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So finden Sie das passende Pflegeheim

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Die meisten Menschen möchten in den eigenen vier Wänden alt werden. Die vertraute Umgebung gibt Sicherheit, Freunde und Bekannte wohnen in der Nähe, seit Jahrzehnten schon ist das eigene Viertel der Lebensmittelpunkt. Für viele kommt aber irgendwann der Zeitpunkt, an dem deutlich wird: Es geht nicht mehr. Der Umzug in ein Pflegeheim ist unumgänglich. Doch welches ist das passende und entspricht den eigenen Bedürfnissen? Wie erkennt man, ob ein Pflegeheim langfristig die Erwartungen erfüllt?

Antworten auf diese Fragen möchte unter anderem der neue Pflege-TÜV liefern, der in diesem Herbst eingeführt wird. Er beurteilt Einrichtungen nach festgelegten Kriterien und rückt dabei den Menschen in den Mittelpunkt. Ziel ist es, dass sich Senioren und ihre Angehörigen ein realistisches Bild über die Einrichtungen, deren Leistungen und Versorgungsqualität machen können. Allerdings: Der Blick in die Ergebnisse des Pflege-TÜVs ist nur ein Beurteilungskriterium. Darüber hinaus sollte man sich immer einen persönlichen Eindruck verschaffen. „Eine Pflegeeinrichtung kann man nicht im Internet aussuchen. Das muss man vor Ort machen“, sagt auch Andreas Westerfellhaus, der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, im Interview mit der DAK-Gesundheit. Wie Sie sich darauf vorbereiten können, erfahren Sie hier.

Bleiben Sie ruhig und klären Sie die Bedürfnisse

Nicht immer haben Betroffene und Angehörige mehrere Wochen oder Monate Zeit, um eine passende Pflegeeinrichtung zu finden. Entscheidungen müssen oft schnell getroffen werden. Eine Situation, die bei allen Beteiligten viel Stress erzeugt. Erste Empfehlung: Versuchen Sie trotzdem, ruhig zu bleiben. Denn jetzt werden die Weichen für die nächsten Monate und Jahre gestellt. Hilfreich ist es, zunächst die Ausgangssituation zu analysieren. Fragen, die dabei helfen können: Welche Bedürfnisse hat der Betroffene? Kann und möchte er sich beispielsweise noch am gesellschaftlichen Leben im Pflegeheim beteiligen? Ist es ihm wichtig, ein Einzelzimmer zu haben, in dem er seine eigenen Möbel unterbringen kann? Oder wäre auch ein Doppelzimmer denkbar? Und nicht zuletzt, ganz wichtig: Wie viel Unterstützung und Pflege braucht der Senior oder die Seniorin im Alltag? Wer diese Fragen beantwortet, hat schon eine genauere Vorstellung davon, welche Anforderungen das gesuchte Pflegeheim überhaupt erfüllen sollte.

 

Welches Pflegeheim können Sie sich leisten?

Über Geld redet in diesem Zusammenhang niemand gern. Verständlich, schließlich möchte man für sich selbst oder einen Angehörigen nur das Beste. Doch an dieser Stelle sollte man sehr ehrlich sein und sich fragen: Welches Pflegeheim kann ich mir, können wir uns leisten? Bezahlt werden müssen in einem Pflegeheim die Pflege selbst, die Unterkunft und Verpflegung sowie sogenannte Investitionskosten. Selbstverständlich müssen Sie nicht alle Kosten allein tragen. Jeder Versicherte, der einen anerkannten Pflegegrad hat, hat Anspruch auf Pflegeleistungen, die je nach Pflegebedürftigkeit variieren. Die Pflegeheimkosten verringern sich immer um die Leistungen, die die Pflegeversicherung übernimmt. Im ersten Schritt sollten Sie also klären, welchen Pflegegrad Sie selbst oder der Angehörige haben oder bekommen könnte. Sprechen Sie dafür mit Ihrer Kranken- und Pflegekasse. Sie wird mit Ihnen die weiteren Schritte durchgehen. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung hängen beispielsweise von der Größe der Zimmer und den Leistungen ab, die das Pflegeheim bietet. Abhängig von der Region und der Einrichtung selbst ergeben sich an dieser Stelle Unterschiede von mehreren hundert Euro im Monat. Bei den Investitionskosten – beispielsweise Instandhaltungskosten, Miet- und Pachtzahlungen, Kosten für Gemeinschaftsräume – lohnt sich die Frage, ob das Heim staatlich gefördert wird. Das verringert die Kosten.

Suchen Sie gezielt

Die gezielte Suche nach einem Pflegeheim kann beginnen. Sie wissen nun schon, welche Bedürfnisse erfüllt sein müssen und wie viel Geld Ihnen zur Verfügung steht. Jetzt können Sie die Frage klären, in welcher Region das Pflegeheim liegen sollte. In der eigenen vertrauten Umgebung? Oder lieber in der Nähe der Kinder und Enkel? Haben Sie den Radius eingegrenzt, suchen Sie im Internet, fragen Sie Freunde, Bekannte und Nachbarn. Sicherlich kennt jeder aus dem persönlichen Umfeld Pflegeheime und kann Empfehlungen aussprechen. Suchen Sie mehrere Einrichtungen aus und verabreden Sie einen Besuchstermin.

