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Spritzen, ritzen, schlucken – wie Impfen funktioniert

Impfungen sind ein wirkungsvoller Schutz gegen zahlreiche Krankheiten. Wir erklären, was bei einer Impfung im Körper passiert und wie sich die verschiedenen Impfstoffarten unterscheiden.

Menschen sind tagtäglich Krankheitserregern ausgesetzt. Das können Viren und Bakterien sein, aber auch Pilze fallen darunter. Aus diesem Grund verfügen Menschen über ein Abwehrsystem, das sie schützt.

Die äußere Abwehr besteht aus der Haut und den darauf lebenden Mikroorganismen. Sie schützen Menschen und Tiere vor dem Eindringen von Erregern. Auch Speichel, Tränenflüssigkeit und Schleim gehören zur Abwehr, denn sie bewirken, dass Erreger aus dem Körper gespült werden, beziehungsweise erst gar nicht hineingelangen. Überwindet ein Erreger jedoch diese äußeren Barrieren, dringt er in den Körper ein und macht uns schlimmstenfalls krank. Es sei denn, diejenige oder derjenige ist geimpft.

Was passiert bei einer Impfung im Körper?

Im Falle einer Impfung dringen mit der Impfdosis bereits abgetötete (Totimpfstoff) oder geschwächte Erreger (Lebendimpfstoff) in den Körper. Sie machen nicht krank, sondern lösen eine Immunantwort aus. Heißt konkret: Der Körper produziert Antikörper, die im Falle einer späteren Infektion gegen den jeweiligen Erreger wirken.

Bildlich gesprochen, handelt es sich bei Antiköpern um eine Art Polizei, die das eigene Haus (den eigenen Körper) vor fremden Eindringlingen (Krankheitserregern) schützt. Antikörper bewirken also, dass der Mensch immun ist.

Bis der eigene Körper allerdings vollständig immun ist, dauert es einige Wochen. Manchmal sind auch mehrere Impfungen in bestimmten Abständen notwendig.

Bei einer Impfung wird der Körper durchaus gefordert. Daher sind typische Impfreaktionen wie Rötungen, Fieber oder Schlappheit völlig normal. Aus diesem Grund ist es aber auch extrem wichtig, dass man sich bei einer Impfung fit und gesund fühlt. Wer beispielsweise hohes Fieber oder eine schwere Erkältung hat, sollte mit einer Impfung abwarten, bis die akute Erkrankung abgeklungen ist.

Welche Impfstoffarten gibt es und warum?

Es gibt verschiedene Kategorien, in die man Impfungen einteilen kann:

 

Totimpfstoff und Lebendimpfstoff

 

Aktive oder passive Impfung

 

Einzelimpfung oder Kombinationsimpfung

Totimpfstoff und Lebendimpfstoff

Totimpfstoff: Eine Impfung mit Totimpfstoffen enthält, wie der Name bereits andeutet, abgetötete Krankheitserreger. Tot bedeutet in diesem Fall, dass sich die Erreger im Körper des Geimpften nicht mehr vermehren können. Zu den Totimpfstoffen, auch inaktivierte Impfstoffe genannt, zählen Impfungen gegen Grippe (Influenza), Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio), Wundstarrkrampf (Tetanus), Diphterie und Tollwut (Rabies, Lyssa). Bei bestimmten Totimpfstoffen werden sogar nur Teile des abgetöteten Erregers geimpft. Dazu gehören beispielsweise Impfungen gegen Leberentzündung (Hepatitis B) und gegen Hib (Haemophilus influenzae Typ b). Letztere verursacht beispielsweise die bakterielle Meningitis (Hirnhautentzündung), an der vor Einführung der Impfung weltweit hunderttausende Kleinkinder starben. Lebendimpfstoff: Die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Gelbfieber werden als Lebendimpfstoffe injiziert. Das bedeutet, dass die in der Impfdosis enthaltenen Krankheitserreger sich im Körper des Geimpften vermehren können. Sie sind aber so abgeschwächt, dass sie nicht krank machen und lediglich eine Immunantwort hervorrufen. Nur in sehr seltenen Fällen verursacht eine Lebendimpfung dieselben Beschwerden wie die Krankheit selbst. Der Vorteil von Lebendimpfstoffen liegt in ihrer langanhaltenden Wirkung, teilweise hält sie sogar lebenslang.

Aktive Impfung und passive Impfung

Aktive Impfung bedeutet, dass der Impfling tote oder geschwächte lebende Erreger injiziert bekommt. Der Körper reagiert auf diese Impfung aktiv, in dem er Antikörper produziert. Diese Antikörper schützen den Geimpften vor einer Infektion.

Passive Impfung bedeutet, dass dem Impfling bereits fertig produzierte Antikörper gespritzt werden. Warum? Einerseits nutzt man passive Impfungen, wenn der Körper des zu Impfenden schon zu geschwächt ist, um eigene Antikörper zu produzieren. Zum anderen kommt eine passive Impfung dann zum Einsatz, wenn man die Infektion einer gefährlichen Krankheit schnell stoppen will. Typischer Fall ist hier die Postexpositionsprophylaxe nach einem Biss oder Kratzer eines möglicherweise oder sicher mit Tollwut infizierten Tiers. Hier erhält der Impfling je nach Expositionsgrad zusätzlich zu den fünf aktiven Impfungen noch Antikörper gespritzt.

Einzelimpfung oder Kombinationsimpfung

Bei einer Kombinationsimpfung erhält der Impfling bis zu sechs Impfungen gleichzeitig. Diese Impfstoffe kommen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zum Einsatz. Der unschlagbare Vorteil: Die Kleinen sind mit nur einem Stich gegen viele Krankheiten geschützt. Ein typisches Beispiel ist die Impf-Kombination Masern-Mumpfs-Röteln (MMR) mit einer Injektion oder der 6-fach-Impfstoff gegen Diphterie, Hepatitis B, Hib, Keuchhusten, Polio und Tetanus. Typische Einzelimpfstoffe sind Impfungen gegen die durch Zecken übertragene virale Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME), Gelbfieber, Meningokokken C, Pneumokokken und Tollwut. Außerdem erhält man zahlreiche Auffrischungsimpfungen einzeln, weil der Impfschutz gegen andere Krankheiten noch anhält und eine Kombinationsimpfung damit unnötig ist.

Geraldine Friedrich