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Ernährung & Rezepte

„Wir sind wie eine Gurke“

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Genug zu trinken fällt vielen Menschen schwer, nicht nur im Sommer. Auf welche Flüssigkeitsmenge wir pro Tag kommen sollten, welcher Durstlöscher besonders empfehlenswert ist und was die Corona-Zeit damit zu tun hat, erfahren Sie hier.

Trinken Sie alle 15 Minuten ein paar Schlucke Wasser. Dieser Tipp kursierte im Frühjahr 2020 in den sozialen Medien – als Mittel zur Corona-Abwehr! Das erwies sich zwar schnell als Ente, Pandemie und Lockdowns beeinflussten den Umgang mit dem (nicht alkoholischen) Nass aber trotzdem: Sprudelgeräte zum Aufpeppen von Leitungswasser waren zeitweilig so gefragt wie nie. Wasser aus dem Hahn sei sowieso immer eine hervorragende Wahl, sagt Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln.

Gesund und nachhaltig

„Leitungswasser wird sehr gut kontrolliert und ist dazu noch nachhaltig“, so der bekannte Präventionsexperte („9 Regeln für einen optimalen Stoffwechsel“). Zu den diversen Zusätzen – Kohlensäure, Mineralien, Vitamine, Aromen – hat er eine klare Meinung: „Über den veränderten Geschmack hinaus haben sie keine nennenswerte Funktion.“ Statt zu Extras aus der Industrie zu greifen, könne man etwas Ingwer oder Limette ins Wasserglas geben. „Das kurbelt den Stoffwechsel zusätzlich an.“ Gute Alternativen zum puren Gänsewein sind auch dünne Saftschorlen oder Kräutertee ohne Zucker, nicht aber Softdrinks, Säfte oder Alkoholisches – die einen liefern unnötig viele Kalorien, das andere entzieht dem Körper sogar Wasser.

Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln

Die Menge macht's

Besonders wichtig ist es, auf die Trinkmenge zu achten. Froböse empfiehlt 30 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht und Tag, bei einer 80-Kilo-Person also beispielsweise 2,4 Liter. Etwas bescheidener die Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Sie setzt ihre Marke bei rund 1,5 Liter an. Alter, Klima, Krankheiten oder Bewegung können den Bedarf erhöhen, für eine Stunde schweißtreibenden Sport etwa rechnet man mit bis zu einem Liter mehr. „Wir sind wie eine Gurke“, begründet Professor Froböse launig – der menschliche Körper besteht zu bis zu 60 Prozent aus Wasser, das Gehirn sogar zu 80 Prozent. Ohne regelmäßigen Flüssigkeitsnachschub käme der Stoffwechsel zum Erliegen. „Wasser löst Nährstoffe und führt sie jeder einzelnen Zelle zu. Es transportiert nicht mehr Benötigtes ab, reinigt und kühlt“, zählt der Experte auf.

Wasser am Morgen

Über Atmung und Haut, durch Schweiß, Stuhl und Urin verlieren wir pro Tag rund 2,5 Liter und nehmen nur einen Teil davon über unser Essen wieder auf. Weil der Flüssigkeitsverlust nachts besonders groß ist, sollte am Morgen großzügig nachgetankt werden. Etwa mit einem großen Glas lauwarmem Wasser schon vor dem Frühstück. Überhaupt rät Froböse, 60 Prozent der täglichen Trinkmenge in der ersten Tageshälfte zu sich zu nehmen, idealerweise über den Vormittag verteilt. Größere Mengen in kurzer Zeit seien ungünstig: „Der Körper kann pro Stunde maximal 800 bis 1.000 Milliliter bearbeiten.“

Ein Jungbrunnen

Müde und unkonzentriert? Das kann daran liegen, dass Sie wenig getrunken haben. Bei älteren Menschen kommt es aufgrund von Austrocknung leicht zu Gedächtnis- und Orientierungsproblemen; unser Gefühl für Durst schwächt sich mit den Jahren ab. Langzeitstudien liefern zudem Hinweise darauf, dass Wenigtrinkerinnen und -trinker früher altern und eher Krankheiten wie Herzschwäche oder Demenz entwickeln. Das hängt mit einem zu hohen Natriumgehalt im Blut zusammen. Wem das zu weit in der Zukunft liegt, dem gefällt vielleicht dieser Punkt: Laut Professor Froböse verbraucht der Körper beim Wassertrinken Energie – „ideal für alle, die gern abnehmen möchten“.

Annemarie Lüning