Bild zum Beitrag 'Raus aus der inneren Kündigung'
Beruf & Bildung

Raus aus der inneren Kündigung

Veröffentlicht am | Schlagwörter: , , ,

Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oder eine veränderte Lebenssituation können zum „Quiet Quitting“ führen, das in Deutschland gerne als „Dienst nach Vorschrift“ bezeichnet wird. Betroffene erledigen nur das Nötigste – zum Ärger des Teams und der Vorgesetzten.

Einsatzbereitschaft, Interesse und der Wunsch, etwas zu bewegen: Es gibt Angestellte, die für ihren Job brennen und sich täglich engagieren. Andere sehen ihren Einsatz am Arbeitsplatz nüchterner und sind nicht bereit, mehr als das Nötigste zu tun. Dieses Verhalten wird in Deutschland auch als „Dienst nach Vorschrift“ bezeichnet. Man spricht von „innerer Kündigung“ oder in der englischen Version von „Quiet Quitting“.

Dass diese Arbeitsmoral bei Kolleginnen und Kollegen nicht gut ankommt, liegt auf der Hand. Eine repräsentative Umfrage der Jobplattform Monster in Zusammenarbeit mit YouGov Deutschland GmbH unter mehr als 2.000 Menschen hat Ende 2022 genau das bestätigt: Jeder und jede dritte Angestellte ist genervt, wenn sich durch das geringe Engagement von Kolleginnen und Kollegen letztlich das eigene Pensum erhöht. Von Teamarbeit kann da keine Rede mehr sein. Bei der Suche nach einer Lösung gibt immerhin die Hälfte der Befragten an, ein Gespräch mit dem Kollegen oder der Kollegin zu suchen. Von zehn Beschäftigten geht nur eine Person einen Schritt weiter und beschwert sich bei der Führung.

Jannike Stöhr, Karriereberaterin

Verschiedene Ursachen
Die Gründe für einen Zustand der inneren Kündigung können ganz unterschiedlich sein. In den meisten Fällen geht damit eine längere Phase beruflicher Unzufriedenheit und negativer Erfahrungen einher. Enttäuschungen wie fehlende Wertschätzung, ein unangemessenes Gehalt, fehlende Aufstiegsmöglichkeiten, Über- oder Unterforderung oder ein Stellenabbau und damit verbunden ein unsicherer Arbeitsplatz sind mögliche Ursachen für eine innere Kündigung. Daraus entstehen Frust, Resignation und in Einzelfällen auch der Wunsch, es dem Unternehmen heimzuzahlen. Karriereberaterin Jannike Stöhr hat beobachtet, dass viele Menschen, die sich schon länger in der inneren Kündigung befinden, sehr emotionslos sind. „Auch die Wut auf den Arbeitgeber verschwindet irgendwann.“ Spätestens jetzt sei es an der Zeit, sich mit der inneren Kündigung ernsthaft auseinanderzusetzen

Blick aus der Vogelperspektive
Wer dies nicht tut, bleibt auf Dauer unzufrieden – häufig mit Konsequenzen für die eigene Gesundheit. Wie sieht also der Weg aus dem Zustand der inneren Kündigung aus? Jannike Stöhr rät, sich zu fragen, was zu dieser beruflichen Resignation geführt beziehungsweise was die Unzufriedenheit ausgelöst hat. Anschließend geht es darum, nach Lösungen zu suchen und zu klären, wie man selbst die Situation verbessern kann: Was ist mir im Job wichtig, was möchte ich erreichen und welche Veränderungen wünsche ich mir? „Es ist sehr hilfreich, die eigenen Erwartungen im Gespräch mit Vorgesetzten offen zu kommunizieren. So kann man herausfinden, ob es Raum für eine Verbesserung der Arbeitssituation gibt“, sagt Stöhr.

Oft reichen schon andere Arbeitszeiten, eine Gehaltserhöhung oder Anerkennung der erbrachten Leistung, um wieder Spaß an der Arbeit zu finden. „Ändert sich danach nichts oder stößt die Aussprache auf Unverständnis, dann wissen die Betroffenen, woran sie sind, und können falsche Hoffnungen loslassen“, sagt die Karriereberaterin. „Das kann befreiend sein und den Weg frei machen, sich aus Strukturen zu lösen, die nicht guttun.“ Stöhr stellt aber klar, dass eine innere Kündigung nicht zwangsläufig mit dem Wunsch nach äußerer Kündigung einhergeht. Das liegt möglicherweise unter anderem an der Angst vor finanzieller Unsicherheit – mit der Folge, dass „manche Menschen sogar ihr gesamtes Arbeitsleben lang im Zustand der inneren Kündigung bleiben“, sagt Stöhr. Neben Menschen, die lange unter diesem Zustand leiden, gibt es auch Angestellte, die durch eine veränderte Lebenssituation in die passive Arbeitsmoral hineingeraten – beispielsweise nach einer Krankheit oder der Geburt eines Kindes. Ihre Prioritäten verschieben sich so stark, dass die Karriere in den Hintergrund gerät.

Anreize schaffen
Doch nicht nur für die Angestellten, auch für Unternehmen selbst ist die innere Kündigung ein ernst zu nehmender Zustand, der Produktivität und Wirtschaftlichkeit stark beeinträchtigen kann. Engagierte Angestellte, die mitdenken und etwas bewegen, sind unverzichtbar. Deshalb müssen Unternehmen die Bedürfnisse und Erwartungen der Beschäftigten ernst nehmen und sie dabei unterstützen, sich mit ihrem Arbeitsplatz zu identifizieren. Umso mehr sollten Anreize geschaffen werden, die die Motivation erhöhen und den Zustand der inneren Kündigung beenden. Regelmäßige offene, ehrliche und vor allem konstruktive Gespräche sind dabei die Basis, um die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufrechtzuerhalten oder zurückzugewinnen.

Justine Holzwarth

Für höhere Mitarbeiterzufriedenheit

Mitarbeiterbefragung
Mithilfe einer anonymen Mitarbeiterbefragung können gesundheitliche Belastungen rechtzeitig erkannt werden. Darüber hinaus wird das Klima im Team offengelegt. So erfahren Führungskräfte, was die Beschäftigten bewegt, welche Ressourcen vorhanden sind, und können zielgerichtete Maßnahmen einleiten. Die DAK-Gesundheit stellt Unternehmen dieses Angebot auch in digitaler Form sowie in verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Kurzbefragungen sind bereits ab einer Unternehmensgröße von 50 Mitarbeitenden möglich.
Informationen und Beratung unter der BGM-Hotline 040 325 325 720

Weiterbildung

Vorträge für Führungskräfte
- Kommunikation im virtuellen Raum
- Virtuelles Führen
Anmeldung und Informationen unter: www.dak.de/digitalesBGM

Qualifizierung im Rahmen des Blended Learning

Betriebliche Gesundheitsmanager/innen
Fachwissen, um dauerhaft einen Gesundheitsförderungsprozess im Betrieb aufzubauen. Informationen zu Qualifizierung und Ablauf unter: www.dak.de/bgm-manager