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Essen gegen Krankheiten: Bluthochdruck

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Das Herz klopft, der Kopf schmerzt, nachts hält Unruhe Sie wach – das könnte Bluthochdruck sein. Der erhöhte Blutdruck ist ein gefährliches Leiden, denn oft bemerken ihn Betroffene nicht. Unbehandelt kann er schwere Erkrankungen verursachen und zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Wir erklären, wie Hypertonie entsteht, warum eine medizinische Behandlung so wichtig ist und wie gesunde Ernährung helfen kann.

Etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Bluthochdruck, in der Medizin „Hypertonie“ genannt. Das ist fast jede und jeder Dritte. Selbst Kinder können schon betroffen sein. Nach Angaben des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte sind bereits vier Prozent der Vorschulkinder und zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler betroffen. Tendenz: steigend.

Was sind die Ursachen von Hypertonie?
Der Blutdruck entsteht, wenn das Herz das Blut in den Körper pumpt. Dann baut sich in den Arterien ein Druck auf – der Blutdruck. Bei Bluthochdruck sind die Arterien verengt, was zu einer höheren Belastung für das Herz führt. Unbehandelt drohen lebensgefährliche Folgeerkrankungen von Herz, Nieren, Gehirn und Gefäßen.

Selten lässt sich eine spezifische Ursache feststellen. Unterschieden wird zwischen der sogenannten primären Hypertonie und der sekundären Hypertonie. Bei der primären Hypertonie ist nicht genau bekannt, wie sie entsteht. In manchen Familien tritt sie verstärkt auf. Oft liegt eine Kombination aus Veranlagung, Übergewicht und Bewegungsmangel vor. Begünstigt wird Bluthochdruck auch durch eine salzreiche Ernährung und übermäßigen Alkoholgenuss. Die sekundäre Hypertonie, an der fünf bis zehn Prozent der Menschen mit Bluthochdruck leiden, wird durch organische Krankheiten verursacht. Außerdem können manche Medikamente die Entstehung von Bluthochdruck fördern.

Normal | Hypertonie

Symptome für Bluthochdruck

Nicht alle Betroffenen ordnen die Symptome von Bluthochdruck direkt der Erkrankung zu. Das führt dazu, dass sie zuweilen erst spät erkannt wird. Folgende Symptome können Hinweise auf Bluthochdruck sein:
  • Schwindel und Ohrensausen
  • Kopfschmerzen
  • Nervosität
  • Konzentrationsstörungen
  • Schlafprobleme
  • Herzklopfen
  • Kurzatmigkeit
  • Schweißausbrüche
  • Nasenbluten
  • Sehstörungen
  • Gerötetes Gesicht
  • Erektionsstörungen
Unser Tipp: Nicht immer geht Bluthochdruck mit Symptomen einher und bleibt deshalb häufig unerkannt. Gehen Sie deswegen regelmäßig zur Vorsorge und nehmen Sie Möglichkeiten wie den Check-up 35 wahr – auch wenn Sie nicht zu einer Risikogruppe gehören.

Warum erhöhter Blutdruck so gefährlich ist

  • Der bei verengten Arterien ständig erhöhte Druck des Blutes belastet die Wände der Arterien. Mit der Zeit entstehen kleine Verletzungen, Fettpartikel und Blutbestandteile lagern sich ein. Die Arterien werden folglich immer enger und starrer. Schließlich werden die Organe immer schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von Arteriosklerose, also einer „Gefäßverkalkung“.
  • Wenn das Herz ständig gegen einen erhöhten Blutdruck anpumpen muss, dehnt sich zunehmend die linke Herzkammer aus, der Herzmuskel verdickt sich. Ein stark verdickter Herzmuskel wird nicht mehr optimal durchblutet, eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entsteht.
  • Schließlich drohen Herzinfarkt und Schlaganfall. Solche Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland.
  • Insbesondere Diabetikerinnen und Diabetiker, die überdurchschnittlich oft auch Bluthochdruck haben, drohen Folgeerkrankungen von Augen, Nieren und Nerven, die etwa zur Erblindung oder zu Schmerzen in Armen und Beinen führen können.
  • Darum extrem wichtig: Ursachen von Bluthochdruck frühzeitig abklären und therapieren.

