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Zukunft & Innovation

Warum Digitalisierung im Gesundheitswesen so wichtig ist

Interview mit Karl-Heinz Streibich, Vorsitzender des Digitalisierungsbeirats der DAK-Gesundheit
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Die DAK-Gesundheit treibt die Digitalisierung weiter voran. Unterstützt wird die Kasse dabei von einem Digitalisierungsbeirat, der wichtige Impulse aus Forschung und Praxis gibt. Vorsitzender des Gremiums ist Karl-Heinz Streibich, Vorstandsvorsitzender der Software AG Darmstadt. Welchen Herausforderungen steht die DAK-Gesundheit im Online-Zeitalter gegenüber? Und wie können Patienten von digitalen Services profitieren? Ein Interview.

Wie kommt der Vorstandsvorsitzende eines der größten deutschen Softwarehäuser in den Digitalisierungsbeirat einer Krankenkasse?
Karl-Heinz Streibich: Die Digitalisierung ist längst kein Nischenthema mehr. In Zeiten von Big Data und dem Internet der Dinge steht jede Branche vor der Herausforderung, sich neu zu erfinden. Das gilt natürlich besonders für den Gesundheitssektor, in dem beispielsweise die Analyse riesiger Datenmengen schon seit Jahren zum Alltag gehört. Durch neue technologische Trends, wie beispielsweise das Internet der Dinge oder die künstliche Intelligenz, werden Innovationssprünge in Zukunft noch kürzer werden. Krankenkassen müssen die digitale Entwicklung zum Nutzen ihrer Kunden einsetzen, um so noch wettbewerbsfähiger in ihren Leistungen zu sein. Es ist daher nur konsequent, dass die DAK-Gesundheit künftig von einem Beirat aus Vertretern der Forschung und der Software-Industrie Impulse bei der Entwicklung neuer Services für ihre Kunden bekommt.

Wie ist dieser Beirat zusammengesetzt?
Der Digitalisierungsbeirat setzt sich aus sieben führenden Vertretern der Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Diese bringen ihr Knowhow ein und geben konstruktives, auch kritisches Feedback. Zu den Mitgliedern zählen Andreas Strausfeld (Bitmarck Holding GmbH), Jochen Roeser (Deutsche Arzt AG), Dr. Sebastian Saxe (Port Authority Hamburg), Prof. Volker Gruhn (Universität Duisburg-Essen), Prof. Elke Klein (Hochschule Hamm-Lippstadt), Prof. Tilo Böhmann (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Arno Elmer (Fachhochschule für Ökonomie und Management Berlin).

Gibt es eine spezielle Aufgabenteilung innerhalb des Gremiums?
Durch die digitale Transformation ergeben sich eine Reihe von Herausforderungen und Fragestellungen für Unternehmen. Bei der DAK-Gesundheit sind das beispielsweise neben der Entwicklung neuer Online-Angebote für ihre Versicherten auch datenschutzrechtliche Anforderungen durch den Gesetzgeber oder die Integration von bestehenden Datensilos in neue IT-Infrastrukturen. Hier können wir als Digitalisierungsbeirat gezielt Impulse setzen und die Erfahrung einbringen, die wir in unserer täglichen Arbeit in der Wirtschaft und Forschung sammeln.

Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgaben als Vorsitzender?
Niemand kann die Digitalisierung alleine gestalten. Das gilt für jedes Unternehmen, auch für die DAK-Gesundheit. Deswegen wird es künftig immens wichtig sein, das vorhandene Know-how und die Expertise, die wir im Beirat nachweislich haben, zu heben. Als Vorsitzender werde ich mich dafür einsetzen, den Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Wirtschaft künftig nutzenstiftend für die Kunden, aber auch die Mitarbeiter der DAK-Gesundheit einzubringen.

