Plötzlich ist sie da: Eine kleine, unangenehm schmerzende Schwellung am Lid. Die gute Nachricht: Bei Gerstenkörnern handelt es sich in der Regel um eine harmlose Entzündung am Augenlid, die mit Therapie meist schnell abheilt. Dr. Andrea Lietz-Partzsch und Christian Theinert vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands geben Hinweise, was zu tun ist.
Auslöser der Entzündung sind Bakterien, die sich in Talgdrüsen am Augenlid eingenistet haben. Sie verursachen eine schmerzhafte Schwellung und Rötung des Augenlids. Eine Therapie mit einer antibiotischen Augensalbe führt dann meist zu einem schnellen Verschwinden des Gerstenkorns. „Bei geringen Beschwerden können Sie zunächst auch abwarten“, sagt Dr. Lietz-Partzsch. Denn in manchen Fällen verschwindet das Gerstenkorn nach Tagen bis wenigen Wochen spontan. Von beliebten Hausmitteln wie feuchten Umschlägen mit Kamille für die Augen rät Dr. Lietz-Partzsch ab: „Denn Kamille kann an der empfindlichen Bindehaut des Auges und an den Lidern allergische Reaktionen auslösen“, erklärt die Augenärztin.
Antibiotische Behandlung mit Salben, Tropfen oder Tabletten
Verschwinden die Beschwerden nicht, ist ein Besuch bei der Augenärztin ratsam. Denn bei einer sehr starken Entzündung kann manchmal auch eine Therapie mit Tabletten erforderlich sein. „Sie beschleunigen den Heilungsprozess und sorgen dafür, dass Schmerzen und die Rötung schneller abklingen. Zugleich verhindern sie, dass die Bakterien noch andere Bereiche infizieren“, erläutert Christian Theinert. Sollte das Gerstenkorn – Augenärzte sprechen vom Hordeolum – hartnäckig sein und auch nach Wochen nicht abheilen, kann eine operative Entfernung nötig sein. „Eine histologische Untersuchung stellt dann sicher, dass es sich wirklich um ein Gerstenkorn und nicht etwa um einen Tumor gehandelt hat.“.
Vorsicht bei häufigem Auftreten
Vorsicht ist geboten, wenn es immer wieder zu Entzündungen an den Augenlidern kommt. Mit einer sorgfältigen Lidrandpflege lässt sich oft schon viel erreichen: Mit einem Wattestäbchen und lauwarmem Wasser die Lidkanten sanft vom äußeren zum inneren Augenwinkel hin reinigen, eventuell mehrfach täglich. Menschen, die Kontaktlinsen tragen, sollten für eine Weile auf die Linsen verzichten und auf die Brille zurückgreifen. Das gehäufte Auftreten von Entzündungen an den Lidern kann aber auch ein Hinweis auf eine Immunschwäche sein, die ärztlich abgeklärt werden sollte. Auch bei Menschen mit einer Zuckerkrankheit kann es häufiger zum Gerstenkorn kommen, weshalb der Blutzuckerspiegel überprüft werden sollte.
Dr. Andrea Lietz-Partzsch und Christian Theinert vom Berufsverband der Augenärzte Deutschland
Kein Beleg für häufige Augenentzündungen
durch Mund-Nasen-Schutz
Für Berichte, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes zum vermehrten Auftreten von Entzündungen wie einem Gerstenkorn beiträgt, gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege. Wer die angesichts der Corona-Pandemie ausgesprochenen Hygiene-Empfehlungen konsequent befolgt, der senkt sogar das Risiko einer Augenentzündung: Häufiges und gründliches Händewaschen und ein regelmäßiger Tausch der Mund-Nasen-Bedeckung sorgen dafür, dass weniger Erreger ins Auge geraten können.