 

Bereiten sie Besuchstermine gut vor

Eine gute Vorbereitung erhöht die Erfolgschancen: Hilfreich ist es, alle Fragen auf einer Checkliste zu notieren. Interessante Aspekte: Wie viele Menschen leben in dem Pflegeheim und von wie vielen Fachkräften werden sie betreut? Gibt es nur Mehrbettzimmer oder auch die Möglichkeit, ein Einzelzimmer zu beziehen? Dürfen eigene Möbel mitgebracht werden und wenn ja, welche? Wie sieht ein typischer Tagesablauf aus? Wird frisch gekocht oder gibt es Essen vom Menüservice? Vielleicht können Sie nach Voranmeldung sogar an einer Mahlzeit teilnehmen, fragen Sie nach. Auch noch interessant: Gibt es einen Gemeinschaftsraum und eine Cafeteria? Wie viel Wert legt das Pflegeheim auf gemeinschaftliche Aktivitäten? Wird gesungen, gebastelt und gespielt? Wie sorgt die Einrichtung dafür, dass die älteren Menschen geistig und körperlich mobil bleiben? Gibt es Logopädie, Krankengymnastik oder einen Friseur im Haus? Für fittere Senioren ist auch die Frage von Bedeutung, welche Angebote es in der näheren Umgebung gibt. Kann man beispielsweise in einem Park spazieren gehen? Wichtig: Welche Kosten, welcher Eigenanteil kommt auf Sie zu? Nicht zu vergessen: Gibt es überhaupt noch freie Plätze? Falls nein, wie lang ist die Warteliste, welche Chancen gibt es, zeitnah einen Platz zu bekommen?

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl

Viele Punkte können Sie nach Ihrer Fragerunde auf der Checkliste abhaken. Doch hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl, denn dem ersten, unbewussten Eindruck kann man durchaus vertrauen. Wie fühlte es sich an, als sie das Gebäude betreten haben? Sind Sie freundlich empfangen worden? Wirkte das Haus sauber und gepflegt, roch es angenehm? Machten die Senioren, denen Sie begegnet sind, einen entspannten, zufriedenen Eindruck? Wie wirkten die Mitarbeiter auf Sie? Trotz aller Anforderungen freundlich und gelassen? Und wie hat Ihnen das Gespräch mit der Heimleitung oder einem Fachmitarbeiter gefallen? Wurden alle Ihre Fragen beantwortet? Das ist nicht zu unterschätzen, denn eine offene, wertschätzende Kommunikation zwischen Bewohner, Angehörigen und Heimleitung ist wichtig für ein vertrauensvolles Miteinander.

 

Probewohnen

Sie haben nun viele Pflegeheime kennengelernt, einige möglicherweise von der Liste gestrichen, eines für sich oder einen Angehörigen im Auge. Dann nutzen Sie die Möglichkeit des Probewohnens. Viele Heime bieten Schnupper-Angebote an. In dieser Zeit lebt man als Teil der Gemeinschaft und kann unverbindlich testen, ob man sich wohlfühlt und das Pflegeheim das zukünftige Zuhause werden könnte.

Sie haben sich entschieden. Darauf kommt es jetzt an:

Bevor Sie sich jedoch verbindlich für ein Heim entscheiden, prüfen Sie die Verträge und die Kosten, die auf Sie zukommen, bitte ganz genau. Ein Augenmerk sollte auf der Festschreibung von Regel- und Zusatzleistungen liegen. Regelleistungen betreffen die Räume und deren Ausstattung, die Verpflegung, die Betreuung und die Pflegeleistungen. Sie werden durch das reguläre Heimentgelt beglichen. Alles darüber hinaus sind sogenannte Zusatzleistungen – beispielsweise besonders ausgestattete Räume, Begleitung bei Arztbesuchen, besondere Angebote. Im Vertrag werden auch die Größe und Ausstattung des Wohnraumes geregelt, die Anzahl der Mahlzeiten, die Art, der Inhalt und der Umfang der Pflege- und Betreuungsleistungen. Es ist wichtig, dass der Heimvertrag möglichst alle Vereinbarungen detailliert enthält. Denn Leistungen, die nicht vertraglich fixiert sind, können Bewohner nicht beanspruchen oder es können zusätzliche Kosten dafür anfallen. Gut zu wissen: Sie müssen nichts sofort unterschreiben. Sie können den Vertrag auch durch einen Rechtsanwalt oder die Verbraucherzentrale prüfen lassen. Dann steht einer positiven Zukunft im neuen Heim nichts mehr im Weg.

Susanne Holz