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Familie & Freizeit

Die neue Nüchternheit

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Ausgehen, feiern und dabei bewusst nichts Alkoholisches trinken: Das ist ein Trend, der immer mehr Menschen anspricht – nach einer coronabedingten Pause mehr denn je. Was hinter der Lust an der Nüchternheit steckt.

Trotz zeitweilig geschlossener Lokale und abgesagter Veranstaltungen scheint Deutschland nicht merklich nüchterner geworden zu sein. Seiner Clique im Videotelefonat zuprosten – auch das war schon ein typisches Bild in der Corona-Zeit. Vor der Pandemie deutete ein spannender weltweiter Trend allerdings in eine ganz andere Richtung. Der Verzicht auf Alkohol wird dabei zum hippen Statement.

Hinterfrage dich selbst

Immer mehr Lokale ohne Alkoholausschank im angloamerikanischen Raum gehören ebenso zu diesem Phänomen wie Clubs fürs nüchterne Feiern in Schweden. Zum Namensgeber des Trends wurde ein 2018 erschienenes Buch: „Sober Curious“. Die New Yorker Journalistin Ruby Warrington beschreibt darin ihren Weg vom „Cocktail Girl“ zu einer Verfechterin von Abstinenz. Es geht ihr um die Rolle, die Alkohol in unserer Gesellschaft spielt, und weniger um eindeutig Alkoholkranke.

In einem Interview mit „ZEIT Campus Online“ rät Warrington, mit hundert Tagen „ohne“ zu starten, um eigene Gewohnheiten zu hinterfragen. Besonders in Situationen wie auf einer Hochzeitsfeier gelte es, dranzubleiben: „Du wirst die Hochzeit damit verbringen, neugierig darauf zu sein, wie es ist, auf einer Hochzeit nüchtern zu sein. Die große Frage ist: Wäre mein Leben besser ohne Alkohol?“

 

Alkoholfreie Partys

Der DJ und studierte Eventmanager Gideon Bellin organisiert seit Ende 2016 alkoholfreie Partys in deutschen Großstädten. Nach einer Pause geht es nun endlich wieder los mit „Sober Sensation“-Events, zu Deutsch: „Nüchterne Sensation“: „Nach der ‚Durststrecke‘ während der Lockdowns wissen die Leute gut gemachte Events mehr denn je zu schätzen.“

Mit seinen aufwendig gestalteten Tanzveranstaltungen will er „inspirieren, nicht bekehren“. Der 30-Jährige hat nichts gegen Alkohol, er plädiert für „eine gesunde Balance in allem“. Ihn selbst hat zuerst eine türkische Hochzeit während des Ramadans, auf der er vor über zehn Jahren war, nachdenklich gemacht. „Es war großartig, wie da gefeiert wurde.“ Wichtig ist ihm auch, alle Sinne anzusprechen. Er setzt deshalb neben Sound und Licht auch Raumdüfte ein und integriert zudem Live-Künstlerinnen und -Künstler in sein Programm – von der Geigerin bis zum Beatboxer.

Berauscht ohne Kater

Wie schon bei den um das Jahr 2000 aufgekommenen After-Work-Partys geht es unter der Woche ab dem frühen Abend los. Statt nur Wasser oder Cola gibt’s für die Gäste Smoothies und raffinierte Mixgetränke, bei denen Sekt oder Gin ohne Alkohol auf Säfte, Gewürze und Zutaten wie dunkle Schokolade oder Datteln treffen. Vieles ist vegan, gluten-, laktose- oder zuckerfrei, das zieht bei der Zielgruppe: den „Millennials“ zwischen 25 und 35. Wohlbefinden, Achtsamkeit und ihre Figur sind den Fans des „Sober“-Trends wichtig. Man will „am Morgen danach“ mit klarem Kopf Yoga machen können, statt mit hämmerndem Schädel in den Seilen zu hängen.

Auf Bellins Partys herrscht Frauenüberschuss: „Das Verhältnis ist 60 zu 40“, schätzt er. Generell habe das Feiern, „ohne sich zu betäuben“, in Städten wie Berlin, Hamburg oder Frankfurt schon einen sehr guten Stand.

 

Bedenklicher Konsum

Fakt ist allerdings auch, dass vor der Pandemie laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) knapp 38 Prozent der 18- bis 25-Jährigen Rauschtrinkerinnen und -trinker waren. Vom Rauschtrinken spricht die BZgA, wenn Menschen bei einer Gelegenheit große Mengen Alkohol konsumieren: Frauen mindestens vier und Männer fünf Gläser. In der Pandemie war das rückläufig, unter anderem wohl, weil es weniger Konsumanlässe gab. Gideon Bellin findet die Zahlen aber nach wie vor „sehr bedenklich“. Schließlich gehe das Rauschtrinken oft mit weniger Aufmerksamkeit für globale Probleme einher. Seine Arbeit sieht er deshalb auch als „Beitrag zu einer weltweiten Initiative für einen gesünderen und nachhaltigeren Lebensstil.“

Corona könnte Angeboten wie „Sober Sensation“ langfristig sogar in die Karten spielen. Denn Alkohol schwächt nachweislich unser Immunsystem. Hinweise wie von der BZgA, denen zufolge starker Alkoholkonsum das bei Covid-19 besonders gefürchtete Risiko eines akuten Atemnotsyndroms erhöht, sind da nur ein i-Tüpfelchen.

Fotos: Steffen Mengel

Annemarie Lüning

 

Gesund feiern

Wir feiern mit: Die DAK-Gesundheit begleitet „Sober Sensation“ als Gesundheitspartner. Gemeinsam entwickeln wir immer wieder neue Ideen für die Partys – lassen Sie sich überraschen! Wann und wo die Events stattfinden, erfahren Sie immer rechtzeitig in den Social-Media-Kanälen der DAK-Gesundheit:

instagram.com/dakgesundheit

facebook.com/dakonline

Lecker, orange, alkoholfrei

Kosten Sie auf den „Sober Sensation“-Events doch mal den „DAK Sober Drink“! Das Rezept zum Nachmixen finden Sie hier:

Zutaten:

    •  8 Bio-Orangen
    • 1/2 Ananas
    • 2 Limetten
    • 16 cm Kurkuma
    • 8 cm Ingwer
    • 4 TL Ahornsirup

Zubereitung:

Zwei Orangen und die Limetten mit Schale (um die ätherischen Öle und Bitterstoffe zu erhalten), Ananas, Kurkuma und Ingwer entsaften. Damit es nicht zu bitter wird, die restlichen Orangen ohne Schale entsaften. Wer es bitterer mag, nimmt mehr Kurkuma, wer es schärfer mag, nimmt etwas mehr Ingwer. Je nachdem, wie süß der Drink werden soll, mit Ahornsirup abschmecken. Kein Entsafter zur Hand? Dann mit dem Mixer einen Smoothie zubereiten. Die Früchte können durch Säfte, die frischen Wurzeln durch Pulver ersetzt werden. Frisch ist es aber gesünder und schmeckt einfach am besten.