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Urlaub zu Hause: Impfschutz gegen Zecken beachten!

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In Zeiten von Corona erscheinen Zecken als eher unbedeutende Bedrohung. Doch die Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird vor allem durch Zecken übertragen – und die breiten sich hierzulande immer weiter aus. Erfahren Sie hier, wie Sie sich schützen können.

Was haben Zecken mit dem Klimawandel zu tun? Eine ganze Menge! Weil die kleinen Tiere vor allem wärmere Temperaturen mögen, steigt ihre Population in Deutschland kontinuierlich – mit unerwünschten Folgen. Für das Jahr 2020 meldete das Robert Koch-Institut (RKI) hierzulande 704 Fälle der Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die meist durch Zecken übertragen wird. Das ist die bislang höchste Anzahl Erkrankungen seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2001. Als eine Ursache für den starken Anstieg der Erkrankungen wird auch das veränderte Freizeitverhalten aufgrund der Corona-Pandemie vermutet. Wenn die Menschen mehr Zeit draußen in der Natur verbringen, steigt das Risiko für eine Ansteckung. 2019 gab es laut RKI 445 Fälle von FSME. Die Mehrzahl (98 Prozent) der 2019 gemeldeten FSME-Erkrankten war gar nicht oder unzureichend geimpft.

Fünf neue FSME-Risikogebiete in Deutschland
Zudem breitet sich der FSME-Erreger auch flächenmäßig immer weiter aus in Deutschland. Für das Jahr 2021 hat das Robert Koch-Institut fünf weitere FSME-Risikogebieten ernannt, die überwiegend an bereits bekannte Risikogebiete angrenzen. Somit sind aktuell 169 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Als erster Kreis in Sachsen-Anhalt wird der Stadtkreis Dessau-Roßlau Risikogebiet. Dieser Stadtkreis grenzt nicht an bestehende Risikogebiete und ist somit nach dem Landkreis Emsland in Niedersachsen ein weiteres nördlich gelegenes FSME-Risikogebiet. Ansonsten sind vor allem der Süden und der Südosten Deutschlands betroffen (siehe Risikokarte). Erschwerend hinzu kommt, dass unsere heimischen Zecken auch noch Unterstützung aus dem Ausland bekommen: Seit einigen Jahren trifft man hierzulande die tropische Hyalomma-Zecke an. Sie ist wesentlich größer und übertragt noch weitere Krankheiten.

Was ist FSME genau?
Das FSME-Virus kann zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute führen – und damit zu einer gefährlichen Erkrankung. Die meisten Krankheitsfälle treten im Frühjahr und im Sommer auf. Übertragen wird der Erreger hauptsächlich durch Zecken. Wenn ein befallenes Tierchen einen Menschen beißt – oder, wie es fachsprachlich heißt, sticht –, können die Viren über die Blutbahn in den Körper gelangen. Ganz selten kann man sich auch über Nahrungsmittel anstecken: Verunreinigte, nicht pasteurisierte Milch kann FSME-Erreger enthalten. Menschen, die das Virus in sich tragen, sind allerdings keine Gefahr für ihre Mitmenschen.

Lähmungen und Sprechstörungen in schweren Fällen
Der Großteil der Infizierten bleibt beschwerdefrei. Wenn FSME zum Ausbruch kommt, tritt es typischerweise in zwei Phasen auf. In Phase 1 fühlen sich Betroffene wie bei einer Grippe – Beschwerden sind vor allem Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen. Ein Teil der Infizierten erlebt anschließend Phase 2: Es kommt zu Entzündungen der Hirnhäute und des Gehirns, teilweise auch des Rückenmarks. In schweren Fällen können Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen sowie große Müdigkeit auftreten. Eine konkrete Therapie gegen FSME gibt es nicht, es können lediglich die Beschwerden geheilt werden.

