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Vorsicht Pollen: Das hilft bei Heuschnupfen

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Sich von den Pollen die Frühlingslaune verderben lassen? Pustekuchen! Wir haben die besten Tipps gegen Niesattacken, Schniefnasen und Augenjucken gesammelt.

Während sich die einen jetzt über die ersten warmen Sonnenstrahlen und die Pracht der Frühlingsblüten freuen, wünschen sich andere Schnee und Eis zurück. Denn mit der milden Luft kommen auch die Pollen – und damit beginnen für rund 16 Millionen Menschen hierzulande die Niesattacken. Ihre Allergiesymptome dauern mitunter bis weit in den Herbst hinein an und beginnen oft schon kurz nach dem Jahreswechsel erneut. Denn mittlerweile fliegen die Pollen fast ganzjährig. Lediglich in kalten Winterwochen herrscht noch Ruhe. Die globale Erwärmung sorgt nämlich nicht nur dafür, dass viele Pflanzen früher, länger oder stärker blühen – sie hat auch das Sortiment erweitert. Inzwischen gedeihen hier allergieauslösende Gewächse, die in unseren Breitengraden eigentlich gar nichts zu suchen haben. Die allergische Rhinokonjunktivitis, umgangssprachlich Heuschnupfen genannt, ist mittlerweile die häufigste allergische Erkrankung überhaupt.

Immunsystem auf Abwegen

Die gute Nachricht: Es gibt wirkungsvolle Strategien dagegen. Denn letztlich verbirgt sich hinter jeder Allergie ein Fehlalarm in unserer körpereigenen Abwehrmannschaft – dem Immunsystem. Dessen „Erkennungsdienst“ übertreibt und meldet harmlose Eiweißstoffe aus Blütenpollen als gefährlichen Feind. Daraufhin startet ein rasches Abwehrprogramm, das bereits auf winzige Mengen der Allergene reagiert. Die Immunzellen schütten dabei Botenstoffe wie beispielsweise Histamin aus. Diese erweitern jedoch nicht nur die Blutgefäße für den Abtransport der angeblichen Schädlinge (Allergene), sondern verursachen zahlreiche recht unangenehme Reaktionen: unter anderem juckende und tränende Augen, Fließschnupfen, Niesattacken, Halsjucken und manchmal sogar Husten und Atemnot bis hin zu allergischem Asthma. Auch das Allgemeinbefinden leidet mitunter deutlich – daher fühlen sich viele Allergikerinnen und Allergiker während des Pollenflugs schlapp und müde.

Den Pollen Paroli bieten

Wer die fliegenden Blütenboten als Verursacher seiner Beschwerden verdächtigt oder aber unter Atemwegsproblemen ohne klassische Erkältungssymptome leidet, sollte unbedingt eine Allergologin oder einen Allergologen aufsuchen. Diese speziell ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte können mit Hilfe von Haut- und Bluttests gezielt ermitteln, ob und welche Pflanzen womöglich Probleme bereiten: „Nicht immer stecken Allergene hinter Atemwegsbeschwerden, sondern gelegentlich nur eine allgemein überempfindliche Schleimhaut. Diese ‚Schleimhaut-Schwächlinge‘ reagieren schlichtweg besonders sensibel auf Umwelteinflüsse und -reize“, begründet Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe, Allergologe am Allergie- und Asthma-Zentrum Westend in Berlin, die Wichtigkeit solcher Tests. Ist der Übeltäter entlarvt, helfen verschiedene Maßnahmen dabei, ihm etwas entgegenzusetzen. Am effektivsten, doch leider nicht immer machbar, ist es, die persönlichen Allergene auf Abstand zu halten.

Hier ein paar alltagstaugliche Tipps dazu:

  • Eine Frage des Timings: clever lüften
    Pollen haben ihren eigenen Flugplan, nachts und in den sehr frühen Morgenstunden ist am meisten los. Halten Sie Ihre Fenster dann am besten geschlossen. Das gilt auch für windige Tage. Die beste Zeit zum Lüften ist zwischen 19 Uhr und Mitternacht auf dem Land und 6 und 8 Uhr morgens in der Stadt sowie bei Regenwetter rund eine halbe Stunde nach den ersten Tropfen.
  • Blütenstaub in der Falle
    Pollen setzen sich gern in den Haaren und der Kleidung fest. Daher: Vor dem Zubettgehen Haare waschen, sich nicht im Schlafzimmer ausziehen und getragene Kleidung dort auch nicht herumliegen lassen.
  • Hausputz bei Heuschnupfen
    Feuchte Reinigungstücher und Staubsauger mit einem speziellen HEPA-Filter befreien die Wohnung am wirksamsten von Pollen.
  • Raus ins Grüne – aber richtig!
    Halten Sie den Rasen in Ihrem Garten kurz, lassen Sie ihn aber am besten von jemand anderem mähen. Vermeiden Sie Sport im Freien während Ihrer persönlichen Pollenflugsaison und weichen Sie währenddessen auf Indoor-Aktivitäten aus. Die beste Zeit für einen Spaziergang: direkt nach einem Regenschauer.
  • Unterwegs bei Pollenalarm
    Schließen Sie bei Autofahrten – vor allem über Land – die Fenster und auch die Lüftungsklappen Ihres Fahrzeugs. Besitzt Ihr Wagen bislang keinen Pollenfilter, lassen Sie einen einbauen und wechseln Sie ihn regelmäßig.

