Fehler #1: Das Leben auf Highlights hin ausrichten
In Deutschland trennen wir deutlich strenger zwischen Arbeitszeit und Feierabend als in vielen anderen Ländern wie etwa in den USA. Im Arbeitsalltag sind die Wochenenden sowie die Feier- und Urlaubstage unsere Leuchttürme. Nicht selten leben wir überwiegend darauf hin. Für unsere Glücksmomente brauchen wir Höhepunkte, das Besondere, das Einzigartige. Die Fernreise, die Kreuzfahrt und das Außergewöhnliche, das Exotische, das Abenteuer bis hin zum Nervenkitzel. Naturgemäß kann es von solchen Momenten nicht so viele geben, sonst würden sie zur Gewohnheit. Die Zeit zwischen dem, was wir als Highlights empfinden, leben wir vergleichsweise wie auf Sparflamme. Damit verpassen wir einen Großteil unseres Lebens. Dabei finden sich Freude, Glück und Zufriedenheit oft schon im Kleinen. Deshalb unser Tipp:
Umdenken: Entdecken Sie die scheinbar kleinen Dinge im Leben wieder und genießen Sie sie.
Erfreuen Sie sich am morgendlichen Lichtspiel der Sonne auf dem noch regennassen Kopfsteinpflaster und am beißenden Wind auf Ihren Wangen genauso wie etwa am Gezwitscher der Vögel im Frühjahr. Und nehmen Sie Ihren Lieblingsbecher mit an den Arbeitsplatz statt der zu Hause aussortierten Tasse. Angestellte verbringen mehr Zeit im Büro als in ihrer eigenen Küche. Ihr Trinkgefäß dort sollte schön sein und Sie erfreuen.
Fehler #2: Gleichgültigkeit gegenüber Zufallsbegegnungen
Einige Menschen in unserem Leben sind uns besonders wichtig. Für die meisten von uns sind das die Eltern, die Geschwister, die eigenen Kinder und unsere engsten Freundinnen und Freunde. Vielleicht auch noch einige Arbeitskolleginnen und Klubkameraden. Den Menschen, denen wir darüber hinaus begegnen, schenken wir kaum Beachtung. Gerade in der Anonymität größerer Städte.
Aber manchmal reicht für einen Glücksmoment schon der Austausch eines Lächelns: Wenn sich unser Blick im Bus mit dem eines anderen Fahrgastes kreuzt, wenn uns jemand die Tür aufhält oder wenn uns ein Autofahrer beim Abbiegen mit freundlicher Geste über die Straße lässt.
Umdenken: Viele Glücksmomente finden sich in kleinen Begegnungen.
Das Glück liegt dann sprichwörtlich in der augenblicklichen Begegnung. Häufig ist ein Entgegenkommen auch im übertragenen Sinne damit verbunden. Nämlich dann, wenn eine Geste der Gefälligkeit, ein kleines Zugeständnis hinzukommt. Etwa im Supermarkt, wenn uns jemand an der Kasse mit unseren wenigen Artikeln auf dem Arm vorlässt, oder wenn jemand an einer Engstelle auf dem Bürgersteig für uns kurz zur Seite tritt.
In solchen Momenten werden beide beschenkt. Denn jemand anderem eine kleine, vielleicht sogar unerwartete Freude zu machen, erfreut auch den Gebenden. Das haben Sie bestimmt oft schon an sich selbst erlebt. Erfreuen Sie sich daran, anderen im Alltag mit kleinen Gesten eine Freude zu machen.
Fehler #3: Grundlegendes als selbstverständlich hinnehmen
Viele angenehme und schöne Dinge nehmen wir als selbstverständlich hin. Unsere Gesundheit, die Verfügbarkeit von Essen und Trinken, die finanzielle Sicherheit, die Geborgenheit des eigenen Zuhauses. In jungen Jahren ist diese Haltung besonders ausgeprägt. Erst im Durst wird uns der Wert eines Glases frischen Wassers so richtig bewusst, erst im Frieren die beheizte Wohnung und das warme Federbett und erst im Regen das Dach über dem Kopf.
