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New Normal: Wie viel Home-Office ist gut für mich?

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Manche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen gern zurück ins Büro und sollen nicht. Andere sollen zurück und wollen nicht. Klar ist: Arbeit ist anders geworden, die Präsenz im Büro wird neu verhandelt.

Vorteile

von

Home-Office

1)

Etwa 13 Millionen Deutsche pendeln jeden Tag längere Strecken zur Arbeit. Sie sparen im Home-Office bis zu zwei Stunden Fahrtzeit täglich!

2)

Kommt die Technikerin oder der Techniker „zwischen 8 und 14 Uhr“, müssen Arbeitnehmende im Home-Office dafür keinen Urlaubstag nehmen.

3)

Mittagessen in der Kantine kann im Monat bis zu 100 Euro mehr kosten als Selbstverpflegung daheim.

4)

Kolleginnen und Kollegen sind nett und regen die Kreativität an – aber sie lenken uns auch oft ab. Der Tratsch am Kaffeeautomaten kostet Zeit. Viele Menschen können zu Hause konzentrierter arbeiten.

5)

Es ist leichter, im eigenen Biorhythmus zu arbeiten. Im Home-Office kann man die Pausen legen, wie es einem gut tut.

Nachteile

von

Home-Office

1)

Schnell mal die Wäsche anschalten, die Fenster putzen oder mit Freunden telefonieren – zu Hause lauern mehr Ablenkungsquellen als im Office.

2)

Komplexe Abstimmungsprozesse werden noch komplizierter, manches lässt sich per Mail, Chat oder Telefon schwer klären.

3)

Aus den Augen, aus dem Sinn. Unterbewusst bevorzugen die meisten Führungskräfte jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie (häufig) sehen. Wer meist im Home-Office arbeitet, wird seltener befördert.

4)

Die technische Ausstattung muss selbst bereitgestellt werden. Meist ist der Arbeitsplatz weniger ergonomisch als im Büro.

5)

Viele Remote-Arbeitende ackern durch, machen keine oder zu kurze Pausen, leisten doppelt so viele Überstunden wie im Büro oder kümmern sich sogar „parallel“ noch um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige. Das ist auf die Dauer zu anstrengend.

Praxis- und Profi-Tipps

Home-Office-Buddy

Suchen Sie sich jemand, mit dem Sie sich regelmäßig via Video oder Telefon austauschen. Um Dampf abzulassen, auf dem neuesten Stand zu bleiben, sich gegenseitig zu ermutigen.

Lernkurve einplanen

„Home-Office erfordert neue Arbeitsprozesse und Absprachen, die sich erst einmal finden und etablieren müssen“, so Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstandbundes.

Technik sichern (lassen)

Im Home-Office steigt das Risiko für Cyber-Angriffe. Lassen Sie Ihr Setup von der Firmen-IT einrichten oder überprüfen.

Echte Begegnungen suchen

Dr. Thomas Rigotti, Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie, Mainz, stellte fest: „Die Reichhaltigkeit reeler sozialer Interaktionen kann nicht durch Technik ersetzt werden.“

Bedenken ausräumen

Sprechen Sie bei der Verhandlung aktiv Argumente an, die gegen eine Arbeit von zu Hause bestehen. Vereinbaren Sie ggf. einen zeitlich befristeten Testlauf.

Mehr Fairness

„Ein Zurück zur alten Präsenzkultur gibt es nicht“, so Dr. Claudia Heser, Mitglied des Präsidiums des Bundesverbandes der Personalmanager*innen. „Doch bei weitem nicht alle können vom Home-Office profitieren. In den Fertigungshallen, im Krankenhaus, bei den Verkehrsbetrieben ist Anwesenheit erforderlich. Hier müssen wir in Sachen ‚new work‘ kreativ sein und einen gerechten Ausgleich schaffen. Wie genau das aussehen kann, sollten Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden intensiv diskutieren.“

Vereinbarungen treffen

Erstellen Sie mit Ihren Kolleginnen und Kollegen und der Chefin oder dem Chef eine „Home-Office-Hausordnung“. Dann sind die Regeln klar und es müssen sich nicht alle ständig gegenseitig überwachen.

Weitsicht beweisen

„Manch ein Arbeitgeber sieht schon die enormen Kosteneinsparpotenziale durch Flächenreduzierungen – andere hingegen fürchten den Kontrollverlust und wollen alle Beschäftigten zurück ins Office holen“, beobachtet Astrid Schmidt, Referentin Innovation und Gute Arbeit, ver.di. „Beide Motivationen sind schlechte Ratgeber. Empfehlenswert ist ein guter Mix. Ohne Präsenz geht es nicht. Ohne Virtualität auch nicht, denn Videokonferenzen und digitale Arbeitsräume werden Bestandteile der Arbeitswelt bleiben.“

Ulrich Hoffmann