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Hybrides Arbeiten gesund gestalten

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Noch nie war so viel Flexibilität gefragt und möglich. Mal muss die vollständige oder teilweise Rückkehr an den Arbeitsplatz organisiert werden, mal der Arbeitsplatz im Homeoffice. Wie kann Arbeit unter hybriden Bedingungen gesund gestaltet werden?

Ein hybrides Arbeitsumfeld bringt Herausforderungen für alle mit sich. Führungskräfte Büros neu gestalten und gleichzeitig die Arbeitsbedingungen und mehr für die Beschäftigten im Homeoffice klären. Noch nie war so viel Flexibilität gefragt und möglich. „New Normal“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass hybrides Arbeiten in Zukunft vermutlich der gängige Standard bleiben wird. Das fordert auch die Unternehmenskultur heraus. Laut Zukunftsforscher Matthias Horx zeigt sich jetzt, wo „eine konstruktive Vertrauenskultur“ und wo „eine Misstrauenskultur“ vorherrscht.  

Flexibilität ist gefragt

Erfolgreich sein kann demnach nur, wer flexible Angebote schafft. Diese können sehr unterschiedlich ausfallen. Microsoft Deutschland zum Beispiel hat schon lange vor Corona auf das Prinzip „Vertrauensarbeitsort“ gesetzt – ob im Büro, Homeoffice oder anderswo. Porsche erlaubt bald zwölf Tage mobiles Arbeiten pro Monat. Während viele Unternehmen bereits selbst aktiv werden, hält sich der Gesetzgeber noch bedeckt: „Der Begriff ‚Homeoffice‘ ist seit Beginn der Pandemie in aller Munde, eine gesetzliche Definition oder konkret hierauf bezogene verbindliche gesetzliche Regeln, insbesondere ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice, gibt es aber bislang nicht“, sagt Prof. Dr. Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement und einer der wichtigsten Human-Resources-Köpfe Deutschlands. „Zwar war der ‚Telearbeitsplatz‘ bereits lange vor Beginn der Pandemie in der Arbeitsstättenverordnung beschrieben“, so Prof. Volker Nürnberg weiter. Allerdings habe das Homeoffice im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung „weithin zu einem von der Telearbeit zu unterscheidenden Begriffsverständnis geführt.“

Tipp

Mithilfe einer anonymen Mitarbeiterbefragung können gesundheitliche Belastungen rechtzeitig erkannt werden. Darüber hinaus wird das Klima im Team offengelegt. So erfahren Führungskräfte, was ihre Mitarbeitenden bewegt, welche Ressourcen vorhanden sind, und können so zielgerichtete Maßnahmen einleiten.

Die DAK-Gesundheit stellt Unternehmen dieses Angebot auch in digitaler Form sowie in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Informationen und Buchung unter der BGM-Hotline 040 325 325 720 zum Ortstarif.

Herausfordernde Führung

„Auch im ‚New Normal‘ sind die psychischen Grundbedürfnisse des Menschen die altbekannten: Ruhe und Anregung, Wohlbefinden, Klarheit und Vertrauen, Anerkennung und Zugehörigkeit. Das im hybriden Arbeitsumfeld zu gewährleisten, fordert insbesondere die Führungskräfte heraus“, sagt Katharina Galeazzi, Trainerin und Beraterin mit dem Schwerpunkt Gesunde Führung bei der Motio Verbundgesellschaft mbH aus Leverkusen. Führungskräfte brauchen dafür ganz bestimmte Kompetenzen: Flexibilität gegenüber neuen Situationen, Offenheit für neue Methoden und Techniken, Fachwissen zu Medien und digitalen Techniken, aber auch Begeisterungsfähigkeit und Sinn für Diversity und Individualismus.  

Gesundheit im Blick behalten

Schaut man sich die Homeoffice-Situation in Deutschland an, scheint die Mehrheit der Beschäftigten gut klarzukommen – und auch dazuzulernen: Beim Update der DAK-Sonderanalyse „Digitalisierung und Homeoffice in der Corona-Krise“ im Februar 2021 gaben 63 Prozent der Antwortenden an, in den eigenen vier Wänden produktiver zu sein als im Büro – im April 2020 waren es nur 57 Prozent. Für die repräsentative Studie wurden über 7.000 Beschäftigte befragt. Nach Monaten im Homeoffice war auch die Arbeitszufriedenheit gestiegen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wurde ebenfalls besser bewertet als im Jahr zuvor. Allerdings zeigt die Neuauflage der Studie auch, dass sich 44 Prozent der Beschäftigten mit Kindern unter 18 Jahren häufig abgelenkt fühlen – was aber als Auswirkung der Corona-Krise nicht dem Homeoffice selbst angelastet werden kann. Viele Menschen mit potenziell Homeoffice-geeigneten Jobs gehen außerdem ins Büro, weil sie zu Hause zu wenig Platz haben. Und: Eine große Mehrheit der Beschäftigten gab an, nur einen Laptop von ihrer Firma zu erhalten, nicht aber eine ausreichende ergonomische Ausstattung für daheim.

