Den Fokus wechseln
Beim Hinausschieben konzentrieren wir uns ganz auf das kurzfristige Unwohlsein. Jetzt die Steuerunterlagen zusammensuchen? Oh je. Heute zum Fitness-Center? Noch mal raus? Keine Lust. So oder ähnlich läuft der kurze Monolog in unserem Kopf ab. Stattdessen sollten wir uns auf die langfristigen Vorteile stürzen. Malen Sie sich den Nutzen aus. Zum Beispiel: Wenn Sie heute Ihre Steuererklärung erledigen, kommt die Erstattung schneller. Davon können Sie sich einen Wunsch erfüllen. In jedem Fall haben Sie es hinter sich und wieder ein Jahr Ruhe. Bei der Fitness denken Sie an das Wohlgefühl, das sich beim Sport und danach einstellt. Bei der Vorsorgeuntersuchung konzentrieren Sie sich nicht auf die lästige Pflichtübung, sondern auf die Erleichterung oder, im Ernstfall, die frühzeitige Abklärung.
Tatsächlichen Aufwand vor Augen führen
Gerade bei kleinen Dingen, die eigentlich schnell erledigt sind, hilft es, wenn Sie sich die benötigte Zeit vor Augen führen. Wie lange dauert es, den Müll rauszubringen? Abzuwaschen? Das Bett frisch zu beziehen? Die Zahnzwischenräume mit Zahnseide zu reinigen? Oder noch mal schnell zum Supermarkt zu gehen? Oft hält es uns gar nicht lange auf. Wenn wir uns den tatsächlichen Zeitaufwand bewusstmachen, schrumpft die Hürde oft zu einem kleinen Hürdchen, das wir mühelos hinter uns lassen.
Lästiges mit Schönem verbinden
Verbinden Sie Lästiges mit Schönem oder konzentrieren Sie sich auf das Schöne im Lästigen. Wenn Sie beispielsweise abwaschen müssen, machen Sie es zu zweit. Freuen Sie sich über die Gelegenheit zum Gespräch mit Ihrem Partner oder Kind und erfreuen Sie sich am Gespräch selbst. Schon treten Abwasch und Abtrocknen in den Hintergrund oder werden sogar zum willkommenen Anlass. Wenn Sie noch mal zum Supermarkt oder die Flaschen zum Recyclingcontainer bringen müssen, nutzen Sie das für einen kleinen Abendspaziergang. Nehmen Sie Ihren Partner oder Ihr Kind mit und genießen Sie die kühle Abendluft, das Zwitschern der Vögel oder auch hier das Gespräch.
Belohnung in Aussicht stellen
Sie können das Lästige auch mit einer Belohnung verbinden. Wichtig ist aber, dass Sie sich erst nach Abschluss der Aufgabe belohnen. Genießen Sie die Vorfreude z. B. auf ein Eis, ein kühles Getränk, das Essen im Restaurant, eine Veranstaltung am Abend, einen Einkaufsbummel.
Tagesliste führen
Führen Sie für jeden Tag eine Liste mit den Dingen, die Sie dann erledigen wollen. Nehmen Sie sich die Zeit, jeden erledigten Punkt abzuhaken. Das verleiht Ihnen ein Gefühl des Fortschritts, des Abschlusses und Erreicht-Habens. Sie sind wieder einen Schritt weiter. Wenn alle Einträge eines Tages abgehakt sind, verstärkt sich dieses Gefühl noch. Wir Menschen haben ein Bedürfnis nach Abschluss. Das können Sie an sich bei jedem spannenden Film beobachten. Ein erlösender Abschluss ist mit Glücksgefühlen verbunden. Der Blick auf das erledigte Tagespensum kann ebenfalls Glückshormone freisetzen. Sie belohnen sich gewissermaßen selbst durch die Anerkennung für das Geleistete. Je mehr Sie geschafft haben, desto größer ist die Zufriedenheit. Wenn Sie eine Tagesliste führen, werden Sie sich bald mehr über viele Einträge freuen als über wenige.
Zeitplan anlegen
Vergleichbar mit der Tagesliste ist ein Zeitplan. Machen Sie aus einer Aufgabe ein Projekt und legen Sie vorab fest, was Sie bis wann erreicht haben wollen. So wird die Aufgabe überschaubar, indem Sie sich immer nur um die aktuelle Etappe kümmern, nicht um das große Ganze. Wer sich vorstellt, wie hoch der Berg an Geschirr sein wird, den er im Laufe seines Lebens abzuwaschen hat, der müsste eigentlich verzweifeln. Tatsächlich aber würden wir nie auf die Idee kommen, das Geschirr hochzurechnen. Wir nehmen es, wie es kommt. Ein Zeitplan folgt demselben Prinzip: etappenweise denken.
