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Impfen: Eine Erfolgsgeschichte mit steinigem Weg

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Kinderlähmung, Diphterie und Pocken sind Krankheiten, die wir zwar dem Namen nach noch kennen, die aber bei uns nicht mehr vorkommen. Der Grund dafür sind wirksame Schutzimpfungen – doch wie hat sich das Impfen eigentlich entwickelt?

Am 14. Mai 1796 impft der britische Arzt Edward Jenner den achtjährigen James Phipps mit den für Menschen ungefährlichen Kuhpocken. Jenner entnimmt hierfür aus einer Pustel einer erkrankten Milchmagd Flüssigkeit. Einige Wochen später infiziert er den Sohn seines Gärtners mit dem gefährlichen Pockenvirus – der Junge erkrankt nicht und bleibt immun. Diese Schutzimpfung war, darin sind sich Ärzte und Historiker rückblickend einig, ein ethisch fragwürdiges und gefährliches Experiment. Heute gilt sie als Meilenstein beim Kampf gegen die Pocken, auch Blattern genannt. Das englische Wort für Impfen „Vaccination“ leitet sich daher vom lateinischen „Vacca“ für Kuh ab.

Erste Pockenimpfungen

Erste Pockenimpfungen fanden allerdings schon weit früher in China, Indien und im Nahen Osten statt: Unter anderem entnahm man den Pusteln von genesenen Pocken-Kranken abgeschwächte Viren und ritzte diese über kleine Wunden gesunden Menschen ein. Diese Technik nennt sich Variolation und entspricht im Prinzip einer Lebendimpfung.
Bis 1980 wurde in Deutschland gegen Pocken geimpft, alle, die bis dahin geboren sind, erkennen ihre Impfstelle heute noch als rosettenförmige Narbe am Oberarm. Mittlerweile gelten die Pocken als ausgestorben.

Welche Impfungen gibt es heute?

An Kinderlähmung (Polio) und Diphterie, letztere auch als Würgeengel der Kinder bezeichnet, starben vor 50 bis 70 Jahren in Deutschland noch zahlreiche Kinder. Viele in den 1950er Jahren an Polio erkrankte Kinder leiden noch heute an schweren Folgeschäden. Heute sind Polio und Diphterie zwar nicht ausgerottet, spielen aber dank Schutzimpfungen in Deutschland kaum noch eine Rolle.

Die Schutzimpfung zählt – neben der Entwicklung von Antibiotika – medizinhistorisch betrachtet zu den wichtigsten Errungenschaften im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Rund 30 Impfstoffe sind für Menschen derzeit zugelassen. Neben den hierzulande üblichen Impfungen existieren auch zahlreiche Impfstoffe gegen Krankheiten, die Mitteleuropäern allenfalls als Reiseimpfungen verabreicht werden. Darunter Pest, Typhus, Fleckfieber, Gelbfieber und Tollwut.

 

Neue Impfstoffe

Zu den neuesten Entwicklungen zählen Impfstoffe gegen COVID-19, Meningokokken Typ B, Japanische Enzephalitis und Humane Papillomviren HPV (Gebärmutterhalskrebs). Die Basis für letzteren entwickelte der deutsche Mediziner Harald zur Hausen. Er entdeckte, dass humane Papillomviren den dritthäufigsten Krebs bei Frauen verursachen. Dafür erhielt er 2008 sogar den Nobelpreis für Medizin. Ein Ebola-Impfstoff wurde 2019 mit Vorbehalt zugelassen. Mit Hochdruck geforscht wird derzeit unter anderem an Impfstoffen gegen Dengue, Malaria und verschiedene Krebsarten wie erblicher Darmkrebs.

Filmtipp

Die empfehlenswerte ARD-Doku „Immun! Die Geschichte des Impfens“ lässt Ärzte, Pharmazeuten, Historikerinnen, aber auch eine Kritikerin zu Wort kommen. Fazit: Eine ausgewogene Darstellung der wechselvollen, teils tragischen Impf-Geschichte Ost- und West-Deutschlands sowie des Nationalsozialismus.

Geraldine Friedrich