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Familie & Freizeit

Kinder in Bewegung

Schon vor der Corona-Krise haben sich Kinder und Jugendliche zu wenig bewegt. Doch seit Beginn der Pandemie gibt es kaum noch Sportmöglichkeiten. Turnhallen sind öfter geschlossen als geöffnet.

Studien zufolge erreichen schätzungsweise vier von fünf Kindern und Jugendlichen in Deutschland die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Bewegungsdauer von mindestens 60 Minuten täglich derzeit nicht. Viel zu oft heißt es Medienkonsum statt Sporttreiben. Statt an drei Tagen die Woche so richtig ins Schwitzen zu kommen und Aktivitäten auszuführen, die Knochen und Muskeln stärken, so wie es die WHO empfiehlt, wird durch Fastfood und ungesunde Snacks nur Gewicht zugelegt.

„Im medizinischen Bereich sehen wir eine große Zunahme von Adipositas, also Fettleibigkeit, bei Kindern und Jugendlichen. Bis zu 30 Kilo haben einige Kinder im Extremfall in nicht mal einem Jahr an Gewicht zugelegt. Ein solches Ausmaß haben wir Kinderärzte vorher noch nicht gesehen.“ 

Dr. Jakob Maske, Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbandes der Kinderärzte aus Berlin

In Bewegung bleiben

Den Kindern auch zu Hause genug Anreize für Bewegung zu geben, das ist seit über einem Jahr die große Herausforderung der Eltern. Im Internet wimmelt es zwar von Videos mit Sportprogrammen und auch die Vereine sind hier nicht untätig und bieten Online-Kurse an. Doch viele Kinder sind nach einem Tag, der überwiegend online stattgefunden hat, oft schon bildschirmmüde, stellt Mathis Wittneben, Leiter der Abteilung Kindersport beim Eimsbütteler Turnverband (ETV) in Hamburg, fest. Seiner Einschätzung nach nimmt etwa ein Drittel der Mitglieder die Online-Angebote des Vereins wahr. Sein Tipp an alle Eltern: rausgehen, so oft es möglich ist, und dort Bewegungsanreize schaffen. Um zu zeigen, wie dies funktionieren kann, hat der ETV als Anregung verschiedene Rallyes für die Umgebung entwickelt und diese an die Mitglieder verschickt. Bei den Rallyes werden Park und Stadt zum Bewegungsparcours
– eine Mauer lädt zum Klettern ein, auf einigen Steinen kann balanciert werden und am Baumstumpf können bestimmte Übungen absolviert werden. So trainieren die Kinder weiterhin ihre Koordinationsfähigkeit und bleiben in Bewegung. Eine gute Alternative zu den oftmals überfüllten Spielplätzen.

Koordinationsfähigkeit leidet

Bereits der erste Lockdown hat deutliche Spuren bei den Kindern hinterlassen. Während der kurzen Öffnungsphase im Sommer beobachtete Mathis Wittneben, dass zuvor erlernte Fähigkeiten wieder verschwanden. Die Kinder waren plötzlich unsicher bei verschiedenen Bewegungsabläufen wie Klettern oder Balancieren. Auch konnten sie Abstände schlechter einschätzen und wirkten unbeholfen im Miteinander. Gerade beim Kinder- und Jugendsport geht es nicht nur um die Bewegung, sondern auch um eine soziale Ebene – das gemeinsame Erlebnis mit den anderen Kindern, den Trainerinnen und Trainern sowie um das Messen untereinander. Etwas, das in den Monaten der Lockdowns völlig fehlte. Die langfristigen Folgen lassen sich derzeit nur erahnen.

Zurück zum Sport

Mathis Wittneben ist jedoch optimistisch, dass ein Großteil der Kinder in den Verein zurückkehrt: „Natürlich kann es sein, dass einige Jugendliche den Kontakt zu uns verloren und andere Interessen entwickelt haben. Doch gerade jüngere Kinder bis etwa zehn Jahre wollen sich bewegen. Sie fühlen sich oft eingeengt. Für den Wiedereinstieg eignen sich Bewegungsangebote ohne Vorgaben, bei denen die Kinder frei entscheiden und sich ausprobieren können.“ Um das Sporterlebnis für alle so sicher wie möglich zu machen, werden viele Kurse nach draußen verlegt. Gleichzeitig hofft man beim ETV, dass auch bald wieder Angebote drinnen stattfinden können, allen voran der Schwimmunterricht. Bereits ein ganzer Jahrgang konnte nicht Schwimmen lernen. Eine gefährliche Entwicklung, bei der wiederum die Eltern gefragt sein werden, gegenzusteuern. 

Bewegungs-Trends für Kinder und Jugendliche

Bildschirmzeiten nehmen zu, doch es zeichnen sich auch einige alte und neue Sporttrends ab:

Inlineskaten

Leere Parkplätze und freie Flächen sind der ideale Ort für ausgedehnte Skaterunden. Kein Wunder, dass Inlineskaten wieder im Kommen ist. Ein tolles Ausdauertraining für die ganze Familie.

Hula-Hoop

Ein Comeback feiert auch der Hula-Hoop-Reifen. Sowohl für draußen als auch drinnen geeignet, sorgt „Hullern” für jede Menge Spaß und Bewegung bei Klein und Groß. 

Indoor-Klettergerüste

Klettergerüste für die eigenen vier Wände sind so angesagt wie nie zuvor. Je nach Platz massiv aus Holz oder zum Zusammenklappen, laden sie schon die Kleinsten ein, sich sportlich auszuprobieren. 

Tischtennis

Tischtennisplatten auf Spielplätzen fanden lange Zeit wenig Beachtung, inzwischen wagen hier nicht nur Kinder und Jugendliche regelmäßig eine Partie.

Nina Alpers