Umdenken: Lösen Sie sich davon, Eindrücke, Dinge und Erlebnisse als selbstverständlich hinzunehmen. Nehmen Sie diese als Geschenk wahr.
In fast jeder Situation gibt es etwas, woran wir uns erfreuen können, und sei es nur eine kleine Annehmlichkeit wie der Sitzplatz in der Bahn. Für einige Menschen findet sich das Glück schon, wenn etwas wegfällt. Zum Beispiel, wenn der Körper wieder schmerzfrei ist, wenn die Halsschmerzen nachlassen oder die Zahnschmerzen behoben sind. Auch das ist ein Geschenk, und umgekehrt ebenso das Ziehen der Muskeln beim Dehnen oder der kleine Muskelkater nach sportlicher Betätigung. Auch daran kann man sich erfreuen und es genießen.
Fehler #4: Auf Glücksmomente warten
Zum Geburtstag oder zu Weihnachten gibt es Geschenke. Allein die Vorfreude darauf trägt uns. Aber Glücksmomente finden sich in weit mehr als dem Gegenständlichen, das uns zu solchen Anlässen überreicht wird. Freude ist kein Lieferservice. Wer nur darauf wartet, etwas zu erhalten, reduziert das Glück auf Äußerliches und sich selbst auf die Empfängerrolle oder, wie beim Fernsehen, auf die Rolle des passiven Zuschauers.
Umdenken: Glücksmomente können Sie selbst erzeugen und aktiv gestalten.
Handwerken, musizieren, malen, backen, kochen – wer mit den eigenen Händen etwas schafft, für den ist der Prozess mindestens so wichtig wie das Resultat und die Anerkennung, die möglicherweise daraufhin folgt. In schaffenden Aktivitäten ruht gewissermaßen ein dreifacher Glücksmoment: 1. das Schaffen an sich (zum Beispiel das Kuchenbacken), 2. die Freude, die man anderen und zugleich sich selbst damit macht, und 3. der Respekt, das Lob, die Achtung durch Dritte.
Fehler #5: Glücksmomente überwiegend im Konsum suchen
Wir alle wissen es zu schätzen: das kühle Eis, den aromatischen Kaffee, die Tafel Schokolade und so weiter. Die Liste ist endlos. Eines haben alle Produkte gemeinsam. Sie tun uns nur in Maßen gut. Am neuen Paar Schuhe, den Markenjeans, der Lederhandtasche usw. können wir uns ebenfalls erfreuen. Ihr Vorteil: Diese Dinge machen nicht dick. Dafür sind sie ein bisschen teurer. Allen gemein ist: Die Freude, die sie bereiten, kommt von außen. Nichts davon macht wirklich Sie aus.
Umdenken: Genießen Sie Konsum in Maßen, aber finden Sie für sich eine andere Hauptquelle für Ihre Glücksmomente. Möglichst eine aktive.
Der Nachteil am Konsum: Kurz nach dem Erwerb sinkt das Interesse daran oder das Produkt ist schnell verzehrt. Schon schreit alles in uns nach Nachschub und nach neuen Impulsen. Wirklich in Erinnerung bleiben uns aber nicht erworbene Gegenstände und verzehrte Produkte, sondern selbst Erschaffenes und Geleistetes sowie Erfahrungen und Erlebnisse. Also runter von der Couch.
Fehler #6: Zeit als lästiges Hindernis betrachten
Wie oft werten wir die Zeit ab, degradieren Wochen, Tage und Stunden zur lästigen Zwischenzeit, die es zu überbrücken gilt, die wir möglichst schnell gern hinter uns hätten? Weil wir das Bevorstehende, was dann kommen soll, kaum erwarten können? Aus Ungeduld also. Tatsächlich verachten wir dann ein Stück unserer Lebenszeit. Wollen wir das wirklich?
