Nicht nur die Einstellung neuen Personals geschieht derzeit per Zoom & Co, sondern auch dessen Einarbeitung. Wie kommen Beschäftigte mental in der neuen Firma an, wenn sie im Homeoffice arbeiten müssen?
Im Fachjargon spricht man von „remote onboarding“, also der Einstellung und Einarbeitung von neuen Beschäftigten, die ihren Job wegen der Corona-Pandemie am heimischen Schreibtisch antreten müssen. Fachlich ist das Ankommen meist kein Problem, sozial dagegen schon eher.
Virtuelle Teamevents
Helen Baskaya arbeitet seit Dezember 2020 als Personalverantwortliche bei KIWI.KI in Berlin. KIWI.KI ist ein Start-up mit 50 Angestellten, das digitale Schlüssellösungen für die Wohnungswirtschaft anbietet. Helen Baskaya hat damit ihr eigenes „Onboarding“, also ihre Einarbeitungsphase, unter Corona-Bedingungen durchlaufen. Die 26-Jährige findet es wichtig, dass Unternehmen bewusst Arbeitszeit für virtuelle informelle Zusammenkünfte einplanen: „Die fachliche Einarbeitung ist das eine, aber das wirkliche Ankommen in einem neuen Kollegenkreis ist mindestens genauso wichtig“, erklärt die Personalerin. Den Mangel an persönlichen Treffen versucht das Unternehmen mit virtuellen Teamevents aufzufangen. „Zum Beispiel hat ein ehemaliger Koch aus unserem Team vor laufender Kamera einfach ein Gericht zubereitet“, erzählt Helen Baskaya. So lernen sich die Mitarbeitenden nicht nur von der beruflichen Seite, sondern auch mit privaten Vorlieben kennen.
Wohlfühlatmosphäre schaffen
Das Willkommenspaket aus Pulli und weiteren Kleinigkeiten schickt das Unternehmen nach Hause – anstatt es persönlich am ersten Arbeitstag zu überreichen. Zur Firmenkultur gehöre auch, dass neue „KIWIs“ in jeder Abteilung einige Stunden verbringen, um Produkt und Team aus verschiedenen Perspektiven besser kennenzulernen. Helen Baskaya: „Das war allerdings vor Corona auch schon so, nur läuft es jetzt eben online.“ Und dann hat die Personalerin einen simplen, aber wertvollen Tipp: Die Beschäftigten werden regelmäßig in informellen Gesprächen gefragt, wie es ihnen geht. Helen Baskaya: „Es ist ja einfach so: Da wir uns alle nicht mehr so häufig sehen, bekommen wir auch nicht mit, wenn es einem mal nicht so gut geht.“
Geraldine Friedrich
Tipps für das Online-Bewerbungsgespräch
Während Unternehmen Vorstellungsgespräche meist im Büro in einem professionellen Ambiente führen können, sind Bewerbende auf ihr Homeoffice angewiesen. Lutz-Martin Busch, Managing Director bei der auf Medizintechnik und IT spezialisierten Personalberatung HiTec Consult GmbH, nennt fünf Tipps für das Online-Vorstellungsgespräch:
- Schaffen Sie sich rechtzeitig ein ruhiges Umfeld und bitten Sie Familienmitglieder, Rücksicht zu nehmen.
- Setzen Sie sich vorab mit der Technik (Mikrofon, Lautsprecher, Kamera) auseinander und testen Sie diese.
- Loggen Sie sich rechtzeitig ein und bitten auch hier Ihre Familienmitglieder gegebenenfalls, die Internetleitung zu schonen.
- Achten Sie während des Gesprächs nicht nur auf angemessene Kleidung, sondern auch auf die richtige Sitzposition. Was gar nicht geht: liegend auf der Couch (und dieses Beispiel ist keine Fiktion).
- Achten Sie auf den richtigen Abstand zur Kamera. Ideal ist ein Halbprofil. Zu dicht an der Kamera kann eine sehr ungünstige Perspektive schaffen, bei der Ihnen das Gegenüber wortwörtlich in die Nasenlöcher schaut.
Zusatzwissen
Betriebliche Gesundheitsförderung auf Distanz
Online-Vortrag – Kommunikation im virtuellen Raum
Arbeiten in digitalen Räumen – damit entstehen veränderte kommunikative Anforderungen im Arbeitsalltag sowie im Austausch mit den Beschäftigten. Bei diesem Vortrag erfahren Abeitgeberinnen und Arbeitgeber, wie virtuelle Kommunikation gelingen kann und wie sich eine vertrauensvolle und gesunde Zusammenarbeit im digitalen Umfeld etablieren lässt. Informationen zum Angebot erhalten Sie unter unserer BGM-Hotline 040 325 325 720. Lassen Sie sich inspirieren, wie gesundes Arbeiten via Distanz möglich ist, unter: www.dak.de/digitalesBGM
Drei Fragen an …
… Annette Lindstädt,
Lindmanns Lebendige Online-Veranstaltungen
Frau Lindstädt, wie schafft man in Online-Meetings menschliche Nähe?
Das Informelle, was sonst am Rande von beruflichen Meetings automatisch stattfindet, muss im virtuellen Raum explizit geplant werden. Netzwerken ist online ein eigenständiger Programmpunkt. Mit interaktiven Methoden lässt sich der Austausch gezielt fördern. Inzwischen gibt es einige Tools, die informelle Kommunikation in Kleingruppen unterstützen.
Wie lange dürfen Online-Veranstaltungen maximal dauern, damit Augen und Rücken nicht irgendwann streiken?
Wenn eine Online-Veranstaltung gut strukturiert ist und genügend Abwechslung bietet, kann sie auch mehrere Tage dauern. Wichtig sind regelmäßige „echte“ Bildschirmpausen. Bei langen Veranstaltungen kann man Programmpunkte mit Bewegungseinheiten direkt einplanen.
Welche Tipps können Sie Unternehmen gerade für neu eingestellte Beschäftigte geben?
Um neue Teammitglieder schnell einzubinden, ist es wichtig, Online-Begegnungen gezielt zu planen. Etwa mit Teammeetings, die echten Austausch fördern, festen Videosprechstunden zur Einarbeitung, virtuellen Tandems aus „alten Hasen“ und neuen Mitgliedern – aber auch mit einer gemeinsamen Mittagspause jeden Dienstag.