Die Aufgabe in Teilaufgaben zerlegen
Diese Methode ist mit dem Zeitplan verwandt. Zerlegen Sie eine Aufgabe in machbare Portionen und kümmern Sie sich immer nur um die aktuelle Teilaufgabe. Bei der Steuererklärung könnten Sie an einem Tag alle Belege zusammenstellen. Dann hören Sie auf. Die nächste Etappe ist dann die Installation der Steuer-Software oder die Eingabe der persönlichen Angaben oder der Werbungskosten usw. Beim Bügeln kümmern Sie sich heute nur um die Hemden. Nächstes Mal sind dann die Blusen dran oder was auch immer Sie noch bügeln.
Gut organisieren
Eine gute Organisation im Vorfeld kann eine Aufgabe erheblich erleichtern. Die Steuererklärung liefert hierfür wieder ein anschauliches Beispiel. Das Suchen nach Belegen macht die Steuererklärung häufig so frustrierend. Wenn Sie und Ihr Partner die erforderlichen Belege das ganze Jahr über immer sofort an einem vorher festgelegten Ort sammeln, müssen Sie diese zum Zeitpunkt der Steuererklärung nicht erst mühsam zusammensuchen. Die Abbuchungsbescheide der Versicherungen, die Spendenbescheinigungen, die Arzneimittelquittungen, die Fahrkostenbelege, die Handwerkerrechnungen etc. Alles ist bereits zusammengetragen. Sie müssen die Daten nur noch eingeben. Das Prinzip lässt sich auf andere Aufgaben übertragen. Ein weiteres Beispiel: Wenn Sie Bügelbrett und Bügeleisen immer erst aus einer zugestellten Ecke hervorkramen müssen, ist das Bügeln schon lästig, bevor es angefangen hat. Sorgen Sie für schnellen Zugriff.
Anknüpfungspunkt zurücklassen
Ein Trick, der Sie vielleicht überraschen wird, liegt darin, eine Aufgabe knapp NICHT abzuschließen. Hören Sie kurz vorher auf. Diese Technik bietet sich immer dann an, wenn die Aufgabe eigentlich der Abschnitt einer größeren Aufgabe ist. Wer etwa eine Hausarbeit, einen wichtigen Brief, eine Bewerbung oder sogar ein Buch schreibt, sollte den letzten Absatz oder auch nur den letzten Satz des Tages oder vor der Mittagspause unvollendet lassen.
Am nächsten Tag bzw. nach der Pause greifen dann zwei Mechanismen:
1. Sie wissen genau, wie es weitergeht. Die Fortsetzung haben Sie ja bereits im Kopf. Sie haben sie nur noch nicht niedergeschrieben. Schon sind Sie wieder drin.
2. Der uns Menschen eigene Drang nach Abschluss treibt Sie geradezu dazu, weiterzumachen. So überlisten Sie die Neigung zum Aufschub durch die stärkere Sehnsucht nach Vollendung. Diese Methode eignet sich vorzüglich, um einer Schreibblockade zu begegnen.
Partner wählen
Suchen Sie sich einen Partner für die Zusammenarbeit. Dass das helfen kann, haben Sie vielleicht bereits in der Schule oder an der Universität erfahren. Wer im Studium eine Hausarbeit für sich schreibt, muss sich selbst motivieren. Wer eine Präsentation mit einem Kommilitonen erstellt, steht
a. im Wettbewerb mit dem anderen und will zeigen, was er draufhat,
b. in der Verpflichtung, seinen Beitrag zuzuliefern.
Verpflichtung wie Wettbewerb sind zusätzlicher Ansporn.
Ablenkungen ausschalten
Ablenkungen sind eine wesentliche Ursache für das Aufschieben und für ein schleppendes Vorankommen. Wer sich ständig benachrichtigen lässt, wenn eine E-Mail, SMS, What’s App-Nachricht etc. eintrifft, wird immer wieder in seiner Konzentration unterbrochen. Darunter leidet die Produktivität. Stellen Sie alles, was Sie ablenken könnte, ab oder weg, und konzentrieren Sie sich ganz auf die vor Ihnen liegende Aufgabe. Wenn Sie unterbrochen werden, zum Beispiel im Büro durch einen Kundenanruf oder einen Kollegen, notieren Sie sich schnell noch ein Stichwort zu dem, wo Sie gerade sind. Dann können Sie im Anschluss an das Gespräch Ihre Aufgabe direkt fortsetzen.
Von Perfektionismus zu Pragmatismus umschwenken
Lassen Sie es auch mal gut sein. Wer es perfekt haben will, setzt sich zusätzlich unter Druck. Die Ganz-oder-gar-nicht-Einstellung blockiert nur. Sie werden immer und überall noch etwas finden, was sich verbessern ließe. Mit Perfektion als Anspruch würde kein Schriftsteller je sein erstes Buch abschließen, sondern Passagen immer wieder anpassen, umschreiben oder ersetzen. Amerikaner sind für ihren Pragmatismus bekannt. Aus den USA kommt auch der Ausdruck: „Good enough“. Verabschieden Sie sich in diesem Sinne von Perfektion und arbeiten Sie auf ein „Gut genug“ zu. Hören Sie auf, wenn das Ergebnis reicht. Die Anstrengungen für die letzten 5 oder 10 Prozent stehen selten im vertretbaren Verhältnis zum damit verbundenen Aufwand. Also: Machen Sie mal einen Punkt.