Umdenken: Genießen Sie an der Vorfreude das Gefühl und das Planen, aber bleiben Sie in der Gegenwart.
Vorfreude ist wichtig. Aber sie sollte unsere Gedanken nicht vollständig beherrschen und diese allein in die Zukunft richten. Wenn Vorfreude uns in Bezug auf die Gegenwart unaufmerksam macht, ist sie übertrieben. Warum? Weil wir in diesem Leben nur endlich Zeit haben. Schon deshalb sollten wir die verfügbare Zeit bewusst und intensiv genießen. Das geht nur in der Gegenwart.
Fehler #7: Kostenloses unbeachtet lassen
Einige Menschen unter uns tanken Energie, indem sie Bäume umarmen. Auch wenn das für Sie vielleicht nichts ist, findet sich in der Geisteshaltung der sogenannten „tree hugger“ etwas Lehrreiches für unsere eigene Lebenseinstellung. Wie oft gehen wir achtlos an dem Schönen, Imposanten, Wundersamen um uns herum vorbei, das uns die Natur, diese Erde und das Leben bieten? An der Weite des Meeres, der Imposanz der Berge, der Unermesslichkeit des Weltraums erfreuen wir uns noch. Vielleicht auch noch am Wald, aber an einzelnen Bäumen schon nicht mehr?
Umdenken: Sehen Sie die Welt wieder mit den Augen eines Kindes.
Erinnern Sie sich noch, wie Sie sich als Kind an einer einzigen Blume auf dem Feld erfreuen konnten, am stöbernden Eichhörnchen oder herumhoppelnden Hasen? An einer Eisblume, einem Spinnennetz oder einer Schneeflocke? Spüren Sie nach dieser kindlichen Begeisterung in sich und legen Sie sie wieder frei.
Fehler #8: Erst bei Abwesenheit wertschätzen
Wenn der Geruch von verbranntem Feuerwerk in der Luft hängt, der Gestank von Gülle von den Feldern herüberweht oder es im Sommer stickig ist, dann bemerken wir häufig erst, was uns fehlt: frische Luft. Eine Luft, bei der man gern durchatmet, mit der man seine Lungen füllen, die man tief in sich aufnehmen möchte. Nicht selten wird uns der Wert einer Sache, die Bedeutung eines Umstandes oder einer Person wie bei frischer Luft erst in der Abwesenheit so richtig bewusst. Für diesen Effekt müssen Sie nicht bis Silvester oder zur nächsten Gülleausbringung warten. Halten Sie einfach regelmäßig inne und stellen Sie sich die Frage: Was (oder wer) würde Ihnen jetzt fehlen, oder wofür können Sie dankbar sein?
Umdenken: Fragen Sie sich öfter, was Ihnen jetzt fehlen würde – und genießen Sie es.
Gehen Sie nach und nach Ihre Sinne durch. Was sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken Sie? Das kann schon die Regelmäßigkeit des Herzschlags sein, das Auf und Ab des Oberkörpers beim Atmen oder das Strömen des Blutes durch Ihre Hände und Füße. Genießen Sie es.
Fehler #9: Die Stimmung von außen dominieren lassen
Für viele kann ein Tag nur schön werden, wenn die Sonne scheint. Fehlt diese Grundvoraussetzung, ist der Tag eigentlich schon gelaufen. Ein Sommerurlaub ist umso erfolgreicher, je heißer es ist. Ein Winterurlaub ohne Schnee geht gar nicht, und ein Wochenende mit Regen ist eine Enttäuschung. Unbestritten hat das Wetter einen Einfluss auf unser Gemüt. Aber Sie bestimmen immer noch selbst, bis zu welchem Grad Sie das zulassen.
