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Familie & Freizeit

Wenn die Eltern plötzlich Pflege brauchen

Wer Pflege organisieren muss, hat viele Fragen. Mit unseren 10 Tipps für die wichtigen ersten Schritte geben wir Ihnen Antworten
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Ein leichter Schlaganfall, ein Sturz und plötzlich gibt es ein Problem: Die betagte, aber bis eben noch selbstständige Mutter kommt nicht mehr allein zurecht. Einkaufen, Essen zubereiten, Körperpflege – plötzlich hängt das halbe Leben der Mutter an deren Kindern. Manchmal muss die Pflege von einem Tag auf den anderen organisiert werden. Was Sie jetzt tun müssen.

Mehr als 70 Prozent der derzeit rund 3,5 Millionen Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Bei knapp der Hälfte übernehmen diese Aufgabe wie selbstverständlich nahe Angehörige. Das können Partner sein, es sind aber auch häufig Töchter oder Enkeltöchter. Denn Pflege in Deutschland ist weiblich. Die überwiegende Zahl der pflegenden Angehörigen sind Frauen über 45 Jahre. Ein Drittel der Pflegenden, die zu Hause einen bedürftigen Angehörigen versorgen, ist laut DAK-Pflegereport berufstätig. Tendenz: steigend.

Wir haben für Sie zusammengetragen, welche Schritte Sie gehen müssen, um schnellstmöglich die Pflege eines nahen Angehörigen zu organisieren und dabei nicht über Ihre Belastungsgrenze zu stolpern.

Unsere 10 Tipps für die wichtigen ersten Schritte

1. Seien Sie ehrlich zu sich selbst

Wenn Sie die Pflege eines Angehörigen übernehmen, ändert sich für Sie und Ihre Familie fast alles. Organisationstalent ist jetzt gefragt: Der Tagesablauf muss neu strukturiert und Helfer müssen koordiniert werden, die eigene Spontaneität geht verloren, die Mehrfachbelastung steigt. Nicht zuletzt wird das Verhältnis zwischen Pflegebedürftigem und Pflegeperson ein anderes. Seien Sie deshalb ehrlich zu sich selbst: Fühlen Sie sich dieser Aufgabe auch emotional gewachsen oder fühlen Sie sich vor allem verpflichtet? Machen Sie sich die Herausforderung bewusst und sprechen Sie auch über die Möglichkeit einer vollstationären Betreuung.

2. Sammeln Sie Informationen über die Krankheit

Je mehr Sie wissen, desto leichter läuft die Pflege an. Informieren Sie sich über die Krankheit, die zur Pflege geführt hat. Hintergründe etwa zu Demenz, Parkinson oder Einschränkungen des Bewegungsapparates helfen Ihnen, die passende Pflege und zusätzliche Hilfsmittel zu organisieren. Vom behandelnden Arzt sollten Sie einen Medikamentenplan und aktuelle Berichte einholen.

3. Lassen Sie sich beraten

Ein guter Anlaufpunkt in Notsituationen sind die Pflegestützpunkte der Kommunen, an denen sich die DAK-Gesundheit beteiligt, oder auch die EUTB – Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung. Die Fachkräfte wissen, welche Anträge etwa für eine Pflegestufe oder benötigte Hilfsmittel ausgefüllt werden müssen, wie man einen Pflegedienst findet und welche Rechte Pflegepatienten und pflegende Angehörige haben. Als gesetzliche Krankenkasse ist die DAK-Gesundheit zugleich eine der Pflegekassen. Wir halten deshalb vielfältige und kostenlose Informationen rund um die Pflege für Sie bereit.

4. Klären Sie Ihre berufliche Situation

Wer einen nahen Angehörigen pflegt und berufstätig ist, will nur selten ganz aus dem Job aussteigen. Die Erwerbstätigkeit ist wichtig für die gesellschaftliche Teilhabe und sichert das eigene Auskommen. Als pflegender Angehöriger haben Sie Anspruch auf Pflegezeit. Sechs Monate lang können Sie ganz oder teilweise aus dem Job aussteigen, egal, ob es sich um ein erkranktes Kind oder einen dementen Großvater handelt. Ist die Pflege nach den sechs Monaten weiter notwendig, sprechen Sie mit Ihrem Chef oder Vorgesetzten über Möglichkeiten, Beruf und Pflege auch weiterhin unter einen Hut zu bekommen, etwa durch Teilzeit, Gleitzeit, Job-Sharing oder Heimarbeit.

