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Gesundheit & Fitness

Schwanger in Zeiten von Corona

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Die Corona-Krise macht auch vor Schwangeren und jungen Familien nicht halt: Geburtsvorbereitung in der gewohnten Kursform findet teilweise nicht statt. Außerdem gelten strenge Besuchs- und Kontaktregeln für die Neugeborenen-Stationen. Im Interview erzählt Hebamme Swantje Outzen aus Hamburg, wie sich werdende Mütter trotzdem gut vorbereiten können und warum sich viele junge Familien aktuell für eine ambulante Geburt interessieren.

Hebamme Swantje Outzen aus Hamburg

Wir kennen Sie als Hebamme Swantje von YouTube. Sie geben mit der DAK-Gesundheit Tipps rund um Schwangerschaft und Gesundheit für Mutter und Baby. Was ist Ihr Eindruck? Wie geht es werdenden Müttern in der Corona-Krise?

Die werdenden Mütter sind doch sehr belastet und machen sich viele Gedanken. Aber nach allem, was wir bisher wissen, scheint das Virus für Schwangere nicht gefährlicher zu sein als für andere Patienten. Auch ungeborene Babys sind sicher, denn das Virus kommt sehr wahrscheinlich nicht durch den Mutterkuchen. Allein durch die Schwangerschaft steigt das Risiko sich zu infizieren nicht. Wenn schwere Verläufe auftraten, dann traf es oft Frauen, die bereits gesundheitlich vorbelastet waren.

Geburtsvorbereitungskurse sind eine gute Gelegenheit, um sich genau über solche Sorgen und Nöte auszutauschen. Diese Möglichkeit fällt jetzt leider weg.

Für Schwangere gelten natürlich wie für alle anderen die Vorgaben der Regierung zum Abstand halten. Deshalb muss aber nicht die Geburtsvorbereitung wegfallen: Viele Hebammen bieten Videotelefonie an und gebuchte Kurse finden als Online-Videokonferenzen statt. Die Frauen sind froh, dass sie diese Angebote erhalten. Und wir vermitteln in diesen neuen Formaten auch alle Informationen der klassischen Kurse: Wie läuft die Geburt ab? Was ist im Wochenbett wichtig? Wie geht das mit dem Stillen?

Dann vermissen die Frauen nichts?

Einige finden es schade, dass sie in Online-Kursen keinen Kontakt zu anderen Schwangeren aufnehmen können. Dafür ist die Geburtsvorbereitung ja auch da, dass sich werdende Mütter und Väter vernetzen.

In vielen Kliniken in Deutschland dürfen Väter wegen der Ansteckungsgefahr nicht mehr mit in den Kreißsaal und auch nicht auf die Neugeborenen-Station. Wie sehen Sie das?

Das sind besondere Maßnahmen, die jetzt in der Corona-Krise einfach erforderlich sind. Die Anwesenheit einer gesunden Begleitperson unter der Geburt ist jedoch sinnvoll, so lautet auch die Empfehlung des Robert Koch Instituts (RKI).

Aber ich merke, dass die Frauen offener werden für die Möglichkeit einer ambulanten Geburt: Was bedeutet, sie gehen nur zur Entbindung in die Klinik und kommen nach vier oder sechs Stunden mit dem Baby zurück nach Hause. Ich finde diesen Trend gut. Es ist für die jungen Mütter entspannter, daheim mit dem Partner und dem neuen Baby als im Krankenhaus auf einer abgesperrten Wochenbettstation. Und auch die Geschwisterkinder profitieren. Sie können ihr Geschwisterchen gleich von Anfang an kennenlernen nicht erst nach drei Tagen. Geschwister haben ja, genau wie Großeltern, wegen der Ansteckungsgefahr keinen Zutritt zur Klinik.

Was ist zu beachten, wenn Schwangere positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden?

Bei SARS-CoV-2 positiven Schwangeren werden vom RKI alle zwei bis vier Wochen ultrasonographische Verlaufskontrollen (Biometrie, Doppler, Fruchtwassermenge) empfohlen.

Nach der Geburt ist es nicht zwingend erforderlich, die Mutter mit SARS-CoV-2 Infektion beziehungsweise COVID-19 Erkrankung, von ihrem gesunden Kind zu trennen. Wichtig ist, dass die Hygieneregeln eingehalten werden um eine Übertragung des Virus zu verhindern. Der Haut-zu-Haut Kontakt zwischen Eltern und Kind ist ebenfalls möglich, wenn sie sich an diese Maßnahmen – also Händedesinfektion, Mund-Nasenschutz, kein Schleimhautkontakt, kein Küssen – halten.

Wie ist es mit dem Tragen von Mund-Nasenschutz?

Damit Babys sich gesund entwickeln können ist es für sie wichtig, Gesichter wahrzunehmen – allen voran das der Mutter oder der primären Bezugsperson. Gesunde Eltern sollten daher zu Hause und auch im Krankenhauszimmer keinen Mundschutz tragen. Natürlich ist es aber in Ordnung, wenn die Pflegekraft mit Mundschutz reinkommt oder zum Einkaufen ein Mundschutz getragen wird.

Hebammenberatung mit der Kinderheldin

Fragen während der Schwangerschaft und Unsicherheiten im Umgang mit dem Baby halten sich nicht an Termine mit der Hebamme. In diesen Situationen lassen wir Sie nicht allein. Junge Familien, aber auch Schwangere, können sich online von einer Hebamme zu akuten und allgemeinen Fragen beraten lassen – täglich zwischen 7 und 22 Uhr an 365 Tagen im Jahr. Sie erreichen die Hebammen von Kinderheldin per Chat, Telefon oder Video-Call. Ein Anruf oder eine kurze Chat-Nachricht reichen, innerhalb von 15 Minuten meldet sich eine Expertin von Kinderheldin bei Ihnen zurück.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website.

Unser Tipp

Suchen Sie sich so früh wie möglich eine Hebamme. Am besten gleich nachdem Sie das positive Ergebnis erhalten haben, denn Hebammen sind sehr gefragt. Sie helfen nicht nur bei der Geburt und der Nachsorge, sondern stehen bereits während der Schwangerschaft mit Rat und Tat zur Seite.

Das Interview führte Dorothea Wiehe im März 2020. Es wurde im Dezember 2020 aktualisiert.