Lächelnd und stolz hält Selina Dzida ihr Plakat in den Händen. Darauf ein fröhliches Frauen-Porträt im Pop-Art-Stil mit einer markanten Sonnenbrille. „Wow“ steht auf der Brille. „Wow“ – das dachte sich auch die Jury des DAK-Plakatwettbewerbs „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ und kürte die Hessin aus Langen zur Bundessiegerin. Sie ist zudem Jubiläumsgewinnerin. Denn der Wettbewerb feierte in diesem Jahr seinen zehnjährigen Geburtstag. Selina Dzidas Bild setzte sich 2019 gegen fast 9.000 eingereichte Plakatmotive durch. Wir haben die 18-Jährige auf der Preisverleihung in Berlin getroffen.
Selina, erst einmal Glückwunsch zum Gewinn von „bunt statt blau“! Was war es für ein Gefühl, auf der Bühne zu stehen?
Ich war sehr nervös! (lacht) Aber es war auf jeden Fall toll und ich habe mich sehr gefreut.
Wie und wann hast Du erfahren, dass Du gewonnen hast?
Gerade auf der Preisverleihung. Ich wusste mit der Einladung nach Berlin, dass ich unter den Top drei bin – aber der Gewinn kam jetzt doch sehr überraschend für mich.
Wie bist Du auf den Plakatwettbewerb aufmerksam geworden?
Ich bin mit „bunt statt blau“ über Instagram in Berührung gekommen. Die Thematik, das Logo und der Wettbewerb haben mich sehr angesprochen. Und ich habe mir gedacht: Da mache ich mal mit.
Was findest Du an dem Thema des Wettbewerbs interessant?
Es beginnt schon beim Slogan: Ich finde es spannend, „bunt statt blau“ künstlerisch umzusetzen. Und es ist wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche mit der Thematik befassen und sich bewusst entscheiden, wie sie mit Alkohol umgehen möchten.
Was steckt hinter der Idee zu deinem Plakat?
Die blaue Frau schaut durch eine Brille und sie ist positiv überrascht, weil sie sieht, dass bunt schön und toll ist. Das Plakat soll verdeutlichen, dass bunt etwas Positives ist. Dieser Ansatz ist für mich wichtig. Ich wollte die positive Seite darstellen und nicht die blaue negative Welt. Und der Slogan „It’s your choice“ bringt es auf den Punkt: Jeder fällt die Entscheidung selbst, ob er bunt oder blau leben möchte.
Hast Du bereits Erfahrungen mit Alkohol gemacht oder schwierige Situationen im Freundeskreis oder bei Feiern erlebt?
Ich selbst nicht – aber auf Feiern bekomme ich häufig mit, dass bei anderen der Abend manchmal nicht so verläuft, wie es geplant war. Das beeinflusst natürlich auch die Menschen im Umfeld. Deswegen finde ich, dass das Thema Alkohol immer noch ein aktuelles ist.
Hat sich bei Dir etwas durch die Teilnahme am Wettbewerb verändert?
Ich denke schon, dass ich das Thema Alkohol jetzt noch bewusster wahrnehme – auch in meinem Umfeld. Aber ich würde sagen, dass ich auch schon vorher verantwortungsvoll mit Alkohol umgegangen bin. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, finde ich sehr wichtig und interessant.
Bist Du auch sonst in deiner Freizeit so kreativ? Malst Du auch sonst viel?
Ja, ich male sehr gerne – viel mit Acrylfarben. Aber auch mit Finelinern und Ornamenten.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Ich habe gerade mein Abi gemacht und ich würde gerne studieren. Ich bin mir nur nicht sicher, was. Vielleicht Chemie oder Architektur? Ich bewerbe mich in beiden Fächern und lasse mich überraschen. (lacht)
Vier Fragen an Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstands der DAK-Gesundheit
„Bunt statt blau“ feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Warum liegt Ihnen das Thema Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen so am Herzen?
Das Thema ist weiterhin sehr aktuell: Obwohl seit vielen Jahren enorme Aktivitäten unternommen wurden, um jungen Menschen die Gefahren von übermäßigem Alkoholkonsum deutlich zu machen, ist es nicht wirklich gelungen, die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund des sogenannten Komasaufens signifikant zu reduzieren. Das war schon vor über zehn Jahren für die DAK-Gesundheit der Grund, festzustellen, dass wir einen neuen Weg brauchen, um Kinder und Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren. Einen Weg, auf dem sie sich kreativ einbringen können. Mir persönlich liegt „bunt statt blau“ sehr am Herzen, weil die kreative Art und Weise, wie sich Kinder und Jugendliche mit den Risiken des Alkoholmissbrauchs auseinandersetzen, dazu führt, dass diese Präventionsarbeit sehr viel wirksamer ist als andere Präventionsmaßnahmen. Deshalb werden bis auch in den nächsten Jahren fortführen.
Welche Momente bewegten Sie in zehn Jahren besonders?
Das erste Mal bin ich mit „bunt statt blau“ als Gesundheitsminister des Saarlandes in Berührung gekommen. Damals haben mich die Jugendlichen sehr bewegt, als sie die Geschichten hinter den Bildern geschildert haben. Diese Begegnungen mit jungen Menschen, ihre Geschichten und der positive Austausch – all das macht „bunt statt blau“ so besonders. Und das jedes Jahr aufs Neue.
Was begeistert Sie persönlich an dem Siegerplakat?
Das Gewinnerplakat 2019 macht deutlich, dass sie Sicht auf die Welt durch die bunte Brille in jeder Hinsicht sehr viel erhellender ist als der alkoholgetrübte blaue Blick.
Was wünschen Sie sich im Kontext Alkoholprävention von der Politik?
Von der Politik wünsche ich mir, dass wir auch in den nächsten Jahren eine breite Unterstützung für so wichtige Präventionsaktivitäten wie „bunt statt blau“ erhalten. Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass wir endlich zu einem Alkoholverkaufsverbot an Tankstellen im Zeitraum von 22 Uhr bis fünf Uhr kommen, wie es vor einigen Jahren in Baden-Württemberg initiiert worden ist.
Zehn Jahre erfolgreiche Präventionsarbeit
Mit dem Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ fordert die DAK-Gesundheit Schülerinnen und Schüler dazu auf, die Gefahren des Alkohols zu visualisieren. Die kreative Beschäftigung mit dem Thema soll dazu führen, dass sich Kinder und Jugendliche speziell mit dem Rauschtrinken auseinandersetzen – und auch ihre Mitschüler und Freunde zum Nachdenken anregen. In mittlerweile zehn Jahren beteiligten sich über 100.000 junge Menschen am Wettbewerb. Mitmachen können Einzelteilnehmer und Teams im Alter von zwölf bis 17 Jahren – auch wenn sie nicht bei der DAK-Gesundheit versichert sind. „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ ist eine der besten und erfolgreichsten Präventionskampagnen in Deutschland. Die Kampagne wurde mehrfach ausgezeichnet und im Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung als positives Beispiel genannt. Unterstützt wird die Aktion vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung in Kiel (IFT-Nord), seit April 2010 ist sie von der Europäischen Kommission zertifiziert.
Stefan Suhr