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Gesundheit & Fitness

7 Gesundheitsmythen im Check

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Ist Schielen tatsächlich schlecht für die Augen? Helfen Salzstangen bei Durchfall? Unzählige Mythen ranken sich um unseren Körper und unsere Gesundheit. Oft haben wir diese Behauptungen schon als Kinder gehört und wissen eigentlich gar nicht, was dahintersteckt. Wir haben sieben Gesundheitsmythen auf den Prüfstand gestellt.

1. Schielen ist schlecht für die Augen

Ein Gesundheitsmythos, den besonders Kinder zu hören bekommen, wenn sie entdecken, dass sie mit ihren Augen bewusst in verschiedene Richtungen schauen können. Schielen macht ihnen viel Spaß und die Warnungen der Erwachsenen gehen von „Hör besser auf, Schielen ist schlecht für die Augen“ bis zum radikalen „Wenn dich jetzt jemand erschreckt, bleiben deine Augen so stehen“. Doch beides ist reine Angstmache, denn an diesen Behauptungen ist zum Glück nichts dran. Absichtliches Schielen schadet den Augen nicht, auch nicht bei Kindern. Es ist nur anstrengend für die Augenmuskulatur und kann diese schneller ermüden. Trotzdem sollte das Schielen kein Dauerzustand sein und die Augen sollten in der Regel gleichmäßig belastet werden. Bei konstantem Schielen, das nicht bewusst herbeigeführt wird, sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, um eine eventuelle Fehlausbildung der Augen zu vermeiden.

2. Salzstangen und Cola helfen bei Durchfall
Es ist vermutlich der Klassiker unter den Gesundheitsmythen schlechthin. Wer an Durchfall leidet, bekommt erst mal Salzstangen und Cola gereicht. Doch das ist nicht unbedingt die beste Therapie. Denn der hohe Zuckergehalt der Cola kann dazu führen, dass wir vermehrt Wasser über die Nieren ausscheiden und der Körper unter Umständen noch mehr Flüssigkeit und wichtige Elektrolyte wie Kalium verliert. Salzbrezeln enthalten zwar Natrium, aber kaum Kalium. Da bei Durchfall aber beide Elektrolyte verloren gehen, sollten diese auch gleichmäßig wieder aufgenommen werden. Eine bessere Unterstützung als die beliebten Salzstangen mit Cola wären für den geschwächten Körper deswegen leicht gesüßter Tee, etwas Zwieback und eine Elektrolytlösung.

3. Schnodder darf man nicht hochziehen

Kinder lieben es, Erwachsene finden es meist furchtbar eklig. Doch gibt es auch triftige Gründe, die gegen das Nasehochziehen sprechen? Bei einer dicken Erkältung, wenn die Nase schon ganz rot und wund vom ständigen Putzen ist, wäre es ja eigentlich ganz schön, den Schleim einfach hochzuziehen, oder? Tatsächlich gibt es sogar zahlreiche HNO-Ärzte, die genau dazu raten. Denn der Begriff „hochziehen“ ist eher irreführend, das Sekret gelangt nicht nach oben, sondern über den Nasenboden nach hinten in den Nasenrachen und dort schlucken wir es schließlich hinunter. Im Magen angekommen werden die Keime von der Magensäure zersetzt und somit unschädlich gemacht. Das Nasehochziehen hat also durchaus gesundheitliche Vorteile. Beim kräftigen Schnäuzen hingegen kann das Sekret auch dort landen, wo wir es am wenigsten wollen: in den Nasennebenhöhlen und sogar im Mittelohr. Entschließen wir uns trotzdem, lieber ein Taschentuch zu benutzen, sollten wir dieses regelmäßig wechseln. In der warmen Hosentasche können sich die Krankheitserreger nämlich so richtig gut vermehren.

