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Insektenschutz geht uns alle an

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Gesunde Menschen brauchen gesunde Ökosysteme. Ohne gesunde Umwelt leidet auch unsere Gesundheit. Insekten sind dabei unersetzlich für unser Ökosystem – doch die Population geht stark zurück, viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Aber warum sind Insekten eigentlich so wichtig und was können wir tun, um sie zu schützen?

Eine Wiese voller bunter Wildblumen, die Sonne scheint, es summt und brummt – Bienen fliegen von Blüte zu Blüte, Schmetterlinge flattern umher und Hummeln naschen vom süßen Nektar. Ein Idyll wie man es heute leider nur noch selten findet. Laut Naturschutzbund Deutschland e.V., kurz NABU, zeigen Untersuchungen in mehreren Bundesländern, dass die Anzahl der Fluginsekten seit 1989 um bis zu 80 Prozent zurückgegangen ist. Nicht nur die Zahl der Arten, sondern auch die der Individuen sei in einem dramatischen Sinkflug. So sind in Deutschland – einer Auswertung aktueller Roter Listen zufolge – bereits über 41 Prozent der Schmetterlinge ausgestorben oder bestandsgefährdet. Bei den Wildbienen sind mehr als die Hälfte der 561 Arten in ihrem Bestand bedroht, Tendenz steigend. Dies sind nur einige Beispiele von vielen für eine Entwicklung mit schwerwiegenden Auswirkungen auf das Gleichgewicht unserer Ökosysteme.

4 Gründe, warum Insekten unersetzlich sind

1.

Insekten sind wichtige Pflanzenbestäuber. Sie sammeln Nektar und Pollen und sorgen dabei für den Fortbestand der Pflanzenwelt, dies ist maßgeblich für unsere Ernährung.

 

2.

Insekten sind die Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere. Geht ihr Bestand zurück, wirkt sich dies auf eine Vielzahl weiterer Tierklassen wie Vögel, Säugetiere, Amphibien oder Reptilien aus.

3.

Insekten sind wichtige Verwerter. Sie haben eine ganz zentrale Bedeutung für die Remineralisierung organischer Stoffe wie zum Beispiel Pflanzenreste und tote Tiere.

 

4.

Viele Insekten sind wichtige Nützlinge in der Forst- und Landwirtschaft. Als Regulatoren können sie die Ausbreitung schädlicher Insekten eindämmen helfen.

Wie kommt es zum Insektenschwund?

Hauptursachen für den Rückgang der Insekten sind die moderne Landwirtschaft und die Zerstörung oder Verschlechterung ihrer Lebensräume. Über die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Zudem gehört Deutschland laut NABU zu den vier EU-Mitgliedsstaaten, die am meisten Pestizide verbrauchen. Während Herbizide entscheidende Nahrungs-, Nist- und Überwinterungsquellen für Insekten verringern, führen Insektizide zu deren direkten Tod. Außerdem gehen aufgrund von Monokulturen, die die Vielfalt der Pflanzen minimieren, wichtige Nahrungsquellen verloren. Der Bau von Infrastruktur, Gewerbeflächen und Siedlungen zerstört zusätzlich den Lebensraum von Insekten. Ein weiterer Faktor ist die Veränderung des Klimas. Dieser verschiebt den Lebensraum der Insekten. So führen Temperaturanstiege dazu, dass Arten in Richtung Norden und in höhere Bergregionen wandern.

Wie können wir den Insekten helfen?

Nahrungsquellen schaffen

Das Nahrungsangebot für Bienen, Hummeln und Co wird immer kleiner. Dies können wir zumindest in unseren Gärten und auf den Balkonen ändern und ein Insektenbuffet mit vielen bunten Blüten schaffen. Alle Insekten haben andere Vorlieben. Deshalb eignet sich am besten eine Mischung vieler heimischer Pflanzen und eine große Vielfalt an Blütenformen und -farben. Auch Küchenkräuter wie Oregano, Salbei oder Thymian haben einen Nutzen für Insekten. Achten Sie beim Bepflanzen auf die verschiedenen Standorte der Pflanzen von sonnig bis schattig. Viele Gartenmärkte führen inzwischen ein großes Angebot insektenfreundlicher Blumen, Stauden und Sträucher. Im Idealfall sollte von März bis Oktober immer etwas blühen.

Pflanzen statt Schotter

In deutschen Vorgärten geht der Trend zu Stein, Schotter und Kies. Doch diese sogenannten Schottergärten, die wie eine Steinwüste aussehen, mögen zunächst modern, unkrautfrei und pflegeleicht erscheinen, gleichzeitig sind sie jedoch lebensfeindlich. Insekten, Vögel und andere Gartentiere finden hier weder Nahrung noch Lebensraum. Außerdem heizt sich der Schotter im Sommer stark auf, Feinstaub kann nicht gefiltert werden und Lärm wird verstärkt. Nutzen Sie Ihre Gartenfläche deswegen lieber für Pflanzen als für Steine. Viele Stauden, Gräser oder Bodendecker kommen zum Beispiel mit geringer Pflege aus, bieten dafür aber Nahrung und Unterschlupf für viele Lebewesen.

Wassertränken

Heiße Temperaturen und Trockenheit machen nicht nur uns Menschen zu schaffen. Oft fehlt es Insekten am Zugang zu Wasser, dieses brauchen sie nicht nur zum Durst löschen, sondern auch zum Bau von Nestern. Mit Insektentränken können Sie Abhilfe schaffen. Dazu nehmen Sie einfach eine flache Schale, legen einige Steine und am Rand etwas Moos hinein und befüllen die Schale anschließend mit Wasser, sodass die Steine zur Hälfte bedeckt sind. So können die Insekten sicher zum Wasser gelangen.

Insektenquartiere und Nisthilfen

Oftmals fehlen Insekten Rückzugsmöglichkeiten und Nistplätze. Sogenannte Insektenhotels können hier helfen. Gartenmärkte führen inzwischen ein sehr großes Angebot verschiedener Quartiere. Insektenhotels können aber auch aus einfachen Materialen selbst hergestellt werden. Dazu reichen zum Beispiel eine Metalldose und Bambusrohre. Die Bambusrohre werden auf die Länge der Dose geschnitten und dann hineingesteckt. Anschließend wird die Dose an einem sonnigen Ort platziert.

Naturbelassene Gärten

Auch wenn es schwerfällt, manchmal ist der beste Insektenschutz gar nichts zu machen. Lassen Sie im Herbst doch einfach Stängel stehen und Laub liegen. Nützlinge finden auf diese Weise Unterschlupf und Nahrung für den Winter. Mit unserem Wunsch nach einem „ordentlichen“ Garten zerstören wir oft unbewusst viele Winterquartiere für Insekten und andere Kleintiere.

Nachhaltig einkaufen

Auch mit unserem Einkaufsverhalten können wir den Insekten helfen. Greifen Sie so oft es geht zu Bioprodukten. In der biologischen Landwirtschaft wird weitestgehend auf Pestizide verzichtet, das kommt den Insekten zugute. Für Bioprodukte spricht laut NABU außerdem, dass beim Anbau eine weite Fruchtfolge mit Klee und anderen Hülsenfrüchtlern zur Anwendung kommt. Diese Früchte bieten zusätzliches Futter für Insekten. Kaufen Sie außerdem möglichst regional und saisonal und versuchen Sie Ihren Fleischkonsum zu reduzieren.

Nina Alpers