Auf dem Saft steht „Mit wertvollen Vitaminen“, der hippe Insta-Kanal feiert einen gesunden Kuchen und vom Kind kommt nur: „Iiii, da ist ja was Grünes drin!“ Eltern wissen: Gesundes Essen kann eine echte Herausforderung sein. Doch 77 Prozent der Erkrankungen in Industrieländern werden vom Lebensstil beeinflusst – die Ernährung spielt dabei die größte Rolle. NDR-Ernährungs-Doc Silja Schäfer sagt: „Es braucht Zeit und Geduld, aber die Investition lohnt sich. So erfahren Kinder von klein auf, welche Vorzüge eine gesunde Ernährung hat!“ Die Ernährungsmedizinerin ist auch als fit4future-Botschafterin aktiv. Die Präventionsinitiative der DAK-Gesundheit und der fit4future foundation macht sich an Schulen und Kitas für eine gesunde Lebensweise stark. Im Interview gibt Dr. Schäfer Tipps, wie ausgewogene Ernährung im Familienalltag nachhaltig gelingt.
Dr. Schäfers Rezepttipp
Probieren Sie mal Kekse aus zwei überreifen, zerdrückten Bananen und 100 Gramm zarten Haferflocken: Vermischen, in kleinen Häufchen auf Backpapier setzen und bei 175 Grad 20 Minuten lang backen.Frau Dr. Schäfer, kann ich beim Einkaufen bedenkenlos zugreifen wenn „An die Bedürfnisse von Kindern angepasst“ oder „Extraportion“ auf der Packung steht?
Nein, Kinder brauchen aus gesundheitlicher Sicht keine speziellen Kinderlebensmittel. Diese enthalten oft zu viel Zucker, Fett, Salz oder Zusatzstoffe und sind am Ende ein teurer Trick der Lebensmittelindustrie. Fördern Sie lieber den Verzehr frischer und gemeinsam zubereiteter Speisen. So wissen alle, was drinsteckt, und essen dann vielleicht auch mal das „eklige“ Grüne.
Von Agavendicksaft bis Zucker: Was ist besser?
Zugesetzter Zucker ist aus gesundheitlicher Sicht gar nicht nötig. Kinder zwischen zwei und vier Jahren sollten nicht mehr als 16 Gramm Zucker pro Tag essen, Kinder bis sieben Jahre nicht mehr als 20 Gramm. Ansonsten genügt es, wenn ihn der Körper in Form von Obst, Gemüse, Getreide und Milchprodukten bekommt. Wenn es Süßes sein muss: Nehmen Sie lieber nur 60 Prozent der in Rezepten angegebenen Zuckermenge und ergänzen Sie mit Honig, Ahorn-, Dattel- oder Reissirup, Trocken- oder reifem Obst. Produkte wie Xylit oder Agavendicksaft sind dauerhaft und einseitig eingesetzt aus gesundheitlichen und Umweltgründen eher ungünstig.
Wie gelingt gesundes Essen im Alltag?
Es ist wichtig (und beruhigend!) zu wissen: Geschmack ändert sich ständig. Das Gemüse, das mit vier Jahren nicht schmeckt, ist mit neun vielleicht heiß geliebt. Testen Sie Familienregeln und Challenges wie „Alles probieren“. Schaffen Sie Familienroutinen: Genießen Sie eine gemeinsame Mahlzeit am Tisch ohne Ablenkung und kauen Sie in Ruhe. Dann können Sie davon ausgehen, dass die Nährstoffe des Essens gut über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden und die Kinder altersgerecht versorgt sind.