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Gesundheit & Fitness

Lachen ist die schönste Ansteckung

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Er ist Arzt, Wissenschaftsjournalist und Bestseller-Autor: Dr. Eckart von Hirschhausen vermittelt medizinische Inhalte auf humorvolle Art und Weise und verbindet sie mit nachhaltigen Botschaften. 

Dr. Eckart von Hirschhausen sieht im Klimawandel eine große Gesundheitsbedrohung und damit auch für die Gesundheit unserer Kinder. Für die er sich als Botschafter für fit4future, der Präventionsinitiative von DAK-Gesundheit und Cleven-Stiftung, stark macht. Als Gründer der Stiftung „Gesunde Erde gesunde Menschen“ und Autor des Bestsellers „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ engagiert er sich außerdem in der Klimakommunikation. Wir trafen den Entertainer zu einem virtuellen Gespräch über Gesundheit, Prävention und Klimaschutz.

Wie haben Sie die Corona-Zeit erlebt? Hatte die Pandemie für Sie auch positive Aspekte? 

Es fällt mir schwer, bei all dem Leid, das in Deutschland, aber auch weltweit durch die Pandemie verursacht wurde, eine einfache Antwort zu finden. Drei Aspekte sind für mich zentral. Wir haben unterschätzt, wie verletzlich wir sind und wie unsere Gesundheit in Deutschland mit der globalen Gesundheit zusammenhängt. Früher hatte mit exotischen Impfungen und Erkrankungen nur zu tun, wer in ferne Länder reiste. Heute, in einer vernetzten Welt, reisen die Erreger von alleine, sind selbst Vielflieger geworden, und deshalb ist es in unserem ureigensten Interesse, Gesundheit auch weltweit zu fördern. Zum Zweiten die neue Wertschätzung für öffentliches Gesundheitswesen und die Wirkung von einfachen Dingen für alle. Händewaschen war ja schon vor Corona sinnvoll, aber jetzt weiß es hoffentlich wirklich jeder. Und drittens: Nicht nur Beatmungsgeräte entscheiden, sondern Menschen, die mit den Erkrankten und den Geräten etwas anfangen können! Wir brauchen endlich Arbeitsbedingungen für Pflegefachkräfte, die zukunftstauglich und menschlich sind. Zuletzt: Als Bühnenkünstler habe ich natürlich mein Publikum vermisst, nicht irgendein Shopping-Erlebnis ist wichtig, sondern positive Gemeinschaftserlebnisse, denn die schönste Ansteckung ist doch das Lachen!

Sie sind Botschafter für fit4future, die große Präventionsinitiative von DAK-Gesundheit und Cleven-Stiftung. Was hat Sie dazu bewogen?

Wie das oft im Leben so ist, braucht es dafür menschliche Begegnungen, die einen überzeugen. Ich habe vor zwei Jahren Dieter Cleven kennengelernt, der mit seiner Stiftung schon lange die Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, Österreich und der Schweiz voranbringt. Die Hingabe an dieses dicke Brett, seine Vision, das Thema Nachhaltigkeit zu integrieren, und auch die Professionalität der Mitarbeitenden haben mich mitgerissen. Im Herzen bin ich ja immer Arzt geblieben. Meine Zeit in der Kinderheilkunde ist zwar schon viele Jahre her, aber der Grundgedanke, der mich damals bewogen hat, nach dem Medizinstudium noch Wissenschaftsjournalismus zu studieren und mich der Vermittlung von gesundem Wissen zu widmen, gilt ja immer noch: Die weitreichendste ärztliche Aufgabe ist, Krankheiten zu verhindern und Menschen die Freude an einem gesunden Leben erfahrbar zu machen. 

Dabei heißt es doch immer, mit Prävention könne man keinen Blumentopf gewinnen …? 

Da ist etwas dran. Zum Glück bin ich mit 53 Jahren in dem Alter, wo man nicht mehr nach Blumentöpfen schielt, sondern sich überlegt, was man mit seinen Fähigkeiten, Netzwerken und der Prominenz eigentlich am sinnvollsten bewegen kann. Und was man irgendwann auch an Wirkung hinterlässt. Deshalb habe ich selber zwei Stiftungen gegründet: Mit „Humor hilft heilen” ermöglichen wir Clownsvisiten für Kinderstationen, Musiktherapeuten für Frühgeborene und Projekte in der Palliativmedizin. Die zweite Stiftung „Gesunde Erde – Gesunde Menschen” widmet sich dem engen Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit. Denn die größte Gesundheitsgefahr im 21. Jahrhundert ist leider, dass wir Menschen uns selber die Lebensgrundlagen auf dieser einzigartigen Erde zerstören. So betrachtet auch eine Präventionsaufgabe!

„Die Seele sieht man nicht, aber sie leidet mit. Durch die Coronazeit wurden Kindern viele Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten, es fand kein richtiger Unterricht statt, viele Eltern waren überfordert, es häuften sich häusliche Gewalt, Abhängigkeitserkrankungen und Vernachlässigung.”