Erster Schritt der Behandlung: den Lebensstil ändern
Die gute Nachricht ist: Bluthochdruck lässt sich allgemein gut behandeln. Neben der Einnahme von passenden Medikamenten sollten Betroffene als allererstes ihren Lebensstil und ihre Ernährungsgewohnheiten gesünder gestalten. Wichtig ist, das Rauchen einzustellen, möglichst wenig Alkohol zu sich zu nehmen und bei Übergewicht das Gewicht zu reduzieren. Außerdem ist es gut, Stress zu meiden und für mehr Entspannung und regelmäßige Bewegung im Alltag zu sorgen. Dabei muss es nicht gleich Extremsport sein. Regelmäßiges Radfahren kann zum Beispiel schon helfen.

Ist Bluthochdruck heilbar?
Mit einer umfassenden Umstellung der Ernährung und der Lebensweise lässt sich eine Hypertonie tatsächlich in den Griff bekommen. Der positive Effekt: Das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt. Allerdings ist es zur erfolgreichen Behandlung von Bluthochdruck wichtig, die Ursache zu kennen. In den meisten Fällen ist Bluthochdruck tatsächlich auf eine falsche Ernährung, Übergewicht oder Vererbung zurückzuführen. Bei etwa zehn Prozent der Betroffenen liegt aber eine sekundäre Hypertonie vor. Schuld daran können Funktionsstörungen in der Niere oder auch Tumore sein. In solchen Fällen reicht eine ernährungsmedizinische Therapie nicht aus und es kann zu Nierenschädigungen und Krebserkrankungen kommen. Eine Ursachenabklärung bei einer neu diagnostizierten, arteriellen Hypertonie ist darum sehr wichtig.

Wie genau unsere Ernährung uns dabei helfen kann, Bluthochdruck vorzubeugen oder zu reduzieren, erläutert Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin, bekannt aus der NDR-Sendung „Ernährungs-Docs“.

Dr. Matthias Riedl, Facharzt für Innere Medizin und Ernährungsmedizin

Gibt es Lebensmittel, die die Entstehung von Bluthochdruck fördern?

Ja. Glycyrrhizinsäure aus der Süßholzwurzel in Lakritz. Es sollten täglich nicht mehr als 100 mg Glycyrrhizinsäure verzehrt werden. Insbesondere Hypertonikerinnen und Hypertoniker sollten nur ganz wenig oder gar keinen Lakritz essen. Außerdem sollten kochsalzreiche Lebensmittel gemieden werden, beispielsweise Fertiggerichte, Dosengemüse, Weißbrot und Brötchen, Schinken, geräucherte Wurstwaren, Oliven und Kartoffelchips. Alkohol, Nikotin und eine energiereiche Ernährungsweise wirken sich zudem negativ auf den Blutdruck aus.

Welchen Einfluss haben Zucker und Salz auf den Bluthochdruck?

Das Thema Zucker sollte tatsächlich nicht vernachlässigt werden. Andauernde hohe Blutzuckerkonzentrationen führen zu Gefäß- und Nierenschädigungen, wodurch der Blutdruck steigt. Wird viel Salz mit der Nahrung aufgenommen, muss dieses auch vermehrt über die Niere ausgeschieden werden. Um das zu gewährleisten, muss der Blutdruck erhöht werden. Zudem fördert Salz durch die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe den Gefäßwiderstand, ein Blutdruckanstieg ist die Folge. Diese Wirkung von Salz auf den Blutdruck ist genetisch bedingt. Nicht alle Menschen reagieren auf weniger Salz mit einem Abfall des Blutdrucks. Allerdings zählt ein Großteil der Hypertonikerinnen und Hypertoniker zu diesen salzsensitiven Menschen. Sie profitieren damit von einer salzarmen Kost.

