Bild zum Beitrag 'Im Krankenhaus der Zukunft'
Zukunft & Innovation

Im Krankenhaus der Zukunft

Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , ,

Die Digitalisierung verändert das Gesundheitswesen. Krankenhäuser wandeln sich seit einigen Jahren zum „Smart Hospital“. Ein Beispiel: das Universitätsklinikum Essen. Zunehmende Digitalisierung und stärkere Patientenorientierung sind dabei kein Widerspruch – im Gegenteil.

Ganz plötzlich bricht der 68-jährige Hans M. aus Duisburg an einem Montagmorgen in seinem Hausflur zusammen. Als ihn sein Nachbar Herr S. wenig später auf dem Fliesenboden liegend vorfindet, ist Hans M. nicht ansprechbar. Entschlossen wählt Herr S. die 112, acht Minuten später ist der Notarzt mit seinem Team vor Ort. Noch aus dem Krankenwagen heraus werden dank Notfall-Ausweis alle Gesundheitsinformationen von Hans M. für seine elektronische Patientenakte ans Universitätsklinikum Essen gesendet. Dort weiß man bei der Ankunft somit bereits, dass der Duisburger zum Beispiel unter Herzrhythmusstörungen leidet oder welche Medikamente er einnimmt – und ist entsprechend gut vorbereitet.

Mehr Zeit für persönliche Patientenbetreuung

Die digitale zentrale Notaufnahme in Verbindung mit dem prähospitalen Echtzeit-Monitoring ist nur ein Beispiel dafür, wie sich das Universitätsklinikum Essen seit einigen Jahren zum „Smart Hospital“ entwickelt. „Es geht um ein digitalisiertes, wesentlich stärker als bisher auf den Menschen fokussiertes Krankenhaus. Viele denken dabei sofort an Robotermedizin oder Virtual-Reality-Brillen im OP. Diese gibt es bei uns zwar auch, doch soll die Digitalisierung überall dort, wo es sinnvoll ist, dafür sorgen, dass es am Ende den Menschen besser geht“, erklärt Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen.

 

Diagnostik mit Künstlicher Intelligenz

Die konkrete Umsetzung des „Smart Hospitals“ zeigt sich nicht nur bei Hans M. in der Notaufnahme, sondern auf dem gesamten Uniklinikum-Gelände. In der Radiologie etwa können Mediziner dank Künstlicher Intelligenz (KI) das Knochenalter eines Patienten genau bestimmen. In der Onkologie lässt sich auf diese Weise vorhersagen, wie stark ein bestimmter Tumor metastasieren wird. Und in der Augenklinik hilft KI dabei, den Augenhintergrund eines Patienten besser zu bewerten. Auch abteilungsübergreifend ist man „smart“: Ein digitales Service- und Informationscenter zum Beispiel macht das Uniklinikum für Menschen besser erreichbar; eine optimierte Belegungsplanung ermöglicht ein Tracking-System, das Krankenhausbetten und Geräte verortet. Damit man die Bedürfnisse von Menschen wie Hans M. zudem noch besser verstehen und bedienen kann, wurde 2017 das Institut für Patienten-Erleben gegründet.

„Smart Hospital“ vernetzt alle Akteure im Gesundheitswesen

„Dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz zum Beispiel wird künftig eine noch größere Rolle zukommen“, sagt Prof. Dr. Werner mit Blick in die Zukunft seines „Smart Hospitals“. Das 2019 gegründete, bundesweit einzigartige Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin wird dafür neue Wege aufzeigen, wie Diagnostik, Prävention und Therapie zusammengeführt werden können. „Das Krankenhaus der Zukunft ist im Endausbau kein Elfenbeinturm, sondern ein mit allen anderen Akteuren des Gesundheitswesens vernetztes Steuerungsmodul“, so der Vorstandsvorsitzende.

Hans M. jedenfalls ist begeistert, wie schnell und gut ihm in Essen geholfen wurde. Eine virtuelle Sprechstunde der Kardiologie macht es möglich, dass er bei Bedarf auch online, z. B. von zu Hause aus, Kontakt mit den Ärzten im Klinikum aufnehmen kann.

 

„Die Digitalisierung soll dafür sorgen, dass es am Ende den Menschen besser geht.“

 

Prof. Dr. Jochen A. Werner, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen. 

Institut für PatientenErleben

Das Institut für PatientenErleben am Universitätsklinikum Essen soll sicherstellen, dass bei allen Digitalisierungsmaßnahmen der Mensch und sein Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen. Dafür führen die Mitarbeitenden des Instituts regelmäßig Patientenbefragungen durch und klären bei öffentlichen Informationsveranstaltungen über die Aufgaben des Instituts auf. Sie sind außerdem Anlaufstelle und Interessensvertretung für Selbsthilfeorganisationen und tragen deren Impulse in die Kliniken hinein – im Rahmen von Beratungen und Coachings. 

Thomas Corrinth
Fotos: Universitätsmedizin Essen; Ralf Schultheiss