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Familie & Freizeit

Diese Weihnachten brauchen wir einen Plan

Weihnachten ist das Fest der Familie und des Zusammenhalts. Was macht es mit uns, wenn wir auf Abstand feiern müssen? Eine Psychologin rät, wie wir gesund durch den Advent kommen, Einsamkeit bekämpfen und das Fest gestalten.

Etleva Gjoni ist Diplom-Psychologin und arbeitet als Psychologische Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Berlin. Sie ist Mitgründerin von mAIndcraft, einem Netzwerk aus psychologischen und ärztlichen Psychotherapeuten, das seit der Zeit der Corona-Beschränkungen videobasierte Online-Beratung anbietet.

Frau Gjoni, welche Bedeutung hat Weihnachten für unsere Psyche? Welche Sehnsüchte und Gefühle verbinden wir mit dem Weihnachtsfest?

Weihnachten symbolisiert für unsere Psyche einen Meilenstein am Ende des Kalenderjahres, der für Gemeinsamkeit und Zusammengehörigkeit steht. Zu diesem Fest gehört es, das bestehende Jahr zu rekapitulieren. Im Grunde setzt die Dynamik Ende Oktober ein: In den Regalen geht es mit Süßigkeiten los und natürlich ist jedes Jahr viel Stress und noch viel zu erledigen. Für viele ist das ambivalent. Doch alle wünschen sich einen positiven Jahresabschluss mit Gefühlen wie Freude, Glück, Harmonie, Entspannung und Konzentration auf sich. Das Glück von Heiligabend verbindet sich mit dem Gefühl, ganz im Hier und Jetzt anzukommen.

 

Warum sehnen wir uns so danach?

Spätestens an Weihnachten wollen wir diesen Zustand als Belohnung für ein stressiges Jahr. Wenn ich freudvolle Erfahrungen von klein auf mache, dann trägt die Erwartung des erneuten Eintretens zur Potenzierung bei: Ich gerate in einen Vorweihnachtsrausch. Das Gefühl entsteht aus der Erinnerung an die schöne Umgebung, in der die engsten Menschen im Leben anwesend waren: als Lichter glitzerten, Gerüche von Braten und Zimtgebäck in der Luft lagen und alles feierlich mit Lametta und Baumkugeln geschmückt war. All diese sinnlichen Reize speichern wir und reagieren, wenn wir sie erkennen. Erleben wir dies mehrmals, so potenziert sich das und wird in der Adventszeit durch Gerüche und Sinneserfahrungen aufgeweckt.

Wie wirkt die Coronakrise auf diese weihnachtliche Gefühlslage? Kann uns Weihnachten in dieser Krise helfen und Hoffnung spenden oder verstärkt das Fest die Krisenerfahrung, weil wir bemerken, wie eingeschränkt wir feiern?

Ich denke, Weihnachten kann dieses Jahr eine Chance für mehr Nähe und Zugehörigkeit bieten – trotz aller Abstandsgebote. Wir haben das ganze Jahr Lernerfahrung mit der schwierigen Situation gesammelt. Wenn ich jetzt schaue, welche Einschränkungen auf mich in der Vorweihnachtszeit zukommen, habe ich den ersten Schritt getan: Viele Automatismen und Rituale können wir zwar nicht wie gewohnt pflegen. Aber was kann stattfinden? Was ist mir wichtig? Es ist wunderbar, dass wir die Zeit haben, um Lösungen zu suchen und zu finden. Entscheidend für die Psyche ist die Haltung: Ich richte die Aufmerksamkeit nicht auf das, was nicht geht, stattdessen fokussiere ich darauf, was möglich ist. Ich kann mit weihnachtlichen Traditionen und Familienritualen jetzt experimentieren, die wir nie hinterfragt haben. Wir sollten den Blick auf Möglichkeiten weiten und Chancen entdecken.

 

Ich sollte mich dem Fest also mit einer Haltung der Offenheit nähern, nicht alles durchplanen, sondern Flexibilität walten lassen? Schließlich sind die Konstellationen, in denen wir gemeinsam feiern können, ja nicht ganz klar…

Wir können alle mit Neugier schauen, was möglich ist, aber wir sollten bitte vorbereitet sein. Ich bin dafür, dass wir diese Weihnachten einen neuen Plan aufstellen. Dabei staune ich, wie viel Vorbereitung die Kirchen zeigen: Da ist die Rede von Balkon-Singen, offenen Gottesdiensten an der freien Luft oder Weihnachten im Autokino. Ich habe gestaunt, wie kreativ viele Gemeinden sind. Die Vorweihnachtszeit erinnert mich beinahe an den ersten Lockdown: Damals haben wir gesungen, geklatscht und alle hatten tolle Einfälle. Ich bin gespannt, wie Straßenmusik, Lichter und Kerzen draußen und kreative neue Ideen die abgesagten Adventsmärkte kompensieren. Ich rate dazu, flexibel zu sein, aber auch ein eigenes Szenario zu entwickeln. Wenn Lockerungen kommen, dann kommen diese „on top“. Ich sollte unbedingt meinen Plan für ein Weihnachten haben, das auf meine Psyche zugeschnitten ist. Keineswegs sollte ich unvorbereitet hineinstolpern.

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