Snackification, Urban Food und Beyond Plastic sind einige der Schlagworte des Food Reports 2020 des Zukunftsinstituts und der Lebensmittel Zeitung. Wir erklären, was sich dahinter verbirgt und wie sich unsere Esskultur verändert.
Insektenburger, Jackfrucht und Bowls im vergangenen Jahr drehte sich bei der Ernährung viel um alternative Proteinquellen, Fleischverzicht und Instagram-tauglich angerichtetes Essen in Schüsseln. 2020 rücken besonders die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz weiter in den Fokus. So gerät zum Beispiel auch die seit Jahren überaus beliebte Avocado immer mehr in Kritik. Denn um die große Nachfrage nach dem exotischen Superfood zu bedienen, werden in den Anbauländern Waldflächen gerodet und der große Wasserbedarf bei der Aufzucht führt zu Wasserknappheit bei der einheimischen Bevölkerung. Statt weiter auf Exoten zu setzen, die bei Anbau und Transport zur Umweltverschmutzung beitragen, steht Regionalität hoch im Kurs. Und das nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt.
Urban Food
Das Bewusstsein für gesundes Essen in Verbindung mit Nachhaltigkeit wird immer größer, sodass die Bedeutung fleischloser Alternativen wächst. Verbunden damit werden auch die Herkunft und Verarbeitungsweise von Lebensmitteln stärker hinterfragt und Zusatzstoffe kritisch betrachtet. Neue Technologien lassen die Landwirtschaft in den urbanen Raum einziehen. Nahrungsmittel werden nicht länger nur auf dem Land oder in Fabrikhallen außerhalb der Städte produziert. Stattdessen rücken Produktion, Verarbeitung und Konsum immer enger zusammen. Vorläufer dieses Trends waren in den vergangenen Jahren bereits Urban Gardening oder Urban Farming Projekte, bei denen auf Hausdächern oder Balkonen Obst und Gemüse gezüchtet wird. Dies soll sich weiter durchsetzen und es wird spannend, ob tatsächlich immer mehr Lebensmittel im großstädtischen Anbau entstehen. Doch Trendforscherin und Ernährungsexpertin Hanni Rützler ist sich dessen sicher und prognostiziert im Food Report 2020: „Die Zukunft der Nahrungsmittelversorgung liegt auch in der Stadt“.
Snackification
In unserem Arbeitsalltag müssen wir immer flexibler werden. Was uns dabei am meisten fehlt, ist Zeit. Es wundert also nicht, dass auch unsere Mahlzeiten flexibler gestaltet und klassische Hauptmahlzeiten durch Snacks ersetzt werden. Gegessen wird nicht mehr dreimal täglich zu festen Uhrzeiten, sondern wann immer es gerade passt. Allerdings ist der Anspruch an die kleinen Mahlzeiten deutlich gestiegen. Statt fettiger und ungesunder Fast-Food-Produkte als schnelles Essen zwischendurch geht der Wunsch zu ausgewogenen Mini-Mahlzeiten. Diese sollen sich einfach in den Alltag integrieren lassen und beim Verzehr nicht für ein schlechtes Gewissen sorgen. „Der Trend zur Snackification fordert Gastro-Konzerne heraus. Variable Portionsgrößen, Transparenz und flexible Öffnungszeiten werden wichtiger“, erklärt Hanni Rützler.
Beyond Plastic
Wie sieht die Zukunft der Lebensmittelverpackung aus? Das ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit und wird auch 2020 die Foodbranche beschäftigen. Durch das ausgeprägtere Bewusstsein für Klimaschutz und Nachhaltigkeit werden uns umweltfreundliche Verpackungen immer wichtiger. Plastik gerät zunehmend in die Kritik. Erste Supermärkte haben reagiert und Plastiktüten aus ihrem Angebot verbannt. Auch der verpackungsfreie Einkauf in Unverpackt-Läden boomt. Doch noch ist viel Luft nach oben und auf diesem Gebiet wird sich auch in diesem Jahr wieder viel tun. Es sind vor allem Start-ups, die an Lösungen tüfteln und das globale Plastikproblem mit innovativen Ideen in den Griff bekommen wollen. Die Bandbreite reicht von essbaren Strohhalmen über biologisch abbaubare Kaffeekapseln hin zu Papier aus Zellulose als Alternative zu Alufolie und Backpapier und selbst gemachten Wachstüchern.
Nina Alpers