Gezielt gegensteuern

Erleichterung bringen all diese Maßnahmen definitiv, die meisten Betroffenen bekommen jedoch allein damit ihre Beschwerden nicht völlig in den Griff. Dann besteht die Gefahr, dass der Heuschnupfen irgendwann ein Stockwerk tiefer in die Bronchien wandert und sich daraus ein Asthma entwickelt. „Das passiert bei jedem dritten oder vierten Pollenallergiker“, warnt Dr. Kleine-Tebbe vor diesem „Etagenwechsel“. An gezielter Gegenwehr führt daher in der Regel kein Weg vorbei. Langfristig am besten wirkt die sogenannte spezifische Immuntherapie (SIT), auch als Hyposensibilisierung bekannt. Diese Behandlung greift direkt an der Allergieursache an. Die Patientinnen und Patienten bekommen in bestimmten Abständen zunächst kleine, später dann größere Mengen ihrer Allergieauslöser per Spritze, als Tropfen oder Tablette, damit sich das fehlgeleitete Immunsystem langsam daran gewöhnen kann. Üblicherweise dauert solch eine Therapie drei Jahre. Ungefähr 60 bis 80 Prozent der Pollen-Geplagten haben nach der Behandlung deutlich weniger oder gar keine Beschwerden mehr.

Bis die Behandlung anschlägt und immer, wenn akute Symptome auftreten, bringen verschiedene bewährte Medikamente Besserung:

  • Mastzellstabilisatoren
    Die gut verträglichen Nasensprays, Augentropfen, Inhalationslösungen und Dosiersprays mit Cromoglicinsäure oder Nedocromil lindern leichte Beschwerden. Sie bekommen sie rezeptfrei in der Apotheke.
  • Antihistaminika
    Bei mäßigen Symptomen helfen Histamin-Blocker als Tablette, Spray oder Tropfen. Aber: Finger weg von den Uralt-Präparaten! Denn die neuen Substanzen machen im Gegensatz dazu kaum mehr müde. Manche davon können Sie sich inzwischen auch ohne Rezept in der Apotheke besorgen – fragen Sie Ihre Apothekerin oder Apotheker!
  • Kortisonpräparate
    Wenn Antihistaminika nicht ausreichen, sind lokal wirksame kortisonhaltige Mittel (z. B. Augentropfen, Nasenspray, Asthmaspray) zuverlässige Helfer. Bei sehr starken Beschwerden kommen Kortisontabletten in Frage – die Therapie mit Kortison-Depotspritzen gilt aufgrund der Nebenwirkungen inzwischen jedoch als veraltet! All diese Präparate gibt es nur auf Rezept.

Schlaue Strategien

Wer unter heftigen Heuschnupfenbeschwerden leidet, lässt sich am besten von der Fachärztin oder dem Facharzt einen individuellen Therapieplan zusammenstellen – mit verschiedenen Medikamenten, um gut durch alle Phasen der Pollensaison zu kommen. Zeigen sich die Symptome auch nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel, kann eine Kreuzallergie vorliegen. Dann ist ebenfalls ein Besuch bei der Ärztin oder dem Arzt angesagt – der verordnet bei Bedarf ein entsprechendes Notfallset. Eins tut auf jeden Fall immer gut: Gönnen Sie Ihren gestressten Atemwegen etwas Ruhe durch einen allergenarmen oder -freien Urlaub.

Reisen Sie den Pollen davon

Im späten Frühjahr und Sommer haben nicht nur die Feriengebiete, sondern auch die Pollen Hochsaison. Eine gute Gelegenheit, einfach mal eine Zeit lang Urlaub von den Pollen zu machen. Wer dabei Reiseziel und -ort clever auswählt, hat beste Chancen auf entspannte Ferien ohne Taschentuchalarm.

Eine Frage der Lage …

Wenig „Pollen-Flugverkehr“ herrscht an der Nordseeküste. Der dort übliche Nordwestwind pustet die Pollen landeinwärts und sorgt so für Beschwerdefreiheit. Bei Boots- und Schiffsreisen auf hoher See oder beim Inselurlaub sind Sie vor Ihren Allergenen ebenfalls ziemlich sicher. Das gilt auch fürs Hochgebirge. Dort ist die Luft ab 1500 Metern sehr pollenarm, ab 2000 Metern sogar nahezu pollenfrei.

… und der Zeit

Bevor Sie die Kataloge wälzen, werfen Sie unbedingt einen Blick auf den Pollenflugkalender des möglichen Urlaubsziels. Wählen Sie eine Reisezeit, in der Ihre persönlichen Störenfriede dort Pause machen.

Kreuzallergien

Etliche Pollenallergikerinnen und Pollenallergiker reagieren auch nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel mit Allergiesymptomen. Expertinnen und Experten sprechen dann von Kreuzallergie. Denn die Eiweißbausteine in manchen Pollen und pflanzlichen Lebensmitteln ähneln sich so stark, dass der Körper sie nicht mehr voneinander unterscheiden kann. Daher leiden viele Baumpollenallergikerinnen und -allergiker etwa auch nach dem Biss in einen Apfel oder einen Nussriegel. Und jemand, der auf Beifußpollen reagiert, tut dies unter anderem auch nach dem Genuss von einigen Gewürzen, Früchten oder Sellerie.

Gut vorbereitet für alle Fälle

Meist beschränken sich die Symptome auf Mund und Rachen – Antihistaminika lindern sie ein wenig. Manchmal kommt es jedoch zu deutlich heftigeren Reaktionen, die sich nur mit speziellen von Ärztinnen und vom Arzt verordneten Notfallmedikamenten eindämmen lassen (bitte immer griffbereit halten!).

Dr. Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie empfiehlt eine Hyposensibilisierung: „Die artverwandten Lebensmittel sind danach häufig besser verträglich."