Ernste Themen humorvoll vermitteln – wie passt das zusammen? 

Sehr gut, wie ich finde. Humor ist nicht das Gegenteil von Ernsthaftigkeit, im Humor steckt ein großes JA zu den Widersprüchen in uns und um uns. Diese Widersprüchlichkeit beginnt ja schon beim eigenen Gesundheitsverhalten. Wir wüssten alle, was für uns gesund wäre, wir tun es aber trotzdem nicht automatisch. Ich müsste mich auch mehr bewegen und mich ab und zu an meine eigenen Ratschläge halten. Aber vielleicht macht einen das auch mitfühlender mit anderen, die ebenfalls immer wieder an ihren guten Vorsätzen straucheln. Das ist schließlich menschlich.  

Was möchten und können Sie von sich als Mensch bei fit4future einbringen? 

In meiner Zeit als Arzt habe ich in der Kinderneurologie und -psychiatrie gearbeitet. Das Thema seelische Gesundheit ist mir deshalb immer wichtig geblieben, und das bringe ich sehr gerne als neuen Schwerpunkt mit ein. Die Seele sieht man nicht, aber sie leidet mit. Durch die Coronazeit wurden Kindern viele Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten, es fand kein richtiger Unterricht statt, viele Eltern waren überfordert, es häuften sich häusliche Gewalt, Abhängigkeitserkrankungen und Vernachlässigung. Der Wert von Programmen wie fit4future ist ja gerade, auch Kinder zu erreichen, die von zu Hause nicht optimal gefördert werden können. Sie haben am meisten davon, wenn sie spielerisch erfahren, was sie für ihr körperliches und geistiges Wohlergehen konkret tun können. Im besten Fall lernen sie etwas fürs ganze Leben. 

Was haben Sie neben der seelischen Gesundheit noch für Schwerpunkte bei fit4future? 

Es geht auch um neue Darstellungsformen, neue digitale Wege, originelle Ansätze, die ganze Familie zu erreichen, inklusive der Lehrerinnen und Lehrer, der Erzieherinnen und Erzieher. Das fit4future-Team hat zum Beispiel ein digitales Feriencamp veranstaltet, damit auch in den Ferien für die Familien zu Hause jeden Tag ein neuer Impuls kommt. Tolle Idee, schnell umgesetzt, so was mag ich. Von Karl Valentin gibt es die schöne Einsicht „Kinder kann man nicht erziehen – sie machen einem eh alles nach“. Deshalb braucht es auch einen Blick auf die Strukturen. Nur weil ich in einem Video sage: „Iss lieber Obst und Gemüse!”, passiert das ja nicht, wenn das Essen in der Ganztagsschule aus Billigfleisch besteht. Da ist für mich Kopenhagen ein Vorbild, wo in öffentlichen Einrichtungen konsequent 80 Prozent Bioprodukte vorgeschrieben sind. Da schleichen sich automatisch neue Gewohnheiten ein – gute Gewohnheiten. Die gesunde Entscheidung muss die einfachere Entscheidung sein, und sie darf auch Spaß machen! Und deshalb ist Prävention nicht nur eine Frage von persönlichem Wissen, sondern ganz stark auch von dem Rahmen, den wir politisch setzen.

„Die aktuelle Pandemie, das Artensterben und die Klimakrise können nur im Zusammenhang verstanden und angegangen werden. Die Erde kann gut ohne Menschen, wir aber nicht ohne die Erde. Deshalb müssen wir ihre Spielregeln und Grenzen kennen und respektieren.”

Die DAK-Gesundheit hat in einer Studie die pandemiebedingte Zunahme der Mediennutzung bis hin zur Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Wie ernst sehen Sie das Thema?

Die Zahlen der DAK-Studie in Zusammenarbeit mit dem UKE Hamburg haben mich erschüttert: Hochgerechnet haben 700.000 Jugendliche einen grenzwertigen bis krankhaften Gebrauch von Spielekonsolen und Onlinezeiten! Das ist ziemliches Gift für unser Hirn, weil die Algorithmen hinter den Spielen und Social-Media-Plattformen sich ja extrem präzise auf das Können und die Aufmerksamkeitsschnipsel der jungen Leute abstimmen. Eine Analogie dazu aus dem Bereich Ernährung: Was ist am Salat gesund? Die Vitamine bekommt man auch woanders her. Aber wer viel Salat isst, hat den Magen voll und isst deshalb weniger Unsinn drum herum. Übertragen auf die Mediensucht: Wir müssen nicht nur die Nutzungszeiten betrachten, sondern auch die Nebenwirkungen, dass für viele andere Dinge keine Zeit mehr überbleibt, wenn wir das Hirn ständig mit Reizen überfluten. Früher war es eine Strafe, „aufs Zimmer“ geschickt zu werden, heute empfinden es Jugendliche bisweilen als Zumutung, das Zimmer überhaupt zu verlassen (lacht). Deshalb finde ich es wichtig für besorgte Eltern, dass sie erstens wissen, was gespielt wird, und die Jugendlichen in ihrem Wunsch dazuzugehören ernst nehmen. Dass sie aber gleichzeitig auch klare Grenzen setzen und vor allem auch selber Offline-Zeiten einhalten, sei es bei den gemeinsamen Mahlzeiten, beim analogen Spielen, beim Musikmachen oder Naturerleben. 

