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Schlehe: Ein Kraftpaket für Mensch und Tier

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Der Schlehdorn gehört zu den ersten Pflanzen, die im Frühjahr blühen. Er bietet vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung, ist aber auch für den Menschen sehr wertvoll.

Den Schlehdorn, auch Schlehe genannt, hat vermutlich jeder schon mal gesehen. Mit einer Größe von bis zu vier Metern ist der Strauch recht groß und auch seine runden Früchte sind durch die dunkel- bis schwarzblaue Färbung kaum zu übersehen. Charakteristisch für den Schlehdorn sind auch seine spitzen Dornen, von denen der Busch sehr viele trägt. Die Pflanze fühlt sich besonders in sonnigen Lagen an Waldrändern und Wegen wohl, aber auch als Heckenpflanze ist die Schlehe oft zu finden. Besonders schön und ein erster Farbtupfer in der oft noch grauen Winterlandschaft ist die üppige Blüte der Schlehe, die sich im März und April mit unzähligen kleinen weißen Blüten zeigt und einen leichten Mandelgeruch verströmt.

Da Schlehen zu den ersten blühenden Sträuchern im Frühjahr gehören, sind sie eine wichtige Futterquelle und ein beliebter Unterschlupf für Insekten, Vögel und Schmetterlinge. Die Pflanzen sind also nicht nur schön anzusehen, sondern auch ökologisch sehr bedeutend. Erst nach der Blüte treiben die schlanken und ovalen Blätter aus, im Spätsommer zeigen sich schließlich dann die runden Früchte. Sie tragen im Inneren einen kleinen Kern, der sie etwas an kleine Pflaumen erinnern lässt. Und tatsächlich sind Pflaume, Zwetschge und Mirabelle die nächsten Verwandten der Schlehe.

Ernte nach dem ersten Frost

Erntereif sind die Früchte zwar schon ab Oktober, es ist aber besser, sie bis in den Winter hinein noch am Strauch hängen zu lassen. Der Grund: Die Kälte, insbesondere der Frost, unterstützt die Pflanze dabei, ihre Gerbstoffe abzubauen und genussreif zu werden. Werden Schlehen erst nach den ersten Frösten geerntet, haben sie zwar noch eine säuerliche Note, schmecken aber insgesamt angenehm süß und fruchtig und sind weicher als noch im Herbst. Wer sie doch schon früher vom Strauch holen möchte, sollte die Früchte anschließend für einige Wochen ins Gefrierfach legen.

Vielseitige Winterfrüchte

Schlehen lassen sich unter anderem zu Marmelade, Gelee und Saft verarbeiten, können aber auch roh gegessen werden. Vorher sollte aber besser der Kern entfernt werden, da er Amygdalin enthält, das im Körper zu Blausäure umgewandelt wird. Falls der Kern doch mal versehentlich verschluckt oder zerkaut wird, ist es nicht weiter schlimm. Der Gehalt an Amygdalin ist sehr gering – sogar Apfelkerne und Bittermandeln enthalten mehr von dem Stoff. Vorsicht ist hingegen bei Kindern geboten, die die Blausäure noch nicht richtig abbauen können. Sie können mit Durchfall und Erbrechen reagieren und sollten vorsichthalber einer Ärztin oder einem Arzt vorgestellt werden.

Beliebte Heilpfanze

Als Heilpflanze war die Schlehe bereits im Mittelalter bekannt. Die Benediktinerin Hildegard von Bingen erwähnte in ihrem medizinischen Werk „Physica“ die Heilkraft der Früchte: Mit Honig gesüßt sollen sie bei Gicht helfen, gekocht oder gebraten würden sie den Magen reinigen und stärken und den Körper entschlacken. Für Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp waren Schlehen „das harmloseste Abführmittel, das es gibt“. Deshalb empfahl er, regelmäßig einen reinigenden und stärkenden Schlehentee zu trinken. Und ihre kräftige Farbe erhalten die Früchte dank der zellschützenden Flavonoide, die zur Gruppe der Polyphenole gehören und als Antioxidantien im Körper wirken. Dabei verhindern sie, dass freie Radikale wie Zigarettenrauch, Umweltgifte oder UV-Licht die Zellen schädigen und verschiedene Krankheiten verursachen.

Schlehen enthalten viele Gerbstoffe, die zusammenziehend wirken und bei Entzündungen helfen sollen, insbesondere bei Zahnfleischentzündungen und Zahnfleischbluten. Zur Behandlung eignen sich getrocknete Schlehen aus der Apotheke, die wie ein Kaugummi gekaut werden. Die Früchte stärken durch ihren hohen Gehalt an Vitamin C außerdem das Immunsystem.  Daher lohnt es sich gerade in Herbst und Winter, regelmäßig Schlehensaft zu trinken, um die körpereigene Abwehr zu stärken. Da der Saft auch noch wärmend wirkt und so die Blutzirkulation anregt, ist er gerade in der kalten Jahreszeit ein wohltuendes Getränk. Er soll zudem den Appetit anregen, die Verdauung fördern, bei Menstruationsbeschwerden, Nierensteinen und Blasenentzündung helfen. Schlehensaft zuzubereiten ist nicht schwer, erfordert aber Geduld, denn das Getränk ist erst nach einigen Tagen fertig.

Neben den Früchten sind auch die Blüten äußerst gesund, denn ihnen wird ein fiebersenkender und reinigender Effekt nachgesagt. Zwei bis drei Tassen Tee am Tag aus frischen oder getrockneten Blüten wirken harntreibend und können rheumatische Beschwerden lindern. Getrocknete Schlehen eignen sich auch gut für die Zubereitung einer Mundspülung. Hierfür werden zwei Teelöffel getrockneter Früchte mit einem viertel Liter kochendem Wasser übergossen und etwa zehn Minuten ziehen gelassen.

Rezepte

Schlehenmarmelade

Für die Marmelade ein Kilogramm Schlehen waschen und mit ausreichend Wasser kochen, bis die Früchte weich sind. Anschließend abtropfen lassen und durch ein feines Sieb passieren. Nun die Masse mit 500 g Gelierzucker unter Rühren aufkochen und in heiß ausgespülte Gläser mit Schraubdeckel füllen. Die Gläser für 20 Minuten auf den Deckel stellen, damit sie luftdicht verschließen.

Schlehensaft

Die Früchte in einen Topf geben, mit kochendem Wasser übergießen (sie müssen gut bedeckt sein) und für 24 Stunden stehen lassen. Anschließend wird dieser Vorgang fünf bis sieben Mal wiederholt: Flüssigkeit abgießen und in einem anderen Topf auffangen, aufkochen, über die Schlehen gießen und 24 Stunden stehen lassen. Wenn der Saft eine dunkle Farbe hat und süß schmeckt, ist er genau richtig. Wer möchte, kann noch etwas Zucker hinzufügen. Zum Schluss den heißen Saft in ausgekochte Flaschen füllen und verschließen. So hält er sich an einem kühlen und dunklen Ort mehrere Monate.

Justine Holzwarth