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Karneval – so kommen Sie nachhaltig durch die fünfte Jahreszeit

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Am 11. November um 11 Uhr 11 bricht sie wieder an: die fünfte Jahreszeit. Mit Karnevalsumzügen, Musik, Masken und ausgefallenen Verkleidungen feiern Karnevalfans durch bis zum Aschermittwoch. Doch was steckt eigentlich hinter dem Karneval und seinen Bräuchen? Und geht der Spaß auch nachhaltig ohne Kamelle- und Konfettimüll? Wir haben Anregungen für eine umweltfreundliche Saison.

„Fleisch – lebe wohl“ – dass diese Idee hinter der „fünften Jahreszeit“ steckt, haben Karnevals- oder Faschingsfans oft nicht im Kopf, wenn sie sich in die partyreichen Wochen stürzen. Karneval – oder je nach Region auch Fasnacht, Fasching, oder Fastelovend genannt – wird in Deutschland vom 11. November bis zum Aschermittwoch begangen und leitet die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern ein. Ehe man ab Aschermittwoch in die fleischlose und alkoholfreie Zeit startet, soll noch einmal ordentlich gefeiert und gegessen werden.

Gesellschaftliche Zwänge auf den Kopf stellen – die Idee gibt es seit dem Mittelalter

Schon seit dem 17. Jahrhundert ist die Bezeichnung „Karneval“ in Deutschland gebräuchlich. Die Ursprünge des Begriffs Karneval liegen vermutlich im lateinischen: „carne vale“ bedeutet übersetzt „Fleisch – lebe wohl“. Doch hinter den Bräuchen, die in der Zeit vor der vierzigtägigen Fastenzeit ausgelassen gefeiert werden, steckt mehr als Fleischverzicht. Mit dem Brauch des Verkleidens, den es schon im Mittelalter gab, werden gesellschaftliche Zwänge auf den Kopf gestellt. Statt des echten Königs oder Kaisers wurden früher Karnevalskönige eingesetzt, zu denen auch ein närrischer Hofstaat gehörte. Heute übergeben Bürgermeister und Bürgermeisterinnen goldene Schlüssel ihrer Städte und Gemeinden, um den Karnevalsprinzen und -prinzessinnen symbolisch die Regentschaft zu übertragen. Bevölkerung und Herrschende stehen für kurze Zeit auf einer Stufe – dieses Prinzip steckt bis heute hinter dem Karneval.

 

Foto: Alte allegorische Illustration von Mardi Gras (Fat Dienstag) während Karnevalsfeiern in Paris. Original von Belin, Le Chevalier und Paulin, veröffentlicht auf L’Illustration, Journal Universel, Paris, 1860

Warum verkleiden wir uns so gerne?

Faschingspartys laden Kinder und auch Erwachsene dazu ein, in neue Rollen zu schlüpfen. Kostüme und die Rolle, die wir in ihnen spielen, bieten uns einen Schutzraum, um neue Verhaltensweisen zu erproben. Schüchterne Menschen verkleiden sich als Könige oder Fürstinnen, ernste Persönlichkeiten schlüpfen ins Clownskostüm. Verkleidungen geben uns die Möglichkeit, selbstbewusster aufzutreten und fantasievoll zu handeln. Kommt das Verhalten im Rollenspiel nicht gut an, können wir leicht zurückrudern: Es ist Karneval, das war nicht ernst gemeint!

Tipps für nachhaltige Kostüme

 

Neu erfinden statt Shoppen

Faschingskostüme von der Stange sind häufig aus Polyester und belastet mit Schadstoffen. Schädlich nicht nur für Kinder, die längere Zeit in den Kostümen spielen – auch Erwachsene schwitzen oder reagieren mit Hautausschlag. Zudem gelangt beim Waschen schädliches Mikroplastik ins Wasser. Schlagen Sie statt des ungesunden den nachhaltigen Weg ein: leihen Sie sich Ihre Garderobe beim Kostümverleih, stöbern auf dem virtuellen Flohmarkt oder tauschen Kostüme im Freundes- und Bekanntenkreis. Durchwühlen Sie Ihren Kleiderschrank und kombinieren Sie vorhandene Kleidung zu verrückten Partyoutfits. Gönnen Sie sich im Plüschbademantel den großen Auftritt!