Für Ihre ARD-Sendung „Hirschhausens Quiz des Menschen“ haben Sie unter anderem den Medienpreis der Lebenshilfe erhalten. Was hat Ihnen das bedeutet?

Sehr viel. Mit dem Team begeben wir uns filmisch ganz gezielt in die Lebenswelten von Menschen mit Behinderung. Ich machte Tanzstunden bei der gehörlosen Kassandra, die den Beat über ihren Körper wahrnimmt. Ich war mit Raul unterwegs, der mir erklärte, dass er nicht „an den Rollstuhl gefesselt“ sei – sondern dieser ihn befreit. Wir haben gezeigt, wie Kinder oft völlig unbefangen auf Menschen mit Prothesen zugehen. Rund jedes zehnte Kind ist chronisch krank, von den Klassikern wie Allergien, Asthma, Übergewicht bis hin zu all den seltenen Erkrankungen, die in der Summe eben gar nicht so selten sind. Menschen sind unterschiedlich, was dem oder der einen leichtfällt, ist für jemand anderen eine große Herausforderung. Je früher wir Diversität erleben, desto selbstverständlicher wird sie. 

Inwieweit spielt für Sie Prävention eine Rolle in Bezug auf die Klimakrise mit all ihren Konsequenzen für die menschliche Gesundheit?

Auf meinem neuen Buch „Mensch Erde! Wir könnten es so schön haben“ prangt ein Aufkleber: „3 Krisen zum Preis von 2!“. Was wie ein Marketinggag aussieht, bedeutet für mich, dass die aktuelle Pandemie, das Artensterben und die Klimakrise nur im Zusammenhang verstanden und angegangen werden können. Die Erde kann gut ohne Menschen, wir aber nicht ohne die Erde. Deshalb müssen wir ihre Spielregeln und Grenzen kennen und respektieren. 

Haben Sie dafür Beispiele? 

Ja. Jede Menge! Warum werden immer häufiger und heftiger Viren aus dem Tierreich auf den Menschen übertragen? Weil wir den Lebensraum der Tiere zerstören, sie krank machen und sie dann wiederum uns krank machen. Deshalb ist Tierschutz auch Menschenschutz. Oder nehmen wir ganz konkret die Auswirkung der Hitzewellen durch den menschengemachten Klimawandel. Wie sollen Kinder denn etwas lernen, wenn es in den Klassenräumen unerträglich heiß ist? Schulen, Kitas und Altenheime sowie die meisten Krankenhäuser sind nicht klimatisiert oder hitzeabweisend gebaut. Es braucht Verschattung, begrünte Dächer, die kühlen, und auch Klimaanlagen, damit Kinder und Erwachsene einen kühlen Kopf bewahren können, denn nur dann funktioniert unser kostbarstes Organ – das Gehirn.  

Wären Sie gerne Gesundheitsminister?

Nein, ich fühle mich in der Vielfalt meiner Aktivitäten sehr wohl und bin lieber Hofnarr als Minister, auch wenn ich an vielen Stellen mit den Ministerien zusammenarbeite: bei der Impfaufklärung, bei der globalen Gesundheit und auch beim Schutz der Artenvielfalt. So kann ich Vernetzungen stiften, die einer Behörde oder Institution schwerfallen. Unser ganzes Gesundheitswesen beruht auf Reparatur, nicht auf Vorbeugung. Das ganze? Nein, zum Glück nicht. Es gibt ja das Präventionsgesetz, nach dem in den verschiedenen Lebenswelten nach Ansätzen gesucht werden kann, Gesundheit, Lebensfreude und ein gelingendes Miteinander zu fördern. Und wenn das so ist, dann muss unser Motto doch lauten: „Mehr Blumentöpfe für die Prävention!“

 Das Gespräch führten Gaby Wehrmann und Rüdiger Scharf

Was ist fit4future?

Mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, eine stressfreie, positive Lernatmosphäre und die Schaffung einer gesunden Lebenswelt Schule – das sind die vier großen Ziele der bundesweiten Präventionsinitiative fit4future von DAK-Gesundheit und der Cleven-Stiftung. Das wissenschaftlich evaluierte, ganzheitliche Programm will die Lebensgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 3 bis 19 Jahren nachhaltig positiv beeinflussen. Mehr Infos dazu erhalten Sie hier.