Soll der Winterspeck weg – oder sollen noch mehr Pfunde purzeln? Fordern Sie sich mit neuen gesunden Gewohnheiten gern selbst heraus, zum Beispiel in der traditionellen Fastenzeit? Dann ist Intervallfasten vielleicht etwas für Sie.
Fasten liegt im Trend. Vor ein paar Jahren war es das „Dinner Cancelling“, das sogar länger jung halten sollte. Seit einer Weile hört man öfter vom Intervallfasten. „Dabei wechseln sich längere Essenspausen und Phasen, in denen Essen normal dazugehört, in einem festen Rhythmus ab“, weiß DAK-Ernährungsexpertin Silke Willms. „Viele fasten 16 Stunden pro Tag – inklusive der Nacht – und verteilen zwei bis drei Mahlzeiten auf die restliche Zeit.“ Andere Möglichkeiten sind der Wechsel alle 24 Stunden zwischen Fasten und Nicht-Fasten oder das 5:2-Modell mit zwei Fastentagen pro Woche.
Kaiser ohne Frühstück
„Für Erwachsene kann das eine gute Sache sein“, so die Expertin. Voraussetzung für eine Abnahme sei, dass insgesamt weniger und nicht nur Süßes oder Fettiges gegessen wird: „Einfach alle Mahlzeiten in weniger Stunden zu pressen funktioniert nicht.“ Mal ein Dessert oder das Stück Kuchen zum Geburtstag des Kollegen seien während der Essensintervalle kein Problem: „Die Seele muss satt werden“, dieser Punkt ist Silke Willms wichtig. Menschen mit Vorerkrankungen, die Arzneien brauchen, sollten vorab unbedingt ihren Arzt zurate ziehen. In welchen Intervallen gefastet wird und wann, hängt laut Willms von persönlichen Vorlieben ab, auch die Morgenmahlzeit darf entfallen: „Das Credo ‚Frühstücken wie ein Kaiser‘ ist überholt.“
Bitte keine Nulldiät
Wählt man ein Modell mit Fastentagen, sollte es an diesen 500 bis 600 Kalorien geben: „Eine Nulldiät ist nie gesund. Der Körper baut dabei Muskulatur ab – kontraproduktiv, wenn Sie abnehmen wollen: Muskeln verbrennen Fett.“ Säfte und Brühe eignen sich gut als Fastenkost – die Expertin empfiehlt selbst zubereitete Gemüse- oder Hühnerbrühe: „Das kriegen auch Kochmuffel hin.“ Doch auch mit Gemüse, Kartoffeln, Fisch, Fleisch, Ei, Joghurt, Quark oder Buttermilch lässt sich gut „fasten“. Intervallfasten soll auch gesundheitliche Vorteile haben, etwa den Insulinspiegel positiv beeinflussen. Dies ist jedoch nicht eindeutig nachgewiesen – und auch nicht, ob die Figur mehr profitiert als beim herkömmlichen „Weniger essen“. Intervallfasten darf auch zur Dauerkostform werden.
Klassisch oder anders
Das klassische Fasten über eine Woche oder länger ist im Gegensatz zum Intervallfasten nichts für Spontane. Es wird mit Abführmitteln vor- und mit leichter Kost nachbereitet. Anstrengende Aktivitäten fallen dabei eher flach. „Bei einer solchen Kur geht es auch darum, Körper und Geist zurückzuschrauben und zur Ruhe zu kommen“, sagt Willms. Drei solcher Fastenarten – mit Brötchen und Milch, Säften und Tees oder Dinkel finden Sie hier.
Sieben Wochen Verzicht
Vor Ostern ist Fasten im weiteren Sinne besonders populär: DAK-Studien belegen, dass dann viele Menschen ohne Süßes, Alkohol, Zigaretten oder Handy leben wollen. Wie wäre es in diesem Jahr mal mit Intervallfasten? Für alle, die das zu drastisch finden, hat Silke Willms einen Vorschlag: „Sieben Wochen mit drei gleichmäßig über den Tag verteilten Mahlzeiten – das wäre ein tolles Vorhaben. Wir essen oft wahllos vor uns hin. In sieben Wochen kann man gut erfahren, was einem ein fester Rhythmus bringt.“
16:8 – Selbstversuch unserer Autorin
Ich faste dann mal vormittags
„Schulranzen checken, Brotdose füllen, noch mal mit dem Hund raus – wochentags habe ich eigentlich gar keine Zeit fürs Frühstück. Trotzdem wäre ich nie auf die Idee gekommen, es wegzulassen. Dann kam das Intervallfasten, und siehe da: Ich bin auch ohne Nahrung leistungsfähig. Im Büro gibt’s Tee, um 12 Uhr freue ich mich aufs Essen mit den Kollegen. An Tagen, wo dafür keine Zeit ist, habe ich mir früher oft was vom Bäcker geholt. Jetzt nehme ich mir einfach Müsli und Obst mit und spare so Geld und Kalorien. Abends esse ich mit Mann und Kind. Und das Familienfrühstück am Wochenende? Das gönne ich mir, ich will mich ja nicht quälen.
Meine Bilanz nach einigen Wochen: Die paar Pfund, die mich länger gestört haben, sind weg – hurra! Außerdem weiß ich nun, dass mein Magen ruhig mal knurren darf. Und dass ich mit Knabbereien am Abend besser umgehen kann, wenn um 20 Uhr definitiv Schluss ist.“
Annemarie Lüning