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Familie & Freizeit

Resilienz ist auch für Kinder wichtig

Kinder- und Jugendreport

Emily war immer schon gerne allein. Doch seit einigen Monaten verlässt sie kaum ihr Zimmer. Ihre Mutter Daniela sorgt sich. Die 15-Jährige isst auch weniger. Selbst ihr Lieblingsessen lässt sie stehen. Ihr Vater Andreas meint, dass das alles mit der Pubertät zusammenhänge. Daniela ist sich da nicht so sicher. Was soll sie tun?

Es gibt viele Situationen, in denen Eltern Entscheidungen treffen müssen. Bei kleinen und bei großen Kindern. Doch oft ist es nicht so einfach, sich richtig zu verhalten. Eines ist aber auf jeden Fall wichtig: Eltern sollten die Resilienz ihrer Kinder stärken. Mit diesem Begriff umschreibt die Wissenschaft die psychische Widerstandskraft von Menschen. Vereinfacht gesagt sind resiliente Personen weniger anfällig für Stressfaktoren und können besser mit Lebenskrisen umgehen. Sie lassen sich nicht so leicht entmutigen und haben ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. Die gute Nachricht: Resilienz kann man lernen. Und hier können Eltern viel für ihre Kinder tun.

Die Zahlen unseres aktuellen Kinder- und Jugendreports zeigen: Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern Verhaltensmuster zeigen und vorleben, die sie stark gegen Stress und Schicksalsschläge, wie zum Beispiel eigene chronische Erkrankungen, machen. Denn wenn man die Zahlen hochrechnet, sind knapp 131.000 Schulkinder im Alter von zehn bis 17 Jahren in Deutschland mit einer Depression in ärztlicher Behandlung. Im Falle von Angststörungen sind es mit rund 136.000 Schülerinnen und Schülern sogar noch mehr.

Für den Report haben wir in Kooperation mit der Universität Bielefeld die Abrechnungsdaten im Zeitfenster 2016 bis 2017 von jeweils knapp 800.000 DAK-versicherten Jungen und Mädchen im Alter bis 17 Jahre ausgewertet. Der Report ist damit die größte systematische Analyse von Krankenkassendaten zur Kindesgesundheit. Das alles machen wir, damit wir die psychische Gesundheit von jungen Menschen besser verstehen und ihre Versorgung optimieren können. Und wie Sie als Eltern in diesem Zusammenhang kompetent zu Hause agieren können, darüber haben wir mit der Psychotherapeutin Dr. Gitta Jacob gesprochen.

Stefan Suhr

 
 
 
 
 
 

Experten-Tipps von Psychotherapeutin Dr. Gitta Jacob

Dr. Gitta Jacob

Daran erkenne ich als Elternteil, dass mit meinem Kind etwas nicht stimmt.

  • Das Kind zieht sich zurück, zum Beispiel in sein Zimmer. Eltern bekommen nicht mehr so viel mit wie früher. 
  • Es hat keinen Spaß mehr an Hobbys, die ihm sonst eigentlich Spaß machen.
  • Das Kind ist reizbarer oder aggressiver, als Eltern es von ihm gewohnt sind.
  • Die Schulleistungen des Kindes fallen plötzlich ab. Der Leistungsrückgang ist nicht erklärbar, zum Beispiel durch neue Fächer oder einen Wechsel auf eine schwierigere Schule.
  • Es isst sehr viel weniger oder mehr als gewöhnlich.
Allerdings: Gewisse Schwankungen und Veränderungen sind normal, gerade mit Beginn der Pubertät. Jedes Kind ändert auch mal seine Prioritäten und Interessen. Sorgen sollten Sie sich erst machen, wenn solche Veränderungen über mehrere Wochen andauern und Sie darüber nicht gut mit Ihrem Kind ins Gespräch kommen können. 

Das können Eltern präventiv tun, um die Resilienz ihres Kindes zu stärken.

  • Regelmäßige schöne gemeinsame Familienaktivitäten, zum Beispiel Ausflüge, Sport, Bummeln gehen, Kochen und Backen ... 
  • Eltern sollten ihre Kinder darin bestärken, regelmäßigen Hobbys nachzugehen. Das gilt auch und gerade dann, wenn sich mal kleinere Widerstände auftun, zum Beispiel vorübergehend keine Lust auf Klavier üben oder Training.
  • Eltern sollten gleichzeitig Kinder nicht zwingen, partout an etwas dranzubleiben, das ihnen nicht wirklich Freude bringt.
  • Kommunikation ist sehr wichtig: Eltern sollten mit ihren Kindern gleichermaßen über schöne und schwierige Themen (auch Tabuthemen) offen sprechen oder zumindest Gespräche darüber anbieten.
  • Eltern sollten ihre Kinder in den eigenen Zielen bestärken, die sie gerne erreichen möchten. Was ist dem Kind wichtig, und wie können Eltern ihre Kinder darin unterstützen? Eigene Ziele sind etwas Wunderbares und die beste Motivation für ein gelungenes und gesundes Leben! 

Hier finden Eltern und ihre Kinder Hilfe.

  • Erziehungsberatungsstellen, wenn Sie sich vor allem als Eltern unsicher fühlen.
  • Jugendamt, wenn Sie gerne unterstützende staatliche Hilfemaßnahmen in Anspruch nehmen möchten, zum Beispiel sozialpädagogische Familienhilfe oder Erziehungsbeistand.
  • Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, wenn vor allem das Kind im Fokus der Behandlung stehen soll.
  • Kinder- und Jugendpsychiater insbesondere auch für eine niedrigschwellige Ersteinschätzung der Situation.
  • Schulpsychologen oder -sozialarbeiter/-pädagogen, wenn die Probleme vor allem in der Schule auftauchen.
  • Angebote Ihrer DAK-Gesundheit, wie „smart4me“ zur Prävention oder „veo“ zur Unterstützung der Behandlung bei Depressionen (siehe unten)
veo:

für Kinder und Jugendliche mit Depression

Eine Depression bringt viele Kinder und Jugendliche in die Klinik. Im Anschluss daran geht es oft nicht nahtlos weiter, obwohl das für die langfristige Behandlung von großer Bedeutung ist. Im Rahmen des Versorgungskonzepts „veo“ sind wir an Ihrer Seite und an der Seite Ihrer Kinder. Das Konzept beinhaltet die Vernetzung aller Experten, die am Behandlungsprozess beteiligt sind, und bindet wichtige altersgruppenspezifische Unterstützungsangebote wie Beratungsstellen, Schulpsychologen und Jugendämter ein. „veo“ ist kind- und jugendgerecht gestaltet und für DAK-Mitglieder kostenfrei. Weitere Informationen finden Sie hier.

smart4me:

zur Stärkung der „seelischen Gesundheit“

„smart4me“ wurde von einem Expertenteam zusammen mit Jugendlichen entwickelt und hilft jungen Menschen, schwierige Herausforderungen im Leben zu bewältigen, sich weiterzuentwickeln und die Resilienz zu stärken. Die Software bietet Jugendlichen einen virtuellen Gesprächspartner, mit dem sie sich anonym austauschen können – also eine virtuelle Vertrauensperson. Diese Person stellt den Jugendlichen Fragen und gibt Tipps zur Problembewältigung. Das Angebot richtet sich speziell an Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren und kann auf jedem internetfähigen Gerät genutzt werden. Weitere Informationen finden Sie hier.