Langeweile und fehlende Normalität setzen Langzeit-Patienten im Krankenhaus oft schwer zu. Der Verein „HerzCaspar e. V.“ bringt deshalb mit einem Besuchsdienst mehr Farbe in den Klinikalltag junger Menschen.
Laurian Joneleit ist groß, hat ein offenes Gesicht und ein sicheres Auftreten. Als Mitglied von HerzCaspar e. V. besucht der 21-Jährige, der als Notfallsanitäter arbeitet und demnächst Medizin studiert, Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren im Krankenhaus. Miteinander reden, lachen, spielen oder schweigen – gemacht wird, was den Patienten gerade guttut.
Caspars Geschichte
Die Idee für den Besuchsdienst hatte der mittlerweile verstorbene Friedrich-Caspar von Schiller, der ihm auch seinen Namen gab. „Er war immer der Caspar mit dem Herz“, erklärt Laurian Joneleit, der mit Caspars Schwester befreundet ist. Von jetzt auf gleich war der Schüler aus Lauenbrück in Niedersachsen schwerkrank geworden, hatte sich mit 15 Jahren nach einer Bronchitis eine Herzmuskelentzündung zugezogen. Er war fast eineinhalb Jahre durchgängig im Krankenhaus, bekam ein Spenderherz und fasste in der Zeit den Plan, mehr Abwechslung und Normalität in den Klinikalltag zu bringen: „Junge Leute besuchen junge Leute – eine solche Organisation gab es noch nicht“, sagt Laurian. 2014 starb Caspar, 20 Jahre alt und kurz vor dem Abitur, infolge von Abstoßungsreaktionen nach einer Lungenentzündung. Seine Familie trieb das Projekt voran, im Herbst 2017 wurde HerzCaspar e. V. offiziell gegründet.
DAK-Initiative „Gesundes Miteinander“
Wir brauchen ein gesundes Miteinander, um gesund zu bleiben – und gesund zu werden. Deshalb setzt sich die DAK-Gesundheit mit der Initiative „Für ein gesundes Miteinander“ dafür ein, dass Werte wie Respekt, Freundlichkeit und Anteilnahme in den Vordergrund rücken, und unterstützt Projekte wie HerzCaspar. In unserem Podcast stellen Caspars Schwestern Fernanda und Xenia den Verein vor: gesundes-miteinander.de/podcast
Verständnis und Empathie
Aktuell gibt es vierzig aktive Mitglieder. Laurian gehört zu den 15 sogenannten „Buddies“, die ins Krankenhaus gehen. Die Pilotphase läuft im Kinder-UKE, einem Ableger der Uniklinik Hamburg-Eppendorf, wo auch Caspar behandelt wurde. „Längerfristig wollen wir an weitere Standorte, auch die Familien der Patienten unterstützen und Aufklärungsarbeit etwa in Schulen leisten, damit die Rückkehr in den Alltag besser klappt“, zählt Laurian auf. Der Verein beschränkt sich nicht auf ein Krankheitsbild: „Das Herz in unserem Namen steht für Empathie.“ Neben persönlicher Reife und positiver Ausstrahlung sei sie Voraussetzung für jeden Buddy.
„Wir werden auch von Psychologen unterstützt, um mögliche belastende Erlebnisse zu verarbeiten, und haben Ansprechpartner für Notfälle“, erzählt Laurian. Es sei zwar zum Glück noch nie vorgekommen, aber: „Theoretisch könnte unser Gespräch mit einem Patienten sein letztes sein.“ Die Buddies besuchen das Kinder-UKE in der Regel montagabends, gehen von Zimmer zu Zimmer und stellen sich kurz vor. Sie tragen blaue Shirts mit Logo, aber weder Clownsnase noch Kasperlemütze: „Wir verstehen uns nicht als Spaßmacher oder Animateure, das können andere besser – für andere Altersgruppen.“
Fast wie ein guter Freund
Längst nicht jeder bekommt viel Besuch von Familie und Freunden. Laurian erlebt manche Patienten anfangs als „distanziert und sehr mit sich beschäftigt, doch mit der Zeit tauen sie auf“. Manchmal lädt HerzCaspar zu Events ein wie Ostereier-Bemalen, zum Filmgucken oder einer Spielerunde. Oft kommen die Buddies auch „einfach zum Quatschen, wie mit Kumpels.“ Das Thema Krankheit bleibt dabei außen vor: „Wenn die Patienten es nicht ansprechen, tun wir das auch nicht.“ Laurian empfindet sein Ehrenamt als „sehr sinnstiftend. Man kriegt viel zurück und wird in gewisser Weise auch geerdet.“ Besonders gern erinnert er sich an den Kontakt zu einem Jungen aus Polen, der wie Caspar ein neues Herz bekommen hat und begeistert Geige spielt: „Obwohl unsere Interessen nicht wirklich passten, lief es toll. Ich war sogar mit ihm in der Elbphilharmonie.“
Zeitspender gesucht
Die meisten Buddies sind angehende Mediziner, dies ist jedoch keine Voraussetzung: Lizanne (21), die sich am Abend des fit!-Gesprächs über den Verein informiert, studiert beispielsweise Stadtplanung. Eintönige Monate im Krankenhaus kennt sie aus eigener Erfahrung. Sie hatte als Kind Leukämie.
Foto: Laurian Joneleit (links) war mit einem Patienten in der Elbphilharmonie.
Bilder: Che Eckert; HerzCaspar e. V.
Annemarie Lüning
Seien Sie dabei!
HerzCaspar freut sich über neue Mitglieder („Buddies“) für Besuche oder in den Bereichen Marketing, PR, Finanzen und Events. Spenden und Sachmittel von Firmen sind ebenfalls willkommen. Interesse? Kontakt: hallo@herzcaspar.info