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Familie & Freizeit

Entspannung für Kinder

Auszeit vom stressigen Alltag
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Leistungsdruck, Freizeitstress und Reizüberflutung – schon auf die Kleinsten prasselt im Alltag jede Menge ein. Viele Kinder leiden deswegen an Nervosität und Schlafproblemen. Ruhephasen und kindgerechte Entspannungsübungen können helfen, das innere Gleichgewicht der Kleinen wiederherzustellen. Wir zeigen, wie es geht. 

Schon der Alltag unserer Kinder steckt voller Termine und Zeitdruck: morgens früh aufstehen, vormittags Kita oder Schule, nachmittags warten Kurse und Hausaufgaben und zwischendurch sorgen digitale Medien für immer neue Reize. Am Abend ist der Nachwuchs dann zwar ziemlich erschöpft, findet aber trotzdem nicht zur Ruhe. Laut einer DAK-Studie leidet fast jeder dritte Schüler unter Schlafstörungen.

Immer unter Strom
Ist der Mensch dauerhaft zu vielen anregenden Reizen ausgesetzt, erhöhen sich Blutdruck und Herzschlag. Der Körper steht quasi „unter Strom“. Für Kinder ist es besonders schwierig, mit dieser Situation umzugehen, sie können nicht abschalten. Insbesondere kleine Kinder merken nicht, wann sie eine Pause brauchen und drehen stattdessen immer weiter auf. Bewusste Ruhephasen und kleine Übungen können ihnen helfen zu entspannen. Wenn Kinder schon von klein auf Entspannungsmomente kennenlernen, wachsen sie ganz selbstverständlich damit auf. Wer mag, kann sogar schon im Babyalter mit Babymassagen starten. Kuscheln, Nähe und Geborgenheit bieten Kindern eine gute Möglichkeit zur Entspannung.

 

5 Tipps für entspannte Kinder

  • Für echte Freizeit ohne Termine sorgen
  • Auf eine ausgewogene Mischung aus Bewegung und Ruhe achten
  • Reize reduzieren, wie Medienkonsum, Überangebot an Spielzeug, ständige Aktivitäten
  • Ruhige Rituale im Alltag verankern, zum Beispiel in Form von Kuschel- und Vorlesezeiten
  • Eltern als Vorbilder, die Ruhe statt Hektik verbreiten

Geschichten und Berührungen
Mit einer Mischung aus Geschichten und leichten Berührungen können schon die Kleinsten prima entspannen. Je spielerischer die Herangehensweise ist, desto eher wird das Interesse der Kinder geweckt. Als Einstieg eignen sich zum Beispiel kleine Fingerspiele oder ein ruhiges Lied. Dabei können sanftes Schaukeln und Wiegen Geborgenheit vermitteln, denn es erinnert Kleinkinder an das vertraute Gefühl vor ihrer Geburt. Auch die Zeit beim Wickeln lässt sich wunderbar zur Entspannung nutzen – mit einer kurzen Massage für Füße, Beine und Bauch. Kleine Spiele zur Rückenwahrnehmung können ebenfalls Spannungen abbauen. Die Kinder können sich bequem hinsetzen oder legen und bekommen eine Geschichte erzählt, die durch Berührungen auf dem Rücken begleitet wird: Sie spüren Regentropfen, das Krabbeln einer Spinne oder das leichte Klopfen an der Tür. Das fördert auch die Wahrnehmungsfähigkeit. Schöne Anregungen gibt das Buch „Auf deinem Rücken tut sich was“ von Karin Schaffner. Genauso gut eignen sich aber auch selbstausgedachte Geschichten oder nacherzählte Erlebnisse.

Fantasiereisen
Kinder ab vier oder fünf Jahren können auf eine sogenannte Traum- oder Fantasiereise gehen. Dabei handelt es sich um eine kindgerechte Variante des Autogenen Trainings. Die Kinder nehmen eine bequeme Position ein und schließen die Augen. Mit angenehmer und ruhiger Stimme wird ihnen eine Geschichte erzählt, die sie auf eine fantasievolle Reise mit glücklichem Ausgang schickt. Die Erzählungen ermöglichen es dem Kind, Sinneseindrücke und Empfindungen wahrzunehmen. Elemente aus dem Autogenen Training wie „ruhig sein“, „schwer sein“ und „warm sein“ werden in die Geschichte eingebaut und so für das Kind erlebbar. Die Geschichten lassen sich auch mit schönen Erlebnissen aus dem Leben des Kindes anreichern, so kann die innere Reise noch besser gelingen. Der Fantasiereise-Klassiker „Die Kapitän-Nemo-Geschichten“ von Ulrike Petermann und zahlreiche andere Bücher liefern Ideen. Fantasiereisen lassen sich als Einschlafritual nutzen oder für eine kleine Ruhephase. Manche Kinder möchten hinterher auch über ihre Erfahrungen reden oder ein Bild malen.

Bei allen Übungen sollten die Kinder aufmerksam begleitet werden. Gerade bei sehr aktiven Kindern kann das ungewohnte Stillsein auch Ängste freisetzen oder eine noch stärkere Unruhe hervorrufen. Bei Erkrankungen von Magen-Darm und Herz-Kreislauf sowie Asthma, Epilepsie oder Depressionen sollte vor den Übungen Rücksprache mit dem Kinderarzt gehalten werden.

Yoga
Ein Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe ist für Kinder besonders wichtig. So wird die Entspannung erst richtig spürbar. Yoga bietet genau das: Dynamische Körperübungen wechseln sich mit Ruhephasen ab. Bereits Kinder ab drei Jahren können spielerisch an Yoga herangeführt werden. Über kleine Geschichten funktioniert der Einstieg am besten. So sprechen Übungen wie der herabschauende Hund, der dann an einen Baum pinkelt, die Fantasie der Kinder an und machen Spaß. Durch Yoga lernen selbst kleine Wirbelwinde, die kaum stillsitzen können, sich von Reizüberflutungen zu lösen, sich zu entspannen und Kraft zu schöpfen. Sie erhalten einen guten Ausgleich für Körper und Geist und profitieren langfristig von einer verbesserten Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit und größeren Gelenkigkeit. Bevor Eltern Yoga mit ihren Kindern beginnen, sollten sie alle Übungen erst selbst beherrschen, um diese gemeinsam mit ihrem Kind erproben zu können. Alternativ werden inzwischen aber auch schon viele Yogakurse für Kinder angeboten.

 

 

Bei dauerhaften Beschwerden Hilfe holen

Stress und Druck können ein Kind richtig krank machen. Wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt, wenn Sie einige der typischen Symptome bei Ihrem Kind feststellen sollten: Ihr Kind ist zunehmend ängstlich, es möchte nicht mehr in den Kindergarten oder die Schule, hat keinen Appetit, schläft schlecht, klagt über Bauchschmerzen, muss sich übergeben, ist traurig und abweisend, zieht sich zurück.

Nina Alpers