Alltagsstress und die aktuelle Nachrichtenlage können erdrückend wirken. Trotzdem optimistisch zu sein, ist da gar nicht so einfach. Kurze Glaubenssätze können uns helfen, unser Unterbewusstsein positiv zu beeinflussen und lebensbejahend zu bleiben. Wir erklären, was es mit den sogenannten positiven Affirmationen auf sich hat.
Im Jahr 2022 erreichte der Optimismus der Deutschen einen historischen Tiefpunkt. Laut einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der F.A.Z. blickten nur 19 Prozent der Deutschen optimistisch auf die kommenden zwölf Monate. Der bisherige Tiefstwert lag 1950 während des Koreakriegs bei 27 Prozent. Dabei ist Optimismus gesund, das fanden Forschende der Boston University School of Medicine heraus. Optimistische Menschen schauen nicht nur positiver in die Zukunft, sie achten auch besser auf ihre Gesundheit und haben im Durchschnitt eine höhere Lebensdauer. Doch wie gelingt es uns, dem Leben mit einer positiven Grundeinstellung zu begegnen – vor allem, wenn dieses gerade nicht viel Gutes für uns bereithält? Ein Hilfsmittel können positive Affirmationen sein. Affirmation, von lateinisch affirmatiō, heißt so viel wie Versicherung oder Beteuerung. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Affirmation, dass eine Aussage, Situation oder Handlung positiv bewertet wird.
Die Idee der positiven Affirmationen ist nicht neu, sie tauchten bereits als Hilfsmittel der Autosuggestion auf, die Ende des 19. Jahrhunderts von Émile Coué begründet wurde. Sie sollen uns helfen, unser Unterbewusstsein zu beeinflussen und uns so positiv auszurichten. Sie können uns Halt geben, bei Herausforderungen unterstützend wirken und uns das nötige Selbstvertrauen geben, Dinge zu schaffen.
Was sind positive Affirmationen?
Bei positiven Affirmationen handelt es sich um kurze Glaubenssätze. Diese können sehr individuell sein und sollten zur jeweiligen Person und Situation passen. Positive Affirmationen sind immer als Ich-Aussage formuliert. Der gewählte Glaubenssatz sollte dabei einen Wert beinhalten, der wichtig für uns ist und an den wir uns in bestimmten Situationen erinnern wollen. Damit wir von den Glaubenssätzen profitieren können, sollten sie relevant und auf unser Leben und unsere Ziele zugeschnitten sein. Es geht dabei nicht darum, sich selbst etwas einzureden an das man nicht glaubt. Der gewählte Satz sollte immer bejahend formuliert sein. Viel zu oft sind unsere Gedanken von negativen Affirmationen geprägt, wie „Ich kann das nicht.”, „Ich bin nicht gut genug.” oder „Ich bin schuld daran.”. Diese negativen Glaubensätze beeinflussen uns unterbewusst und schränken uns ein. Oft stammen negative Affirmationen bereits aus der Kindheit und wirken bis heute nach. Sätze wie „Du bist immer so langsam.“ oder „Du bist unsportlich.“ prägen sich fest ein und können auch noch im Erwachsenenalter am Selbstbewusstsein nagen.
12 Beispiele für positive Affirmationen
Ich bin in der Lage, meine Ziele zu erreichen.
Ich verdiene es, glücklich zu sein.
Ich bin genug.
Ich achte auf mich und sorge für meine Gesundheit.
Ich entscheide mich für Zufriedenheit.
Ich bin jeder Herausforderung gewachsen.
Ich darf Fehler machen.
Ich bin stark und mutig.
Ich vertraue auf meine Fähigkeiten.
Ich liebe mich, so wie ich bin.
Ich glaube fest an meine Ziele.
Niemand außer mir entscheidet über meine Gefühle.
Positive Affirmationen anwenden
Positive Affirmationen können uns zu mehr Optimismus und Vertrauen in uns selbst verhelfen. Damit sie wirken, müssen sie regelmäßig wiederholt werden, ähnlich wie bei einer Mantra-Meditation. Das geht zum Beispiel in Form einer Morgenroutine, bei der die positive Affirmation mehrere Male laut ausgesprochen wird. So können wir gestärkt in den Tag starten. In herausfordernden Situationen können positive Affirmation ebenfalls genutzt werden. Dafür innehalten, tief durchatmen und die jeweilige Affirmation aussprechen – das kann laut sein oder auch nur in Gedanken. Sehr hilfreich kann es sein, die positive Affirmation aufzuschreiben, zum Beispiel in ein Notizbuch, den Kalender oder das Tagebuch. Niedergeschriebene Worte erhalten für uns meist eine noch stärkere Bedeutung. Ebenfalls eine gute Methode ist es, sich den eigenen Glaubenssatz an einer gut sichtbaren Stelle aufzuhängen, das kann am Spiegel, über dem Schreibtisch oder an der Haustür sein.
Kritik an positiven Affirmationen
Während positive Affirmationen manchen Menschen zu mehr Selbstbewusstsein und Motivation verhelfen, können sie anderen sogar schaden. Das zeigt eine Studie der kanadischen Forscherin Joanne Wood. Insbesondere Menschen, die unter starken Selbstzweifeln oder gar Angststörungen leiden, können sich durch positive Affirmationen zusätzlich unter Druck gesetzt fühlen. Bei ihnen wirken die Glaubenssätze häufig besonders stark, bewirken jedoch das Gegenteil. Diese Menschen fühlen sich durch positive Affirmationen schlechter als zuvor. Ein Grund dafür könnte sein, dass die positiven Sätze, die im Widerspruch zum eigenen (negativen) Selbstbild stehen, als unwahr empfunden werden und zu einer „kognitiven Dissonanz“ führen. Dieser unangenehme Gefühlszustand entsteht, wenn verschiedene Wahrnehmungen oder Einstellungen nicht zusammenpassen. Wer sich selbst für nicht gut genug hält, sich das aber trotzdem einreden will, gerät in einen inneren Konflikt mit dem Ergebnis, sich hinterher für noch schlechter als zuvor zu halten. Letztendlich sind alle Menschen individuell und benötigen unterschiedliche Methoden, um eine positive Einstellung zu bewahren. Vielen helfen zum Beispiel körperliche Übungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannung, andere finden ihre Kraft in der Meditation. Es ist gut, offen zu bleiben und Neues ausprobieren, um so die für sich passende Methode zu finden.