Trockene, schuppende Haut, starker Juckreiz und gerötete Stellen: Neurodermitis betrifft oft schon die Jüngsten und ist eine der am häufigsten auftretenden Hautkrankheiten. Welche Auswirkungen Lebensmittel auf den Krankheitsverlauf haben und wie sich die Symptome mit einer ausgewogenen Ernährung lindern lassen, erfahren Sie hier.
Bereits 3,5 bis 5 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Neurodermitis und die Zahl der Erkrankten nimmt stetig zu. „Meist tritt Neurodermitis in den ersten Lebensmonaten und -jahren auf“, erklärt Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin. Bis zum Einschulungsalter seien die Betroffenen häufig wieder symptomfrei. Trotzdem kann es auch noch im Erwachsenenalter zu Krankheitsschüben kommen.
Die Ursachen sind unklar
Die genauen Gründe für Neurodermitis sind noch nicht bekannt. „Eine genetische Veranlagung, eine gestörte Hautbarriere und die Neigung des Immunsystems, auf harmlose Umweltreize zu reagieren, sind vermutliche Ursachen“, so Dr. Riedl. So können Umwelteinflüsse bei Menschen mit einer angeborenen Veranlagung die Krankheit auslösen. Die meist harmlosen Stoffe werden vom Körper als gefährlich eingestuft und dieser reagiert mit Entzündungen. Als mögliche Auslöser benennt Dr. Riedl Inhalationsallergene, Kontaktallergene, Irritanzien, Mikroorganismen, Klimafaktoren und Umweltgifte. Auch bestimmte Nahrungsmittel und psychischer Stress können die Krankheit verschlimmern.
Typische Symptome von Neurodermitis
Die Betroffenen leiden meist unter sehr trockener Haut, mit geröteten entzündeten Stellen. Diese sogenannten Ekzeme können stark jucken, sodass Betroffene sich häufig blutig kratzen, da erst dann der Juckreiz nachlässt. Im chronischen Stadium zeigt sich eine flächenhafte Verdickung und Vergröberung der Haut, die als Lichenifikation bezeichnet wird. Knötchen und Pusteln gehören ebenfalls zum Krankheitsbild. Das Befallsmuster sei dabei nicht unbedingt gleichbleibend, sondern könne sich in den verschiedenen Lebensabschnitten durchaus unterscheiden, so Dr. Riedl. Er erklärt: „Neurodermitis ist zwar nicht heilbar, allerdings ist es möglich, symptomfrei zu leben.“
Wie Ernährung bei Neurodermitis helfen kann
Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, die Symptome von Neurodermitis zu lindern. Sie stärkt den Körper gegen Infekte, die Krankheitsschübe auslösen können. Generell gilt es Alkohol, Zucker, starke Gewürze und Fertigprodukte zu meiden, da diese sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken können. Viele Betroffene reagieren zudem sehr ähnlich auf bestimmte Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Fisch und Aufschnitt. Hier gilt es, besonders wachsam zu sein, doch es muss nicht gleich auf alles verzichtet werden. Besser ist es behutsam individuell zu testen, welche Nahrungsmittel die Krankheit auslösen oder verschlimmern und damit als sogenannte „Trigger“ fungieren. Ein Ernährungstagebuch kann helfen herauszufinden, gegen welche Produkte eine Unverträglichkeit besteht. Darüber hinaus empfiehlt Dr. Riedl, bei Neurodermitis vor allem viele Omega-3-reiche pflanzliche Lebensmittel, wie Raps- oder Leinöl zu verzehren und auch neben der Ernährung gut auf sich zu achten. Regelmäßiger Sport kann ebenso helfen wie Entspannungsübungen.
Nia-App hilft Eltern
Vor allem Eltern mit kleineren Kindern fühlen sich oft unsicher im Umgang mit Neurodermitis. Hier gibt es nun schnelle und personalisierte Hilfe. Die App „Nia“ basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und kann Eltern betroffener Kinder unterstützen. Sie ist damit eine sinnvolle Ergänzung zur kinderärztlichen Behandlung. Die App wurde bereits mit dem europäischen EIT Health Headstart Award 2020 ausgezeichnet.
Die Vorteile von „Nia“
- Einfache Dokumentation von Symptomen und Krankheitsschüben
- Wichtige Informationen zu Themen wie Medikamente, Körperpflege, Ernährung, Bewegung und Psyche
- Nutzung künstlicher Intelligenz zur Analyse von Schubauslösern
- Report für den behandelnden Arzt, der übersichtlich und ausführlich über den Gesundheitsverlauf informiert
Weitere Informationen zur Nia-App gibt es auf dak.de/nia
Lebensmittel, die häufig schlecht vertragen werden
- Alkohol, Zucker, starke Gewürze
- Rote Kräuter- und Früchtetees, Kakao, Kaffee, Softdrinks
- Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Kiwis, Pfirsiche, Zitrusfrüchte, Rhabarber
- Knoblauch, Karotten, Tomaten, Paprika, Sellerie, Sauerkraut, Zwiebel
- Haselnuss, Erdnuss, Walnuss
- Walnussöl, Süßrahmbutter, Schweineschmalz, Essig-Öl-Dressing
- Weizen, Roggen, Erdnussbutter, Sojaprodukte
- Fast Food, Fertiggerichte, Fleisch und Aufschnitt von Schwein, Wurst mit Farb- und Zusatzstoffen, alle Fische oder Meeresfrüchte,
- Hühnereier, Milchprodukte, Edelschimmelkäse
Gut bei Neurodermitis
- Omega-3-reiche pflanzliche Lebensmittel, wie Raps- oder Leinöl
- Sport und Entspannungsübungen
- Vermeidung von psychischem Stress
medicum Hamburg
Dr. Riedl, bekannt aus den Ernährungsdocs im NDR-Fernsehen, ist Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin am medicum Hamburg. Die frühere „Diabetiker Zentrale Hamburg“ ist heute das größte deutsche Zentrum für Ernährungsmedizin. Die Ernährungsmedizin bietet alternative Ansätze zur klassischen Medizin. Neben Diabetes werden im medicum Hamburg auch weitere Fachrichtungen ganzheitlich und übergreifend betreut. Integraler Bestandteil des ganzheitlichen Therapieansatzes sind ein Hausarztzentrum für die Innere Medizin, Augenheilkunde, Kardiologie, Angiologie, Nephrologie, Fußambulanz sowie die Psychotherapie. So können gesundheitliche Zusammenhänge aus unterschiedlichen medizinischen Perspektiven betrachtet werden.„Die Ernährungsdocs: Wie Sie mit der richtigen Ernährung Krankheiten vorbeugen und heilen können“ ist im ZS Verlag erschienen.