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Faszination Darts

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„Oneeeeehundreeeedandeiiightyyy!“ Wenn bei der alljährlichen Darts-Weltmeisterschaft im ehrwürdigen Londoner Alexandra Palace dieser Ruf für 180, die höchste zu erzielende Punktzahl ertönt, dann flippen die Fans in ihren ausgefallenen Kostümen regelmäßig aus. Darts boomt – als Fernsehereignis mit einem Millionenpublikum, aber auch als Freizeitsport. Was ist dran an dem Geschicklichkeitsspiel, das immer noch vom Kneipenimage geprägt ist und wie viel Sport steckt dahinter?

Drei Pfeile, die aus einer Entfernung von exakt 2,37 Metern möglichst präzise auf eine in viele Felder unterteilte Scheibe geworfen werden – es braucht nicht viel, um Darts zu spielen. Die Zugänglichkeit zum Sport ist ein Grund für seine Beliebtheit – Dartboards finden sich überall, und der Sport, als solcher vom olympischen Komitee anerkannt, ist gesellig. Man spielt einzeln oder im Team gegeneinander: Kinder gegen Eltern, Abteilung gegen Abteilung oder im Freundeskreis. Das macht Spaß und die Kosten sind überschaubar. Laut des Deutschen Dart-Verbandes (DDV) spielen derzeit rund 14.000 Menschen bundesweit Darts im Verein, darunter auch zahlreiche professionelle Dartspieler. Die 29. Darts-WM findet vom 15. Dezember bis 3. Januar 2022 im Alexandra Palace, London, statt.

Ist Darts auch gesund?

Klar: Ein Ausdauersport ist Darts nicht. Wer auf Fettverbrennung aus ist, sollte sich eine andere Sportart suchen. Durch das punktgenaue Zielen wird aber die Koordinations- und auch die Konzentrationsfähigkeit gefördert. Darts erfordert, besonders im Wettkampf, eine enorme mentale Stärke, da meist 1 zu 1 gespielt wird – und das über mehrere Stunden. Zudem ist hier Millimeterarbeit gefordert. Darts ist außerdem gelenkschonend, Verletzungen sind eher selten. Dennoch ist es aufgrund der Haltung ratsam den Rücken mit regelmäßigem Training zu stärken. Und als kommunikativer Sport in Gemeinschaft ist Darts auch gut für die Seele.

Zielscheibe Dartboard

Darts ist Millimeterarbeit, Präzision ist gefragt. Auf dem Board sind die Zahlen von eins bis zwanzig verteilt, neben einer hohen Zahl befindet sich immer eine niedrigere. Ein äußerer und ein innerer Ring zieren das Board. Bei einem Treffer im äußeren Ring zählt die Punktzahl doppelt, bei einem Treffer im inneren Ring dreifach. DIe höchste Punktzahl ist also 180 („onneeeeehundreeeedandeiiightyyy!“). Trifft man beispielsweise mit drei Pfeilen im inneren Ring die „20“, zählt dies dreifach und die Person erhält die maximale Punktzahl. Die Mitte des Boards, das sogenannte Bulls‘ Eye (rotes Feld), zählt 50 Punkte.

 

Rechnen sollte man können

Bei der gängigsten Spielart zählt man von 501 runter bis zur Null, der letzte Pfeil muss in einem Doppel landen, in einer Zahl im äußeren Ring. Wo muss er also hin, wenn noch 36 Punkte übrig sind? Genau: in die Doppel 18. Erzielen Spielende mehr Punkte, landet der Dart zum Beispiel in der Doppel 20, haben sie überworfen – die letzte Punktzahl bleibt bestehen. Weil das ganz schön schwer ist, kann je nach Lust und Laune die Ausgangs-Punktzahl verändert und das Spiel auch mit einem Wurf in ein einfaches Feld beendet werden. Für diejenigen, die es nicht so mit Zahlen haben: Elektronische Dartboards übernehmen das Rechnen der Punkte automatisch. Übrigens: Profis schaffen 501 schon mal mit neun Darts.

Spiel mit langer Tradition

Vermutlich hat Darts einen kriegerischen Hintergrund: Wurfpfeile als Waffe wurden etwa von den Franzosen genutzt, als Kneipen-Sport populär wurde Darts in England. 1896 legte der Zimmermann Brian Gamlin die Einteilung der Dartscheibe fest. Als Vorbild sollen ihm Wagenräder und deren Speichen gedient haben. Um einen Abwurfpunkt zu finden, so die Legende, stapelte man Bierkisten hintereinander und kam so auf 2,37 Meter. Anfänglich dienten Truthahnfedern zur Stabilisierung der Pfeile. Anfang des 20. Jahrhunderts fanden die ersten Wettbewerbe statt.

Rainer Busch