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Arzneimittel: Wechselwirkungen im Blick

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Morgens die weißen, mittags die grünen und abends die roten – viele Menschen nehmen über den Tag verteilt verschiedene Tabletten ein, wissen jedoch wenig über deren Neben- und Wechselwirkungen.  

„Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ – dieser Zusatz aus der Werbung klingt wohl fast allen von uns im Ohr. Doch wie sieht es in der Realität aus? Wie gut kennen Sie die Arzneimittel, die Sie einnehmen? Haben Sie schon mal in Ruhe den Beipackzettel gelesen? Wenn nicht, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Neben- und Wechselwirkungen

Ein erster Schritt ist immer die gründliche Beratung in der Arztpraxis oder Apotheke. Zu Hause folgt das aufmerksame Lesen des Beipackzettels, um sich noch mal mit den möglichen Nebenwirkungen des Medikamentes vertraut zu machen. Abgesehen von den Nebenwirkungen, zu denen es nach der Einnahme einzelner Medikamente kommen kann, gibt es auch noch die sogenannten Wechselwirkungen. Diese können bei der Einnahme von zwei oder mehr Arzneimitteln auftreten. Wechselwirkungen sind auch in Kombination mit frei verkäuflichen Präparaten oder Lebensmitteln möglich. Wer Auffälligkeiten nach der Einnahme feststellt, sollte diese umgehend mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprechen.

 

Polymedikation birgt Risiken

Insbesondere ältere und chronisch kranke Menschen nehmen oftmals mehrere Medikamente parallel ein. Man spricht dann von Polymedikation. Diese kann erhebliche Risiken bergen, vor allem, wenn noch rezeptfreie Präparate und Nahrungsergänzungsmittel hinzukommen. Verträgt sich das Rheumamittel mit dem Hustensaft gegen die Bronchitis? Kann trotz Blutverdünner bedenkenlos ein Nasenspray gegen Heuschnupfen genommen werden? Und wie steht es mit den Zink- und Vitamin-D-Tabletten? Beim Studieren der verschiedenen Packungsbeilagen kann man schnell durcheinanderkommen.

Tipp: ein Medikationsplan

Um bei der Einnahme den Überblick zu behalten, haben Patientinnen und Patienten, die dauerhaft drei oder mehr verordnete Medikamente einnehmen, Anspruch auf einen Medikationsplan. Dieser Plan wird von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt erstellt und bietet eine vollständige Übersicht über alle einzunehmenden Medikamente – verschreibungspflichtige und rezeptfreie. Der Plan sollte bei jedem Arzt- und Apothekenbesuch vorgelegt und immer neu angepasst werden. Nur wenn dieser vollständig ist, kann eine richtige Beratung erfolgen.

 

Einnahmehinweise beachten

Wichtig ist auch, sich an die genauen Einnahmehinweise zu halten. Ein Präparat wird am Morgen, ein anderes besser am Nachmittag und wieder ein anderes stets mit den Mahlzeiten eingenommen. Von diesen Verordnungen sollte nicht abgewichen werden, denn der Zeitpunkt der Einnahme beeinflusst die Aufnahme der Arznei ins Blut – und somit ihre Wirksamkeit. Auch eine unregelmäßige Einnahme kann die Wirkung beeinträchtigen. Farbige Medikamentendosen mit Fächern für die Wochentage und Tageszeiten helfen, das Einnehmen zu organisieren.

 

Der richtige Zeitpunkt

Nicht immer sind die Angaben in der Packungsbeilage eindeutig. Vor, nach oder zum Essen – was bedeutet das konkret? „Vor dem Essen“ heißt in der Regel, dass das Präparat 30 bis 60 Minuten vor der Mahlzeit eingenommen werden soll. „Nach dem Essen“ bedeutet, mindestens zwei Stunden nach der Mahlzeit. Nur dann wird die Wirkstoffaufnahme nicht durch Lebensmittel beeinträchtigt. „Zum Essen“ bedarf einer Einnahme während oder direkt nach der Mahlzeit.

Vorsicht beim Mischen!

Nicht nur Medikamente untereinander können Wechselwirkungen verursachen. Auch Lebens- sowie Nahrungsergänzungsmittel und natürliche Präparate vertragen sich nicht mit allen Arzneien. Grundsätzlich empfiehlt es sich, Tabletten nicht mit Milchprodukten, Kaffee oder Tee, sondern ausschließlich mit reichlich (Leitungs-)Wasser einzunehmen. So beugen Sie bereits zahlreichen Wechselwirkungen mit Lebensmitteln vor.