Welche Lebensmittel können bei Bluthochdruck helfen?

Eine wissenschaftlich gut belegte Ernährungsempfehlung bei Bluthochdruck ist die sogenannte DASH-Diät (Dietary Approach to Stop Hypertension). Grundsätzlich entspricht diese Diät in ihrer Zusammensetzung einer mediterranen Ernährung: also viel Gemüse und Obst sowie ein reduzierter Fettgehalt, wobei der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren erhöht werden sollte. Das Gemüse liefert dem Körper außerdem viel Kalium. Das ist gut, denn Kalium ist ein Gegenspieler von Natrium. Die beiden Mineralstoffe Natrium und Chlorid bilden gemeinsam das Salz Natriumchlorid, welches wir als Speisesalz kennen. Außerdem weisen Obstsorten wie Bananen und Datteln, aber auch Getreide, Kartoffeln, Spinat und Champignons einen hohen Kaliumgehalt auf. Ebenfalls sollte viel Kalzium und Magnesium aufgenommen werden. Eine Supplementierung von Kalium, Kalzium oder Magnesium durch Nahrungsergänzungsmittel wird dennoch nicht empfohlen, da die Aufnahme über eine „normale Kost“ vollkommen ausreicht. Des Weiteren sollte auf salzarme Produkte zurückgegriffen werden.

Gibt es bestimmte Öle oder Fette, die ich bevorzugt verwenden sollte?

Ja. Der Fettgehalt soll zwar reduziert werden, aber zugunsten der mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Das Fettsäuremuster muss also angepasst werden. Es sollten hochwertige, ungehärtete Öle und Fette verwendet werden. Oliven-, Raps- und Leinöl sind dabei zu empfehlen, sie weisen ein gutes Omega-3 zu Omega-6 Verhältnis auf. Fette Fische wie Makrele, Lachs und Hering enthalten viele Omega-3-Fettsäuren und haben damit einen positiven Einfluss auf das Fettsäuremuster.

Gibt es spezielle Gewürze, die bei Bluthochdruck helfen können?

Studien zufolge sollen Gewürze wie Knoblauch, Zwiebeln, Kardamom, Kurkuma und Zimt den Blutdruck senken. Verwenden Sie gerne viele Gewürze und frische Kräuter, um den Geschmack von Speisen zu stärken. So wird es leichter, weniger Salz zu verwenden.

Welche Getränke sind empfehlenswert und welche sollte ich besser vermeiden?

Bei Bluthochdruck sollte auf Mineralwässer zurückgegriffen werden, die weniger als 20 mg Natrium/l enthalten. Gemüsesäfte können bei der Regulation des Blutdrucks helfen. Achten Sie aber gerade bei Fertigprodukten auf den Salzgehalt. Auch mit frischen Smoothies aus Apfel und Zimt, Kiwi und Orange, Karotten und Spinat können Sie Ihren Blutdruck regulieren. Vorsicht aber bitte mit dem Fruchtzucker. Isotonische Sportgetränke enthalten meist sehr viel Natrium und sollten daher gemieden werden. Dies gilt auch für Energydrinks und Kaffee, die aufgrund ihres Koffeingehaltes nicht in zu hohen Mengen verzehrt werden sollten. Und auch von einem übermäßigen Alkoholkonsum ist bei Hypertonikerinnen und Hypertonikern abzuraten.

Wie wirkt der Verzehr von Fleisch auf Bluthochdruck?

Fleisch und Wurstwaren enthalten viele gesättigte Fettsäuren, die das LDL-Cholesterin erhöhen können und die Blutgerinnung verstärken. Die Folge ist ein Anstieg des Blutdrucks. Außerdem enthalten diese verarbeiteten Produkte meist viel Salz.