Warum ist die Digitalisierung im Gesundheitswesen so wichtig – speziell für die Kassen?
Im Zeitalter der Digitalisierung dreht sich alles um effiziente und transparente Prozesse intern – und natürlich um kundenzentrierte Anwendungen, um der Erwartungshaltung auch der jungen Generation an eine Kasse gerecht zu werden. Bei diesen beiden Punkten gibt es im Gesundheitswesen noch Ausbaubedarf. Der Sektor gehört noch immer zu den am wenigsten digitalisierten Branchen in Deutschland. Es bedarf flächendeckender, digitaler Angebote für Patienten, wie beispielsweise in der Telemedizin. Nur so kann das Angebot seitens der Krankenkassen in Zukunft ausgebaut werden. Daher ist es wichtig, einerseits die Verwaltungsabläufe innerhalb der Krankenkassen zu verbessern und auf der anderen Seite die Hemmnisse für neue innovative Angebote abzubauen. Aber die Krankenkassen stehen vor allem vor der Herausforderung, die Akzeptanz bei ihren Patienten zu fördern: Selbst die praktischste und innovativste App hat keinen Nutzen, wenn es Bedenken bei den Themen Datenschutz und Datensouveränität gibt. Auch hier müssen wir als Digitalisierungsbeirat die erforderliche Unterstützung geben.

Welche Chancen sehen Sie für die Patienten? Und was halten Sie von Produkten der DAK – Scan-App, DAK Pflege-Guide?
Von neuen Apps der Krankenkassen werden vor allem die Patienten profitieren. Denn die Kunden, oder im Fall der Krankenkassen die Patienten, stehen im Zentrum der digitalen Transformation. Künftig werden nur Anbieter erfolgreich sein, die es schaffen, den Patienten wesentliche Zeitersparnis und eine komfortable Nutzung online auf ihren digitalen Plattformen anzubieten. Patienten können bereits heute eine Reihe von Angeboten in Anspruch nehmen, die ihnen bürokratische Gänge, zum Beispiel zum Arzt oder der Krankenkasse, erleichtern oder gar gänzlich ersparen. Dazu gehören auch die DAK Scan-App oder der DAK Pflege-Guide. Das ist der richtige Ansatz, der weiterverfolgt werden muss.

Medizinische Informationen sind besonders sensibel und es gibt ein natürliches Spannungsfeld zwischen Datenschutz und Datenaustausch. Wie wollen Sie es auflösen?
Die Datensouveränität der Patienten muss im Zentrum innovativer Services stehen. Das heißt, Nutzer müssen nachverfolgen können, was mit ihren Daten passiert und wie sie verarbeitet werden. Es sollte das Ziel aller Krankenkassen sein, ihre Versicherten für diese Themen zu sensibilisieren und sie damit in ihrer Nutzerakzeptanz zu stärken. Dabei spielt auch Datensicherheit eine wesentliche Rolle. Ist die Cloud, in die ich meine Daten versende, vor Hackerangriffen geschützt? Ist es sicher, wenn ich meine persönlichen Dokumente über die App am Smartphone verschicke? Das sind alles Fragestellungen, denen man bei der Entwicklung neuer Services selbstverständlich gerecht werden muss.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von Regierung und Gesetzgeber?
Mit der Datenschutzgrundverordnung wurde vergangenes Jahr bereits ein wichtiger Rechtsrahmen für den Datenaustausch geschaffen. Dies war ein wichtiges Signal für die Bürgerinnen und Bürger und gibt Unternehmen und Verwaltung Rechtssicherheit bei dem Aufbau digitaler Services. Das ist der richtige Weg, der auch in Zukunft fortgesetzt werden muss. Zudem muss der Staat auch zum Vorbild bei der Digitalisierung werden. Hier haben wir in der Verwaltung noch großen Aufholbedarf. Von einem „digitalen Staat“ würden auch die Krankenkassen nachhaltig profitieren.

Wenn Sie heute schon einen Blick in die digitale Zukunft wagen: Wie sieht die DAK-Gesundheit in zehn Jahren aus? 
Die Innovationssprünge sind immer größer geworden. Deshalb wird auch niemand vorhersehen können, welche Technologien wir in zehn Jahren nutzen werden. Aber eines kann ich Ihnen versichern: Die DAK-Gesundheit wird auch in zehn Jahren ein verlässlicher Partner für ihre Patienten sein – und ihnen eine große Auswahl an digitalen Dienstleistungen anbieten.

Interview: Anica Ebeling

Hier finden Sie Informationen zur DAK Scan App und zum DAK Pflegeguide.
Karl-Heinz Streibich, Vorsitzender des Digitalisierungsbeirats der DAK-Gesundheit
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