Wer sich gesund ernähren möchte, denkt vielleicht an Sushi, mediterranes Gemüse oder Salat. Deutsche Hausmannskost hingegen hat eher den Ruf, kalorienreich und schwer zu sein – dabei muss das gar nicht zwingend so sein.
Hausmannskost steht für deftige, satt machende Gerichte, die regelmäßig bei den Eltern oder Großeltern aufgetischt wurden. Rouladen mit Rotkohl, Schweinebraten mit Klößen oder Königsberger Klopse lassen so manchem das Wasser im Munde zusammenlaufen – wecken aber auch direkt Assoziationen an vollgeladene Teller und einen schweren Bauch. In der heutigen, auf gesunde Ernährung bedachten Gesellschaft nicht gerade die Idealvorstellung einer Mahlzeit.
Geschichte der Hausmannskost
Der Begriff „Hausmannskost“ stammt aus dem 16. Jahrhundert und beschreibt eine Mahlzeit, die den Hausherrn gesättigt hat um ihn, gerade bei körperlich anstrengender Arbeit, mit ausreichend Energie für den Tag zu versorgen. Gekocht wurde, was saisonal und regional verfügbar und dadurch günstig war – ein aus heutiger Sicht vorbildlicher Ansatz. Auch Reste wurden nicht weggeworfen, sondern zu einem anderen Gericht weiterverarbeitet. So entstand zum Beispiel das Bauernfrühstück, bestehend aus Eiern, Bratkartoffeln und Fleischresten.
Inzwischen hat sich ein Großteil der einst körperlich fordernden Tätigkeiten an den Schreibtisch verlagert. Der Energieverbrauch im Arbeitsalltag ist dem Bewegungsmangel gewichen und mit ihm der Bedarf an sehr sättigenden Speisen.
Ist Hausmannskost ungesund?
Heute achten immer mehr Menschen darauf, sich möglichst kalorienbewusst, gesund und ausgewogen zu ernähren. Auf den ersten Blick ein Widerspruch zur deftigen Hausmannskost, die auf den zweiten Blick jedoch gar nicht so ungesund ist, wie oft angenommen wird. Zutaten wie Rotkohl, Brokkoli oder Wurzelgemüse haben zum Beispiel wenig Kalorien, aber dafür viele wertvolle Vitamine und Nährstoffe. Gleiches gilt für Gemüsesorten wie Bohnen, Kohlrabi oder Paprika sowie häufig genutzte Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen. Und Kartoffeln sind nicht nur sehr sättigend, sondern schneiden im Kalorienvergleich zu Nudeln auch deutlich besser ab.
Ungesund an klassischen Gerichten der Hausmannskost ist meist das Fett am Fleisch oder in der Soße. Auch die Zubereitungsart war häufig nicht optimal, da Geräuchertes oder Gepökeltes in angebratener Form möglichst nicht jeden Tag auf dem Teller landen sollte. Heute wird darum vermehrt auf eine schonende, weniger fettreiche Zubereitung geachtet.
Klassische Gerichte neu interpretiert
Weil Gerichte wie Eintopf, Braten oder Kohlrouladen auch heute noch gern gegessen werden, hat sich in Spitzenrestaurants die sogenannte „Haute Hausmannskost“ verbreitet. Dafür werden die klassischen Gerichte von Köchen neu interpretiert, um gewohnte Geschmackserlebnisse und nicht zuletzt auch Erinnerungen an Mahlzeiten an Omas Esstisch in zeitgemäßer Form wieder aufleben zu lassen. Das bedeutet: hochwertige Zutaten, moderne Zubereitungsmethoden und eine ansprechende Präsentation. Die für das Gericht charakteristischen Zutaten bleiben dabei gleich, werden aber auf neue Art und Weise kombiniert und angerichtet. Dank zahlreicher Fleisch-Alternativen gibt es inzwischen sogar vegetarische und vegane Varianten mancher klassischer Hausmannskost-Gerichte.
Klassisches Rezept zum Ausprobieren
Kohlrouladen
Zutaten für vier Portionen:
- 1 Kohl (Weißkohl oder Wirsing)
- 500 g Hackfleisch
- 500 ml Brühe
- 200 ml Sahne
- 100 g Speckwürfel
- 1 Ei
- 1 altes Brötchen
- 1 Zwiebel
- 2 EL Senf
- Gewürze: Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Majoran
Zubereitung:
Brötchen in Wasser einweichen und ausdrücken, anschließend mit Hackfleisch, Ei, Senf und der fein gehackten Zwiebel in einer Schüssel vermengen. Gut mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen, anschließend getrockneten Majoran hinzugeben und noch einmal verrühren.
Vom Kohl acht Blätter ablösen und kurz blanchieren, anschließend in Eiswasser abschrecken, trocken tupfen und nebeneinander auslegen. Kleine Mengen der Hackfleisch-Masse darauf verteilen. Die Blätter zusammenrollen und mit Küchengarn verschnüren.
Kohlrouladen in der hohen Pfanne mit Speckwürfeln anbraten, bis sie etwas Farbe bekommen haben, dann mit Brühe aufgießen. Zugedeckt 30 Minuten schmoren lassen, dann herausnehmen. Sahne in die Flüssigkeit gießen und etwas einkochen lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, dann als Soße zu den Rouladen servieren.