 

Komplette Verkleidung aus dem Kleiderschrank

Den Stoff für Kostüme haben Sie oft schon zuhause: rotes T-Shirt und rote Hose sind die Basis für ein Teufelchen. Gestreifte Kleidungstücke werden zur Piratenkluft und schwarz treten wahlweise Katzen oder Fledermäuse auf. Für alte Decken oder löchrige Bettlaken hat nun das letzte Stündlein geschlagen: Schneiden Sie die Stoffe mit Schere oder Teppichmesser zu Umhängen oder Flügeln zu. Der Kopfschmuck steckt entweder in der Hutkiste am Dachboden oder lässt sich aus Haarreifen und -bändern, alter Pappe, Geschenkband und anderen Schätzen aus der Abstellkammer selbst basteln.

 

Accessoires mal anders

Masken und Perücken gehören für viele zum Verkleiden dazu. Ebenso wie Feenflügel, Spielzeugschwerter und Gummisäbel helfen sie dabei in andere Rollen zu schlüpfen. Doch diese Accessoires sind meistens aus Plastik, billig produziert und können krebserregende Schadstoffe und Weichmacher enthalten. Keinesfalls sollten sie Kontakt zu unserer Haut bekommen oder gar stundenlang unser Gesicht bedecken.  Eine Alternative sind Masken aus Papier oder Stoff. Statt eine Perücke zu kaufen, können Sie sich die Haare mit auswaschbaren, chemiefreien Mitteln färben. Und bevor Sie zu billigen Scherzartikeln greifen, schauen Sie doch lieber mal, ob sich nicht der ein oder andere Alltagsgegenstand zweckentfremden lässt. Aus altem Karton oder Bastelpapier lassen sich Partyhüte, Fächer und vieles mehr gestalten.

Schminke selbst herstellen

Das I-Tüpfelchen der Verkleidung ist die passende Schminke. Viele Karnevalsschminken aus dem Handel schneiden in Öko- und Schadstofftests schlecht ab. Wer sicher gehen will, was drin ist, stellt sich seine Schminke selbst her.

Basisrezept für bunte Schminke:
Zutaten:

  • 1 EL Babycreme
  • Lebensmittelfarbe in gewünschten Farbtönen
  • zwei Kohletabletten

So wird’s gemacht: Babycreme in einem Wasserbad schmelzen. Glatt und geschmeidig rühren. Lebensmittelfarbe hinzugeben und einige Minuten unterrühren. Je mehr Farbe sie verwenden, desto intensiver die Schminke. Für schwarze Farbe gemörserte Kohletabletten unterrühren. Mischung auskühlen lassen und mit Pinsel oder Schwämmchen auftragen.

 

Party ohne Müll – so funktioniert es

Nach der Party versinken Ihr Zuhause oder die Straßen Ihrer Stadt im Müll und Chaos? Das muss nicht sein! Mit ein paar einfachen Verhaltensänderungen können Sie dazu beitragen, den Müll zumindest zu reduzieren:

Deko aus dem Papierkorb und fairem Handel

Es soll bunt werden? Konfetti kaufen ist nicht nötig. Jagen Sie einfach Ihren Papiermüll durch den Locher – das ergibt auch wunderbares Konfetti. Im Handel ist inzwischen auch Konfetti aus Mais beziehungsweise Maisstärke erhältlich. Dieses vegane Bio-Konfetti ist wasserlöslich und verschwindet von den Straßen nach dem Feiern wie von selbst. Wenn die Party noch etwas bunter werden soll, schmücken Sie mit frischen und fair gehandelten Blumen. Klar, dass die Lieblingsgäste ihr Strüßje am Ende mitheimnehmen dürfen.

 

Faire Kamelle und Partysnacks

Bieten Sie statt Chips aus der Plastiktüte Bio-Snacks wie Nüsse oder selbstgemachtes Popcorn an. Wenn Sie Kamelle, also spezielle Karnevalssüßigkeiten kaufen, achten Sie darauf, dass diese aus fairem Handel stammen. Hier gibt es ein stetig wachsendes Angebot. Nutzen Sie wenn möglich ihr eigenes Geschirr und feiern Sie gemeinsam mit den Partygästen den Abwasch. Falls das nicht klappt: Besorgen Sie nachhaltige Teller und Schüsseln zum Aufessen!

 

Nachhaltig anreisen

Verzichten Sie möglichst auf die Anreise mit dem Auto zur Party. Steigen Sie auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad um. Das sorgt für eine Entlastung des Straßenverkehrs, bessere Luft und ein gutes Gewissen.

 

Daniela Ramsauer