Umdenken: Nehmen Sie Dinge, die Sie nicht ändern können, an und ändern Sie stattdessen Ihre Einstellung.
Bei unangenehmen Sinneseindrücken hilft nicht selten die Frage, wie lange Sie das ertragen müssen. Im Zug riecht es unangenehm nach Schweiß, aber Sie sind in zehn Minuten am Ziel? Das halten Sie durch. Die Befristung hilft, das Unangenehme zu relativieren. Danach können Sie aufatmen. Und: Sie werden es durch die vorübergehende Einschränkung umso mehr zu schätzen wissen. Tatsächlich leben Sie dank dieser Erfahrung in diesem Moment ganz in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.
Fehler #10: In Bequemlichkeit verharren
Ein Verwandter oder eine Freundin fliegt morgens um 6 Uhr ab. Sie könnten sie zum Flughafen begleiten. Dafür müssten Sie aber um 4 Uhr aufstehen. Um 4 Uhr aufstehen?! Anschließend direkt ins Büro und dann sich müde durch den Tag schleppen? Das ist kein reizvoller Gedanke. Oder doch?
Umdenken: Nutzen Sie erinnerungswürdige Momente.
Beim Gedanken ans frühe Aufstehen sind wir ganz bei uns. Drehen wir die Perspektive, ändert sich das. Würde es den Verwandten, die Freundin nicht erfreuen, wenn wir sie begleiten? Das allein ist es schon wert, umzudenken. Nehmen Sie noch einen zweiten Gedanken hinzu. Wenn Sie den besagten Morgen wie jeden anderen begehen, mit den üblichen Routinen, werden Sie sich wenig später schon kaum mehr an diesen Tag erinnern. Durch das Ausbrechen aus der Routine, angereichert durch die kleine Beschwerlichkeit, erhält dieser Morgen etwas Erinnerungswürdiges. Daran werden Sie sich gern erinnern. Das haben Sie gemacht – und einem anderen damit eine Freude bereitet. Darüber werden Sie sich später noch freuen.
Fehler #11: Sich ärgern
Im Stadtverkehr verengt sich die Fahrbahn von zwei auf eine Spur. Die Fahrerin oder der Fahrer schräg hinter Ihnen gibt Gas, zieht schnell noch an Ihnen vorbei, zwängt sich vor Ihnen in die Lücke und zwingt Sie zum Abbremsen. Sie sind sauer. Logisch. So etwas macht wütend. Auch wer den Sicherheitsabstand einigermaßen einhält, hat oft das Nachsehen. Solche und vergleichbare Situationen wiederholen sich täglich abertausende Mal. Dagegen gibt es kein Mittel. Dreist gewinnt, so hat man den Eindruck. Aber was hilft es Ihnen, wenn Ihr Blutdruck auf 180 steigt? Wenig bis nichts. Im Gegenteil: Es schadet Ihrer Gesundheit.
Umdenken: Erinnern Sie sich daran, was Ihr eigentliches Ziel ist. Heil ankommen in unserem Beispiel. Und stressfrei fahren vielleicht auch.
Halten Sie an Ihrem Ziel fest und lassen Sie sich von anderen nicht ab- oder verleiten oder zu etwas Unbesonnenem hinreißen. Wenn Sie selbst in Reaktion sportlicher fahren oder dicht auffahren, würde das nur Ihren Stresslevel erhöhen. Und die Unfallgefahr. Die bessere Alternative: Nutzen Sie die Chance, um sich in Gelassenheit zu üben. Oder in Gleichgültigkeit gegenüber denen, deren Verhalten Sie nicht übernehmen möchten. Wichtig: Aufgebauten Ärger sollten Sie durchaus gewaltfrei herauslassen. Ein ehrlicher Fluch, von innen gegen die Windschutzscheibe geschleudert, hat noch niemandem geschadet. Aber dann loslassen, sich lösen und – lächeln. Ihr Ziel war? Richtig: Heil ankommen.