Können Sie bei Bluthochdruck Fleisch-Alternativen wie Tofu, Seitan, Kichererbsen- oder Lupinen-Produkte empfehlen?

Fleischersatzprodukte wie Tofu oder Seitan haben kein Cholesterin und enthalten weniger gesättigte Fettsäuren. Damit punkten sie gegenüber den Fleischprodukten. Allerdings sind auch dies verarbeitete Produkte, die leider mit viel Salz und auch gesättigten Fettsäuren versetzt werden. Genauso gut kann man Hülsenfrüchte wie Bohnen, Kichererbsen und Linsen oder ballaststoffreiches Getreide wie Haferflocken vermehrt auf den Teller bringen.

Ist eine vegetarische oder vegane Ernährung bei Bluthochdruck empfehlenswert?

Generell muss niemand mit Bluthochdruck strikt auf Fleisch verzichten. Eine vegetarische oder vegane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und wenig Fett kann Ihrer Gesundheit aber durchaus guttun und dabei helfen, abzunehmen. Zudem ist sie salzarm und kaliumreich und fördert so die Senkung des Blutdrucks.

Gibt es spezielle Ernährungsempfehlungen für Kinder, Diabetikerinnen und Diabetiker oder Schwangere mit Bluthochdruck?

Auch hier gelten die gleichen Ernährungsempfehlungen. Achten Sie bei Kindern vor allem auf eine strukturierte Mahlzeitengestaltung. Auch ein Frühstück ist wichtig. Bei Diabetikerinnen und Diabetikern gilt es natürlich besonders, auf den Zuckergehalt zu achten. Bei ihnen schadet Bluthochdruck noch stärker den Gefäßen. Auch Schwangere sollten ihren Blutdruck unbedingt senken, da sich ein erhöhter Blutdruck auch negativ auf die Gesundheit des Kindes auswirken kann.

Wie vermeide ich Heißhungerattacken?

Heißhungerattacken auf Süßes hat jeder einmal, das ist grundsätzlich normal. Wenn der schnelle Hunger mal wieder kommt, greifen Sie zu Lebensmitteln, die satt machen, also ballaststoffreichen oder proteinreichen Lebensmitteln. Ein Gemüsesnack zwischendurch stellt auch eine gute Alternative dar. Oder trinken Sie stattdessen Wasser. Sie können auch versuchen, Ihre Mahlzeiten besser zu strukturieren, sodass Sie weniger Zwischenmahlzeiten benötigen. Und versuchen Sie, generell weniger zuckerhaltige Produkte, wie beispielsweise den gesüßten Joghurt, zu essen. Wir sind heutzutage viel zu sehr an den süßen Geschmack gewöhnt und meinen daher, von Zucker abhängig zu sein. Erweitern Sie Ihren Geschmackssinn, indem Sie auf natürliche Produkte zurückgreifen und diese kombinieren.

Wann der Blutdruck zu hoch ist

  • Ein optimaler Blutdruck liegt bei 120 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule, die Maßangabe für den Blutdruck) systolisch und 80 mmHg diastolisch. Normal können aber noch Werte von bis zu 139 mmHg systolisch und 89 mmHg diastolisch sein.
  • Der systolische Wert entsteht, wenn das Blut aus der linken Herzkammer in den Körper gepumpt wird und als Druckwelle durch das Gefäßsystem läuft. Der diastolische Wert ergibt sich, wenn das Herz sich wieder entspannt und neu mit Blut füllt. Sind beide Werte oder auch nur ein Wert dauerhaft erhöht, liegt ein Bluthochdruck vor.
  • Eine einzelne erhöhte Messung ist noch kein Anlass zur Sorge, denn kurzzeitige Blutdruckspitzen, beispielsweise nach körperlicher Anstrengung oder Aufregung, sind normal.

 

Mirca Waldhecker