Durch gezielte Bewegungsprogramme die Gesundheit der Pflegenden und die Mobilität der Pflegebedürftigen stärken – dafür steht das Modellprojekt POLKA der DAK-Gesundheit.
Äpfel pflücken, auf den Rummel gehen oder ein Haus bauen – für Heimbewohnerinnen und -bewohner der Bewegungswelten des Modellprojekts POLKA ist dies kein Problem. Beim Gruppentraining wird die Leiter hinaufgestiegen, sich nach den Äpfeln gestreckt und zum Korb hinuntergebeugt. Durch das Nachahmen bekannter Tätigkeiten lassen sich die Bewegungsabläufe leichter verstehen und umsetzen. Die Einheiten finden zweimal pro Woche für jeweils 60 Minuten in der Gruppe statt. Außerdem erhalten die Bewohnerinnen und Bewohner noch sogenannte „Hausaufgaben“, die sie eigenständig für etwa 15 Minuten durchführen. In der Summe ergeben sich so jeweils die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen 150 Minuten Bewegung pro Woche, an denen sich das Modell orientiert.
„Ziel ist es, dass mehr Bewegungsförderung in die Einrichtung gebracht wird.”
Jennifer Kasper, Koordinatorin der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck
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„Personen, denen es nicht mehr möglich ist, am Gruppentraining teilzunehmen, bieten wir sogenannte Bewegungshäppchen an, das sind Zehn-Minuten-Einheiten, die an die jeweiligen Bedürfnisse angepasst sind und auch im Sitzen oder im Bett durchgeführt werden können“, erklärt Koordinatorin Jennifer Kasper von der Forschungsgruppe Geriatrie Lübeck (FGL). Auch sie widmen sich einem Thema, sodass das Heimzimmer schon mal zur Kegelbahn wird. Einige aufgestellte Toilettenpapierhülsen und ein kleiner Ball reichen aus, um vom Stuhl, von der Bettkante oder im Stehen zu kegeln – ganz nach den individuellen Möglichkeiten der Seniorinnen und Senioren. „Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Pflegebedürftigen zu fördern und zu erhalten. Es werden Gehfähigkeit, Kognition, Ausdauer, Balance und Kraft trainiert“, erklärt Jennifer Kasper. Dass das funktioniert, zeigen erste Evaluationen, aus denen hervorgeht, dass Teilnehmende länger selbstständig bleiben und auf diese Weise auch die Pflegekräfte entlastet werden.
Gesunde Bewegung für Pflegekräfte
Das Besondere an POLKA: Das DAK-Projekt wendet sich nicht nur an Heimbewohnerinnen und -bewohner, sondern auch an Pflegekräfte, um sie bei einem gesunden Lebensstil zu unterstützen. So werden zum Beispiel zehnminütige aktive Pausen in den Alltag der Pflegenden integriert. Dafür kommen externe Expertinnen und Experten in die Einrichtungen und geben den Pflegekräften vor Ort kräftigende und ausgleichende Übungen für den körperlich anstrengenden Pflegealltag an die Hand.
Für zusätzliche Motivation wird im Pilotprojekt viel Wert auf spielerische Zugänge zu mehr Bewegung im Alltag gelegt. Beispielsweise wird momentan eine interaktive Schrittzähler-App ausprobiert, die mehr motivierende Rückmeldung gibt als die reine Schrittzahl. Diese und weitere Bewegungsprogramme werden kontinuierlich ausgebaut. Die Rückmeldungen sind positiv: „Die Mitarbeitenden erleben es als große Wertschätzung, dass etwas für sie getan wird“, erzählt Jennifer Kasper.
POLKA steht für „Pflegeeinrichtungen als Kompetenzzentren in der Gesundheitsversorgung durch Multiplikation von körperlicher Aktivität“ und ist 2019 gestartet. Das Modellprojekt läuft über fünf Jahre, während der erforscht werden soll, wie bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz in die stationäre Altenpflege integriert werden kann. Beteiligt sind die Forschungsgruppe Geriatrie, der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e. V. und das Institut für Sport und Sportwissenschaft an der Universität Heidelberg. Das Besondere an POLKA ist, dass betriebliche Gesundheitsförderung und Prävention Hand in Hand gehen und sich das Programm sowohl an Pflegekräfte als auch an Pflegebedürftige wendet.
Weitere Informationen finden Sie unter: polka-gesundepflegebewegt.com
Nina Alpers