4. Gähnen ist ansteckend
Viele von uns haben es vermutlich schon erlebt: Kaum fängt jemand in unserer Umgebung an zu gähnen, schon regt sich auch bei uns der Drang mitzumachen. Ist Gähnen also tatsächlich ansteckend? Die Antwort lautet: Ja, und wie. Das fanden Forscher der Universität Pisa heraus. Besonders häufig lassen wir uns von vertrauten Personen anstecken, vor allem von Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten. Denn die emotionale Nähe zum Gähnenden spielt eine entscheidende Rolle, sie löst nach Ansicht der Forscher eine unbewusste Nachahmung aus. Dieser Nachahmer-Effekt kann aber nur funktionieren, wenn die Fähigkeit, Empathie zu empfinden – also Gefühlsregungen anderer Menschen zu erkennen und darauf zu reagieren –, bei einem Menschen ausgeprägt ist. Hierfür sind die sogenannten Spiegelneuronen im Gehirn zuständig.

5. Wer mit nassen Haaren rausgeht, wird krank

Fast jeder von uns kennt das Dilemma: Die Haare sind noch nass, doch wir sind sowieso schon viel zu spät dran. Sollen wir nun einfach rausgehen? Schließlich haben wir meist schon in unserer Kindheit zu hören bekommen, dass es krank macht, mit nassen Haaren nach draußen zu gehen. Doch so einfach ist es nicht. Nasse Haare an sich können uns nicht krank machen. Dafür verantwortlich sind Bakterien und Viren. Ein intaktes Immunsystem kann diese abwehren – auch mit feuchten Haaren. Doch in der Erkältungszeit, wenn die Temperaturen niedrig sind, leistet der Körper Schwerstarbeit, um die vielen kursierenden Krankheitserreger abzuwehren, und ist oft schon etwas angeschlagen. Wenn wir dann auch noch frieren, weil wir mit nassen Haaren draußen unterwegs sind, schwächen wir unseren Körper und unsere Immunabwehr zusätzlich und die Folge kann eine Erkältung sein. Die nassen Haare haben dies aber nur begünstig und sind nicht die Ursache.

6. Wunden heilen am besten an der Luft

Ein Mythos, der sich recht hartnäckig hält, jedoch so nicht stimmt. Wunden heilen am besten, wenn sie feucht bleiben. An der Luft trocknen sie aus und es bildet sich Schorf. Dieser behindert die Bildung neuer Haut und damit die Wundheilung. Deswegen werden heute meist Wundauflagen ohne großen Saugeffekt verwendet, sie halten die Wunde länger feucht und schützen sie. Das Wundsekret kann in Ruhe fließen und Enzyme, Hormone, Wachstumsfaktoren und Antikörper in die Verletzungsregion bringen. Je weniger von dem Sekret abgetupft wird oder verdunstet, desto besser kann die Heilung verlaufen und es kann sich ungestört neues Gewebe bilden. Außerdem ist die Wunde vor äußeren Einflüssen geschützt.

7. Lesen bei schlechtem Licht schadet den Augen

Vor allem Kinder, die auch bei Dämmerlicht ihr spannendes Buch nicht aus den Händen legen können oder heimlich unter der Bettdecke weiterlesen, bekommen diese Aussage oft zu hören. Doch bis heute gibt es keinerlei Beweise für eine langfristige Schädigung. Fest steht aber: Die Augen müssen sich bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich mehr anstrengen, um die Buchstaben zu erkennen. Das ist harte Arbeit, doch mit gesunden Augen funktioniert das trotzdem gut. Die Augenmuskeln können allerdings schneller ermüden und die Sehkraft kann dadurch kurzfristig abnehmen. Auch rote Augen oder Kopfschmerzen können die Folge sein. Doch das Auge erholt sich recht schnell, oft reichen bereits kurze Lesepausen. Spätestens am nächsten Morgen, wenn der Muskel wieder ausgeruht ist, ist auch die volle Sehkraft wieder zurück.

Nina Alpers