Heidi Wunner
Gesundheit & Fitness

Gold-Heidi: Weltmeisterin im Tischtennis

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Mit über 80 ging für DAK-Mitglied Heidi Wunner aus Rheinbreitbach ein Traum in Erfüllung: Sie trat bei der Tischtennis-WM der Senioren im Oman an – und errang zweimal Gold und einmal Silber.

Rheinbreitbach ist ein kleiner Ort südlich von Bonn, mit Fachwerkhäusern und einer über tausendjährigen Tradition im Weinbau. Der Kontrast zum Oman, in dem Anfang des Jahres die Tischtennis-WM der Senioren stattfand, könnte kaum größer sein. Heidi Wunner (84) erzählt begeistert von dem Wüstenstaat, von den breiten Straßen und glitzernden Malls: „So schön und beeindruckend hätte ich es mir dort nicht vorgestellt.“

Erfolgreiche Sportlerin

Auch von der Atmosphäre bei der Tischtennis-WM der Senioren kann sie nur schwärmen. Im Sultanat waren vom 16. bis 21. Januar 2023 in den verschiedenen Altersklassen rund 1.600 Teilnehmende aus 69 Nationen am Start. Für das sportliche DAK-Mitglied wurden die Wettkämpfe zum Schauplatz eines außergewöhnlichen Triumphs: Wunner darf sich nun Doppelweltmeisterin im Damen-Doppel und Mixed in der Klasse Ü 80 nennen, außerdem Vizeweltmeisterin im Damen-Einzel. „Ich wollte aufs Treppchen, aber gleich dreimal – damit habe ich nicht gerechnet. Es war der Wahnsinn!“

In Bewegung zu bleiben war für die erfolgreiche Sportlerin – die als amtierende Europa- und Deutsche Meisterin im Doppel in den Oman gereist war – seit jeher selbstverständlich. Schon weil sie für ihre verschiedenen Berufe fit sein musste: „Ich habe Krankenschwester gelernt, war später Sportlehrerin und dann Physiotherapeutin.“ In ihrer Jugend hat sie auch Hockey gespielt. „Das ließ sich dann aber mit der Arbeit nicht so gut vereinbaren.“ Auch Tennis, Inlineskaten und Wandern waren ihre Disziplinen. „Was man eben so macht“, sagt sie, und man kann sich gut vorstellen, dass ein Alltag ohne sportliche Aktivitäten für jemanden wie sie die Höchststrafe wäre.

Bewegtes Leben

Täglich Frühsport und zweimal die Woche Training in „ihrer“ Tischtennisabteilung des SV Rheinbreitbach sind aus dem Leben der Seniorin bis heute nicht wegzudenken. Obendrein hat sie im Keller Tisch und Ballmaschine „für zwischendurch“. Bis zu ihrem 80. Geburtstag war sie auch in der Jugendarbeit ihres Vereins sehr aktiv. „Dann habe ich das denen überlassen, die ich herangezogen habe. Ich unterstütze nur noch gelegentlich bei Bedarf.“ Auch ihre zwei Enkelkinder spielen gerne Tischtennis. „Aber der wichtigste Sport der beiden ist Hockey.“

Heidi Wunners Liebe zum Tischtennis nahm vor über 70 Jahren ihren Anfang: „Wir waren 1945 als Flüchtlinge nach Hamburg gekommen und hatten nicht viel. Dann kam dieser eine Weihnachtsabend, an dem nur ein bunter Teller unterm Baum stand. Die große Überraschung für mich und meine Geschwister gab’s draußen: einen Tischtennistisch samt Schlägern.“ Bald gingen tischtennisbegeisterte Jugendliche bei der Familie ein und aus. „Darunter waren auch welche, die im Verein aktiv waren und es besser konnten als ich. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt.“

Kämpfernatur

Ausdauer, Ballgefühl, Fitness, Konzentration, Reaktionsfähigkeit … Wer die kleinen Bälle übers Netz spielt und versucht, die Attacken der gegnerischen Seite zu parieren, trainiert dabei viele Fähigkeiten. Die 84-Jährige profitiert davon bis heute. Obendrein ist Heidi Wunner durch ihren Sport insbesondere in den letzten zwanzig Jahren viel in der Welt herumgekommen, Europa- und Weltmeisterschaften führten sie auch schon beispielsweise nach Brasilien und China. „Meine Urlaubsreisen habe ich anhand der Austragungsorte geplant.“

Gesundheitliche Rückschläge in den letzten Jahren, vom Bruch des Spielarms über eine doppelseitige Lungenentzündung bis zu Corona, konnten sie nicht aufhalten: „Ich hab mich immer wieder hochgekämpft, auch wenn andere gemeint haben, dass ich danach sicher nicht mehr spielen kann. Als Physiotherapeutin weiß ich ja, worauf ich achten muss.“ Für die Seniorin steht fest: „Solange es mir Spaß macht und ich das finanzieren kann, bleibe ich auch bei den Wettkämpfen dabei.“ Und warum nicht eines Tages sogar in der Klasse Ü 90? Die nächste WM hat Heidi Wunner jedenfalls schon fest im Blick: 2024 in Rom.

Annemarie Lüning

Fotos: David Riddering (Headerbild), Tischtennisverband Rheinland-Rheinhessen (Heidi Wunner im Oman), Klaus Riddering (Heidi Wunner mit Medaillen)