Wälzen Sie sich auch nachts umher und finden keine Ruhe? Gehen Sie wie gerädert in den nächsten Tag? Etwa 80 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland fühlen sich laut DAK-Gesundheitsreport von Schlafstörungen betroffen. Welche Gefahren drohen und wie Sie den Teufelskreis durchbrechen, um endlich wieder besser zu schlafen.
Es gibt Nächte, da tickt der Sekundenzeiger des Weckers lauter als sonst und das Mondlicht wirkt wie ein greller Scheinwerfer. Man wälzt sich im Bett von links nach rechts und im Kopf springt das Gedankenkarussell an: „Wenn ich jetzt nicht endlich einschlafe, werde ich morgen so gerädert sein, dass ich die wichtige Präsentation in den Sand setze. Und abends auch noch dieser blöde Elternabend, wie soll ich das durchhalten?“ Panik, Herzklopfen. Dabei möchte man doch nur eins: ins Kissen sinken, die Augen schließen, einschlummern – doch je mehr wir den Schlaf herbeisehnen, desto schwieriger wird es, ihn zu finden.

Lerche oder Eule: Welcher Schlaftyp sind Sie?
Zwei Drittel der Deutschen sind sogenannte „Eulen“. Sie können aufgrund ihres biologischen Schlaf-Wach-Rhythmus am Abend nicht früh einschlafen und kommen morgens schwer in die Gänge. Der andere Schlaftyp wird „Lerche“ genannt: das sind die Frühaufsteher, die abends als erste die Fahnen streichen. Die innere Uhr ist dabei der biologische Taktgeber – und wie diese Uhr tickt, bestimmen vor allem die Gene. Viele Schlafforscher plädieren für flexible Arbeitszeiten, weil ausgeschlafene Menschen einfach leistungsfähiger sind. Aber in unserer Gesellschaft gilt ja immer noch die Regel „Morgenstund hat Gold im Mund“. Und der Kollege, der die Mittagspause zum kleinen Schläfchen nutzt, wird garantiert schief angeschaut. Dabei haben Studien ergeben, dass so ein Nickerchen das Arbeitspensum erhöht.Schlafmangel schadet der Gesundheit
Manchmal ist es ein Streit vom Tag, der uns abends wachhält. Oder man hat auf einer Party zu tief ins Glas geschaut. Oft haben wir es selbst in der Hand, die Situation zu verbessern. Aber etwa 80 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland fühlen sich laut DAK-Gesundheitsreport von Schlafstörungen betroffen. Kann man hier schon von einer Volkskrankheit sprechen? Die Folgen für die Gesundheit jedenfalls reichen von einem erhöhten Risiko für Angststörungen über Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes, Demenz, Herzkrankheiten bis hin zum Schlaganfall. Im Alltag fühlen sich Betroffene schlapp, leiden unter Kopfschmerzen, Konzentrationsmangel und Verdauungsbeschwerden. Wer nicht richtig schläft, hat keine Energie mehr, sich im beruflichen und sozialen Leben zu engagieren. Und – Hallo, Teufelskreis! – liegt nachts wieder wach, weil er sich Sorgen macht.
Schlafstörungen ernst nehmen
Laut des aktuellen DAK-Gesundheitsreports melden sich nur 0,29 Prozent aller Betroffenen bei ihrem Arbeitgeber krank. Vielleicht schämen sie sich, vor ihrem Chef zugeben zu müssen: „Ich schlafe schlecht“. Das klingt ja fast ein bisschen wie „leichter Schnupfen“. Kann man das ernst nehmen? Aber unbedingt!
Bewusst Grenzen ziehen
Der Körper nutzt den Schlaf, um zu wachsen, das Immunsystem zu reparieren und das Gehirn aufzuräumen. Wir müssen nur lernen, Grenzen zu ziehen, und zwar am besten direkt an der Schlafzimmertür: Laptop bleibt draußen, Buch darf mit rein. Grübeleien über den Job? Ab jetzt verboten. Kuscheln mit dem Schatz? Ausdrücklich erlaubt. Und dann: Licht aus und gute Nacht!
Iris Soltau
Hilfe bei Schlafstörungen
Die DAK-Gesundheit bietet ab sofort ein neues digitales Hilfsangebot bei Schlafstörungen an. Das kostenlose Programm „somnovia“ können Betroffene per Smartphone, Tablet oder Computer unkompliziert nutzen. Weitere Informationen unter www.dak.deDeutsche Sporthochschule Köln
Interview mit Prof. Dr. Ingo Froböse
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Ist Schlafen wirklich so wichtig?
Ja. Der Körper erholt sich, die Organfunktionen kommen wieder in ihren Rhythmus. Im Schlaf repariert der Körper Zellen und Membranen und bildet Nervennetze neu aus. Das Gedächtnis konsolidiert sich, das ist wichtig für das Lernen.
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Warum fällt vielen das Aufstehen schwer?
Für die meisten Menschen ist das kein Problem. Gegen 10 Uhr morgens erreicht ihre Leistungskurve einen Spitzenwert. Langschläfer, sogenannte „Eulen“, gehen später ins Bett. Sie sind erst gegen 14 Uhr sehr leistungsfähig, halten dann aber länger durch. Morgenmenschen, hier sprechen wir von „Lerchen“, bringen bereits zwischen 6 und 8 Uhr Top-Leistungen.
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Wie wirkt sich Stress auf den Schlaf aus?
Stress kann gut, aber auch Gift sein. Die Dosis macht’s. Stress macht fit, wach und leistungsfähig – zu Schlafenszeiten ist das nicht gut. Ich empfehle, abends „herunterzufahren“. Das heißt: Handy und PC aus, nicht zu lange Fernsehen und nicht zu spät Sport treiben.