„Es gibt Dinge, die sind dringend und wichtig. Gesundheit ist für viele Menschen wichtig, aber nicht dringend. Und diese Dinge, die nur wichtig sind, die fallen dann gerne hinten runter, wenn bekannte Gewohnheiten durchbrochen werden und bewährte Routinen nicht mehr da sind. Das ist für die Beschäftigten aus unserer Sicht die große Herausforderung“, sagt der Sportwissenschaftler Dr. Stefan Peters vom Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS).

Gesunde Routinen schaffen

Wenn das Arbeiten in vielen Unternehmen jetzt und in Zukunft nicht nur an einem Ort stattfindet, wie lassen sich gesunde Routinen etablieren? Regeln in einer hybriden Arbeitswelt müssen Antworten geben auf wichtige Fragen: „Wie arbeiten wir wann mit welchem Medium zusammen? Wer muss dabei sein? Wer muss informiert sein? Wer kriegt Rückmeldung? Damit einfach diese Klarheit entsteht, die man sonst im Büro hat, weil alle an einem Ort sind und Informationen leichter weitergegeben werden können. Bestenfalls werden diese neuen Regeln gemeinsam aufgestellt, also mit Partizipation der Mitarbeitenden oder Vertretungspersonen von Mitarbeitergruppen“, sagt Katharina Galeazzi. 

Um Arbeitsaufgaben und -ziele auch virtuell transparent zu machen, bieten sich zum Beispiel Projektmanagement-Tools oder tägliche Stand-up-Meetings an. Gerade in einer Zeit, in der Videokonferenzen zur neuen Selbstverständlichkeit werden, bekommen zudem regelmäßige Pausen eine besondere Bedeutung. Vereinbarte Meeting-freie Zeitfenster erleichtern das konzentrierte Arbeiten. Denn: Auch wenn die Versuchung groß ist, Videokonferenz auf Videokonferenz zu planen, weil es so unkompliziert und vermeintlich effizient ist – nicht jeder Call ist notwendig. Ein Übermaß an virtuellen Treffen hat außerdem bekanntlich negative Auswirkungen wie die „Zoom-Fatigue“: Studien zufolge strengen uns Video-Meetings mehr an als Live-Meetings. Wenn es die aktuelle Lage zulässt, können auch regelmäßige physische Team-Tage, zum Beispiel einmal im Monat, den Zusammenhalt und das Wohlbefinden stärken. 

„Am besten sollten für gesunde Routinen auch kurze Einheiten genutzt werden, weil diese sich flexibel ins hybride Arbeiten einpassen lassen“, sagt Dr. Stefan Peters. Um ständiges Sitzen zu reduzieren und zu unterbrechen, rät der Experte, möglichst alle 30 Minuten aufzustehen und eine ein- bis dreiminütige Bewegungspause einzulegen. Insgesamt, so empfiehlt es die Weltgesundheitsorganisation, sollten sich Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche ausdauernd bewegen und zwei Mal wöchentlich Kraftübungen für den ganzen Körper einbauen. Er ergänzt: „Eventuell machen in der Zukunft auch Beurteilungstools Sinn, um sagen zu können: Diese Routine passt gut zu Mitarbeiter X, diese Routine zu Mitarbeiterin Y – und so individuell gestalten wir auch die Arbeitsplätze. Das ist bisher nicht vorhanden.“

 

Katharina Galeazzi, Prof. Dr. Volker Nürnberg und Dr. phil. Stefan Peters beantworteten Fragen beim ersten digitalen BGM-Talk der DAK-Gesundheit. Das Motto der Veranstaltung lautete „New Normal – Hybrides Arbeiten gesund gestalten“. Die Präsentation und weitere Informationen finden Sie hier.

Zusammenhalt und Gesundheit fördern

Mit (hybriden) Teamentwicklungsprogrammen können Mitarbeitende für ihre Gesundheit sensibilisiert werden. Gleichzeitig wird der Zusammenhalt gefördert. Beschäftigte werden dabei aktiv in den Entwicklungsprozess einer gesunden Arbeits- und Teamkultur eingebunden. Das Angebot der DAK-Gesundheit richtet sich speziell an hybrid arbeitende Teams.

Mehr Informationen und Anmeldung unter der BGM-Hotline 040 325 325 720 zum Ortstarif. 

Weitere Informationen zu den Themen kurze Bewegungspausen sowie zur DAK-Homeoffice-Studie finden Sie unter: 

dak.de/digitalesBGM und dak.de/homeoffice 

Thomas Corrinth