5. Finanzielle Spielräume checken

Pflege kostet Geld, auch wenn Sie diese selbst übernehmen. Prüfen Sie deshalb, ob Sie Ihrer Berufstätigkeit weiter voll, eingeschränkt oder gar nicht mehr nachgehen können – und wie Sie das finanziell bewältigen. Checken Sie auch, wer Ihre eigenen Sozialbeiträge bezahlt, damit Sie selbst im Renten- oder Krankheitsfall abgesichert sind. Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt dies Ihre DAK-Pflegekasse. Nutzen Sie alle finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten: Pflegegeld, Pflegesachleistungen für den ambulanten Pflegedienst oder eine Kombination aus beidem, Befreiung von der Medikamentenzuzahlung, Kostenerstattung für Hilfsmittel wie Rollstuhl, Badewannenlift und ähnliches. Ihre Pflegekasse kann Ihnen sagen, worauf Sie Anspruch haben. Nutzen Sie dafür auch unseren Online-Pflegeberater.

6. Häusliche Situation klären

Sie möchten Ihren pflegebedürften Angehörigen zu Hause pflegen – aber sind Wohnung oder Haus dafür überhaupt geeignet? Manchmal reichen ein paar Haltegriffe oder der altersgerechte Umbau des Bades. Doch was ist, wenn Schwellen zu gefährlichen Stolperfallen werden oder die Türen für einen Rollstuhl zu schmal sind? Von der Pflegekasse gibt es für bestimmte Umbaumaßnahmen auch im eigenen Haus Zuschüsse. In einer Mietwohnung müssen Sie zunächst mit dem Vermieter klären, ob Umbauten erlaubt sind.

7. Pflegegrad und Leistungen beantragen

Entweder stellt der Pflegebedürftige selbst oder Sie in seinem Namen einen „Antrag auf ambulante/teilstationäre Leistungen aus der Pflegeversicherung“. Anlaufstelle dafür ist wiederum Ihre DAK-Gesundheit. Das Formular finden Sie auch online auf www.dak.de. Unsere Pflegeberater unterstützen Sie gerne mit fundierten Informationen. Den Pflegegrad bestimmt der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) nach einem Besuch beim Pflegepatienten.

8. Vollmachten und Verfügungen erstellen

Ohne Vorsorgevollmacht und gegebenenfalls eine Patientenverfügung können Sie nicht im Namen der betreuten Person tätig werden. Sie benötigen die Vorsorgevollmacht zum Beispiel für Auskünfte beim Arzt oder in der Bank. Die Vollmacht kann allumfassend oder nur für bestimmte Bereiche ausgestellt werden. Mit der Patientenverfügung regelt der Betreute, welche medizinischen Leistungen er wünscht oder auch nicht.

9. Helfende Hände organisieren

Beraten Sie sich innerhalb der Familie, wer welche Aufgaben übernehmen kann. Der Bruder ist mit der Körperpflege der Mutter überfordert? Dann kann er vielleicht den wöchentlichen Einkauf erledigen und sich anschließend Zeit für einen Spaziergang nehmen. Oft gibt es in Kirchengemeinden oder Sozialstationen Ehrenamtliche, die aushelfen oder kurzzeitig die Pflege übernehmen können. Pflege sollte nie auf dem Rücken einer einzigen Person lasten. Die Gefahr, dass diese selbst darüber ernsthaft erkrankt, ist groß. Das zeigt nicht zuletzt die große Zahl an Pflegenden, die unter Depressionen leiden.

10. Sorgen Sie für sich selbst

Wer einen nahen Angehörigen pflegt, kann einen kostenlosen Pflegekurs bei der DAK-Gesundheit absolvieren. Darin wird nicht nur vermittelt, wie der Pflegepatient richtig versorgt wird, sondern auch, wie der pflegende Angehörige gesund bleibt. Nehmen Sie diese Unterstützung in Anspruch, ebenso wie die Möglichkeiten von Tages- und Kurzzeitpflege, um Ihrer Berufstätigkeit nachgehen oder mal einen Urlaub machen zu können. Inzwischen gibt es auch Hotels, in denen Pflegeperson und Pflegebedürftiger gemeinsam Urlaub machen können. Wer einen Angehörigen pflegt, braucht seine Kräfte.

Nadine Kraft

DAK-Service

Die neue DAK Pflege-App ist eine wertvolle Unterstützung und ein zuverlässiger Begleiter für pflegende Angehörige. Das kann die App: Im Wissensbereich beantworten wir Ihnen alle Fragen rund um das Thema Pflege. Kurze Videos zeigen, wie richtige Pflege funktioniert – und die Moderatorin Sophie Rosentreter nimmt Sie in der Video-Reihe PflegeLeicht mit in den Alltag von Menschen mit einer Demenzerkrankung. Unser Trinkplaner ermittelt, ob der Pflegebedürftige über den Tag genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Ein Spaziergang durch ein interaktives Bad und eine interaktive Küche zeigt, wie pflegegerechtes Wohnen funktioniert. Und die Frage, welche finanzielle Unterstützung dem Pflegebedürftigen genau zusteht, beantwortet Ihnen beispielsweise der Pflegerechner. Hier geht's zu mehr Infos und zum Download: www.dak.de/pflege