMEL). Auch die Rückzüchtung und Kultivierung von alten Sorten wie „Geflammter Kardinal“, „Rheinische Schafsnase“ oder „Gulderling“ liegt im Trend.

Apfel und Klimabilanz

Durch entsprechende Lagermöglichkeiten sind Äpfel aus Deutschland das ganze Jahr hindurch verfügbar. Ein wichtiger Aspekt für uns Verbrauchende, denn 86 Prozent der Deutschen geben zum Beispiel bei Befragungen für den jährlichen Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums an, dass ihnen insbesondere bei Obst, Gemüse und Eiern die regionale Herkunft wichtig ist. Allerdings ist regional nicht immer auch ökologisch die bessere Wahl: Je länger ein Apfel im Kühlhaus gelagert wurde, desto schlechter wird seine Klimabilanz. Ob der Apfel aus Neuseeland im Juni tatsächlich günstiger fürs Klima ist als sein Pendant aus dem Kühlhaus im Alten Land, hängt von der Art der Berechnung ab. Betrachtet man nur den Kohlendioxid-Ausstoß, ist die Bilanz des Import-Apfels etwa im Mai und Juni besser. Geht es um die gesamte Ökobilanz, schneidet der regionale Apfel meist etwas besser ab. Eine relativ vereinfachte Faustregel ist daher auch beim Apfelkauf: saisonal und regional ist noch immer die beste Wahl.

Doch muss der Apfel auch Bio sein? Immer wieder werden Rückstände aus der Schädlings- und Krankheitsbekämpfung an Äpfeln aus konventionellem Anbau nachgewiesen. Diese sollen allerdings abwaschbar sein. Wer ganz sicher gehen möchte, sollte auf Bioprodukte zurückgreifen. Im ökologischen Landbau ist der Einsatz etwa von Pestiziden nicht gestattet. Umweltschadstoffe allerdings lagern sich auch auf Bio-Äpfeln ab und müssen abgewaschen werden.

Ein anderer Aspekt ist die Biodiversität. Sie ist auf Streuobstwiesen nachgewiesen höher als auf Plantagen. Doch auch diese sind keine grünen Wüsten: Obstbäume stehen in der Regel auf Grasstreifen, die Humus festhalten, und zusätzliche Blühstreifen sorgen für Artenvielfalt – denn ohne Insekten gibt es auch keine Äpfel.

Alles Apfel? Mythen, Sagen und Co.

Der Apfel ist im Christentum das Objekt der Verführung, dessen Verzehr die Menschen direkt aus dem Paradies vertrieb. Seither gilt der Apfel als Zeichen der Sünde – aber auch als Inbegriff der Liebe. Bei den Kelten hofften Könige und Helden, nach ihrem Tod ins legendäre Avalon, Apfelland, zu kommen. Isaac Newton soll angeblich das Gesetz der Schwerkraft verstanden haben, als ihm während eines Nickerchens ein Apfel auf den Kopf fiel. Und der Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell musste seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen, weil er dem Hut des tyrannischen Landvogts nicht huldigen wollte.

In Europa hießen südländische Früchte wie Melonen, Ananas, Quitten und Auberginen, die die frühen Entdeckungsreisenden mitbrachten, schlichtweg Apfel. Forschende gehen inzwischen sogar davon aus, dass die „goldenen Äpfel“ der griechischen Mythologie eigentlich Zitrusfrüchte waren. Es könnte also durchaus sein, dass der Apfel der Göttin Eris mit der Aufschrift „Der Schönsten“ eigentlich eine Zitrone war. Dieser Apfel wurde zum sprichwörtliche Zankapfel zwischen den Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite und löste schließlich den Trojanischen Krieg aus.

Ob Schneewittchen tatsächlich in einen vergifteten Apfel biss oder es sich um ein für europäische Gaumen scheußlich schmeckendes Import-Obst handelte – das wird sich kaum mehr nachvollziehen lassen.

Auch in der Gegenwart haben sich zwei Legenden um den Apfel gestritten: die Beatles und Macintosh. Keiner der beiden Rivalen konnte sich im Streit um alleinige Nutzungsrechte des Apfels als Marken-Logo durchsetzen. Der Apfel ist ein allgemeines Kulturgut.

Rezept

Apple Crumble

Elisabeth Raether, deren stets einfache, aber immer extrem leckere Rezepte regelmäßig in DIE ZEIT erscheinen, glaubt, dass die Welt besser wäre, wenn wir mehr Apple Crumble essen würden (ZEITmagazin Nr. 48/2015). Hier ist ihr Rezept:

Zutaten (für 4 Personen):

  • 1 kg Äpfel
  • 1 Prise Zucker
  • 1 EL Wasser
  • 100 g Mehl
  • 75 g Butter
  • 50 g Haferflocken
  • 100 g Zucker
  • 1 Prise Salz

Zubereitung:

Den Ofen auf 200 Grad vorheizen. Die Äpfel nicht schälen, aber vierteln. Das Kerngehäuse entfernen, dann die Schnitze einmal längs durchschneiden. In einem Topf mit einer Prise Zucker und 1 EL Wasser 5 Minuten lang dünsten.

In der Zwischenzeit Mehl und Butter in eine Schüssel geben, mit den Händen verkneten, bis die Mischung krümelig wird. Haferflocken und Zucker dazugeben sowie eine Prise Salz. Je nach Geschmack etwas Zimt oder Vanille dazugeben.

Die gekochten Äpfel in einer feuerfesten Form verteilen. Hafer-Mehl-Butter-Mischung gleichmäßig darauf verteilen. Den Apple Crumble 30 Minuten lang im Ofen backen.

Nadine Kraft