Wer ist besonders gefährdet?
Gefährdet sind Menschen, die in den Risikogebieten leben. Besonders, wenn sie viel in der Natur unterwegs sind oder intensiven Kontakt mit freilebenden Tieren haben. Das trifft natürlich auch auf Reisende zu, die sich in einer solchen Region intensiv im Freien aufhalten. Auch Kinder fangen sich beim Spielen im Freien leicht eine Zecke ein. Bestimmte Berufsgruppen wie zum Beispiel Försterinnen und Förster haben ebenso ein höheres Risiko, von einer – möglicherweise infizierten – Zecke gebissen zu werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Schutzimpfung ausdrücklich für alle Kinder ab dem 1. Geburtstag und alle Jugendlichen und Erwachsenen, die in einem FSME-Risikogebiet leben oder arbeiten und dort Zecken ausgesetzt sind. Die DAK-Gesundheit übernimmt die Kosten, wenn Sie in einem Risikogebiet leben oder dieses besuchen.

 

 

 

So funktioniert die FSME-Impfung

Um eine Grundimmunisierung gegen FSME zu gewährleisten, sind drei Impfungen nötig. Nach der ersten Impfung sollte die zweite innerhalb von ein bis drei Monaten erfolgen; die dritte Impfung ist dann, je nach Impfstoff, nach weiteren fünf bis zwölf Monaten erforderlich. Für Menschen, die einem ständigen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, ist eine erste Auffrischimpfung nach drei Jahren sinnvoll. Abhängig vom Alter sind die folgenden Auffrischimpfungen dann alle drei oder fünf Jahre angesetzt. Genaue Infos findet man im Impfpass oder auf der Internetseite der Ständigen Impfkommission STIKO.

 

 

Fast jede dritte Zecke kann Borreliose übertragen

Neben FMSE gibt es noch weitere Krankheiten, die von Zecken übertragen werden können. Fast jede dritte Zecke trägt Borrelien in sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zecke Borreliose auf einen Menschen übertragen kann, liegt damit bei rund 30 Prozent. Es ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. In rund vier von fünf Fällen deutet die sogenannte Wanderröte (Erythema Migrans) auf eine Borreliose-Infektion hin. Sie wird meist sieben Tage bis 14 Tage nach dem Biss sichtbar und bildet rund um den Einstich die Form eines roten Kreises. Dabei kann der Kreis durchgehend rot sein, es kann sich aber auch ein Ring bilden, in dessen Innerem die Haut ihre normale Farbe behält. Bleibt eine Borreliose unerkannt, kann sie Jahre später zu schweren Organ- und Gelenkschädigungen bis hin zu Lähmungen führen. Leider existiert für Borreliose im Gegensatz zur FSME noch keine Impfung. Also auch wer bereits gegen FSME geimpft ist, sollte weiterhin vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um Zeckenstiche zu vermeiden.

Wie kann ich Zeckenstiche vermeiden?

Zecken tummeln sich am liebsten im Unterholz, Gebüsch und hohen Gras. Dort lauern sie auf vorbeiziehende Menschen und Tiere. Wenn Sie sich in einem solchen Gebiet bewegen, sollten Sie also ein paar Dinge beherzigen:

  • Tragen Sie möglichst geschlossene und lange Kleidung. Die Strümpfe können Sie ganz einfach über die Hosenbeine ziehen.
  • Ziehen Sie tendenziell hellere Kleidung an. Dort kann man die kleinen Tierchen schneller und besser erkennen.
  • Benutzen Sie vor dem Ausflug in die Natur (und ggf. währenddessen) zeckenabweisende Mittel. Hierbei beachten: Die Wirkung ist zeitlich begrenzt.
  • Berühren Sie keine wilden Tiere, etwa einen Igel. Häufig sind sie Wirte von Zecken.
  • Trotz aller Prävention: Suchen Sie im Anschluss an den Ausflug Ihren Körper gründlich ab. Die Blutsauger lieben vor allem warme und weiche Orte wie Achseln, Kniekehlen oder Ohren.
  • Sollten Sie eine Zecke entdecken: Entfernen Sie diese möglichst zeitnah mit einer Pinzette oder einem dafür vorgesehenen Instrument. Packen Sie den Parasiten möglichst nah an der Haut (also am Kopf) und ziehen Sie ihn langsam und gerade heraus. Die kleine Wunde muss gut desinfiziert werden.

Thomas Corrinth/Nina Alpers