Grapefruit

Die Vitaminbombe ist in puncto Wechselwirkungen ein echtes Problemkind: Die Zitrusfrucht hemmt den Abbau zahlreicher Medikamente, die über die Leber verstoffwechselt werden. Das kann zum Beispiel Blutdrucksenker, Schmerz- und Schlafmittel, Cholesterinsenker und blutverdünnende Mittel betreffen. Die Wirkung dieser Arzneimittel kann sich verstärken und es kann zu unerwünschten und gefährlichen Nebenwirkungen kommen. Lassen Sie Grapefruit deswegen lieber weg, wenn Sie Medikamente nehmen. Interessant ist auch, dass die Wirkung von Grapefruitsaft bis zu drei Tage anhalten kann. Und Achtung: Grapefruitextrakt kann in vielen Multivitaminsäften enthalten sein. Schauen Sie genau auf die Inhaltsstoffe dieser Säfte.

Kaffee und Tee

Kaffee sowie schwarzer und grüne Tee enthalten Gerbstoffe, die die Eigenschaft haben, Arzneistoffe an sich zu binden. Dadurch kann die Aufnahme der Wirkstoffe im Darm behindert werden. Das kann zum Beispiel Eisenpräparate, Antidepressiva und Neuroleptika betreffen, die dann schlechter wirken. Je nach Medikament sollte komplett auf Kaffee und Tee verzichtet werden oder diese sollten zumindest nicht zeitgleich genossen werden. Lassen Sie sich hierzu vorsorglich fachkundig betraten.

Milchprodukte

Problematisch bei Milchprodukten ist, dass das darin enthaltene Calcium gerne „Komplexe“ baut. Trinkt man zum Beispiel parallel zur Antibiotika-Einnahme ein Glas Milch, bildet der Wirkstoff eine schwer lösliche Verbindung mit dem Kalzium und wird schlechter im Magen aufgenommen. In der Folge ist die Konzentration im Blut nicht hoch genug, damit alle Bakterien, die den Körper krank gemacht haben, auch wirklich beseitigt werden. Um die Wirkweise solcher Medikamente nicht zu schwächen, nehmen Sie diese mit Abstand zum Essen ein – wie groß dieser ist, lesen Sie im Beipackzettel nach.

Salami, Parmesan und Schokolade

Salami, Hartkäse, Kakao und Hülsenfrüchte wie Bohnen oder Soja enthalten viel Eiweiß. Das braucht der Körper für Muskeln, Knochen und das Immunsystem. Eiweiß setzt sich aus Aminosäuren wie beispielsweise Tyramin und Histamin zusammen. Der Körper baut Tyramin normalerweise durch das Enzym Monoaminoxidase (MAO) ab. Bestimmte Arzneimittel, die sogenannten MAO-Hemmer, unterdrücken den Abbau von Tyramin, indem sie das Enzym blockieren. Dadurch kann der Anteil dieser Substanz im Blut ansteigen und unangenehme Nebenwirkungen wie Herzrasen, Bluthochdruck und starke Kopfschmerzen auslösen.

Grünes Gemüse

Avocado, Spinat, Brokkoli – grünes Gemüse ist gesund. Es enthält viel Vitamin K, das gut für die Knochen und das Herz-Kreislauf-System ist. Wer Blutverdünner einnimmt, sollte es damit aber nicht übertreiben. Zu viel Vitamin K schwächt den Effekt der Medikamente. Grünes Gemüse darf trotzdem auf dem Speiseplan stehen, denn es gehört zu einer ausgewogenen Ernährung dazu. Auf zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin K sollte jedoch verzichtet werden.

Nahrungsergänzungsmittel

Nahrungsergänzungsmittel sind überall frei erhältlich, weswegen nur wenige Menschen die Einnahme mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt absprechen. Doch die Einnahme in Kombination mit bestimmten Medikamenten kann problematisch sein und es kann zu einem Wirkungsverlust oder einer Überdosierung mit gefährlichen Nebenwirkungen kommen.

Johanniskraut

Johanniskraut wird gerne als pflanzliches Mittel gegen innere Unruhe und bei Schlafstörungen verwendet. Doch es kann auch dazu führen, dass Wirkstoffe schneller abgebaut werden und Medikamente kaum noch oder gar nicht mehr wirken.

Unser Tipp: Lassen Sie sich auch bei der Einnahme rezeptfreier Präparate fachkundig beraten und nehmen Sie diese in Ihren Medikationsplan mit auf.

Nina Alpers