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Frisbee-Sport: vom Familienvergnügen bis zum Mannschaftsspiel

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Sie misst 28 Zentimeter, wiegt 175 Gramm und hat abgerundete Kanten: Die Frisbeescheibe ist simpel, aber extrem vielseitig. Wir zeigen, was sich mit den Scheiben alles machen lässt, und geben Tipps für den richtigen Dreh.

Irgendwo im Keller oder in der Garage schlummert sicher auch bei Ihnen eine Frisbeescheibe, weltweit ging sie schon viele Millionen Mal über den Ladentisch. Das Besondere an der Scheibe: „Frisbee ist, was du draus machst“, sagt Jörg Benner vom Deutschen Frisbeesport-Verband. Wem das einfache Hin- und Herwerfen im Park oder am Strand zu langweilig ist, kann viele verschiedene Disziplinen testen – vom familientauglichen Freizeitspaß bis zum athletischen Mannschaftsspiel. Und wer am liebsten mit seinem Hund durch Parks und Wälder streift, macht die Scheibe zum Stöckchen. Die sollte dann extra bissfest sein, versteht sich.

Rückhandwurf ist Standard

Egal, was Sie mit der Frisbee vorhaben, mindestens der Rückhandwurf muss sitzen. Dabei liegt die Scheibe im Koffergriff: Daumen auf der Oberseite und alle übrigen Finger auf der Unterseite am Innenrand der Scheibe. Wer mit rechts wirft, stellt den rechten Fuß locker nach vorne. Der Wurfarm wird nach hinten in Richtung der linken Schulter geführt. Dann schwingt der Wurfarm an der linken Seite des Körpers nach vorne. Sobald der Arm gestreckt ist und das Handgelenk von der gebeugten Haltung aufklappt, lassen Sie die Frisbee los. „Das Wichtigste beim Werfen ist, dass die Scheibe in Rotation kommt. Dieser Spin kommt aus dem Handgelenk“, erklärt Frisbeeprofi Jörg Benner.

Athletisch wie Basketball:

Ultimate Frisbee

Ultimate ist ein dynamischer, kraftvoller Sport mit spektakulären Sprüngen und vielen Sprints. Die Spielerinnen und Spieler passen sich die Frisbee zu, mit der Scheibe in der Hand dürfen sie nicht laufen. Das Spielfeld ist 100 mal 37 Meter groß, an den beiden kurzen Seiten ist für jedes Team eine sogenannte Endzone markiert. Einen Punkt gibt‘s, wenn ein Pass in dieser Zone ankommt und gefangen wird. Gespielt wird sieben gegen sieben, indoor fünf gegen fünf. Das rasante Ultimate fordert mit schnellen Sprints den ganzen Körper, schult Koordination, Reaktionsvermögen und taktisches Denken. Wer Anschluss sucht an einen Ultimate-Verein, findet beim Deutschen Frisbeesport-Verband Adressen in allen Bundesländern.

Discgolf taugt als Familienevent und Ausdauersport

Discgolf ist quasi Golfen mit der Frisbee. Die Spielerinnen und Spieler schicken die Scheibe mit möglichst wenig Würfen in Körbe, der Parcours zählt in der Regel 18 Körbe. Wer die wenigsten Würfe braucht, gewinnt. In der Coronapandemie ist Discgolfen rasant gewachsen, denn ohne Körperkontakt und unter freiem Himmel lässt sich coronakonform sporteln. Und: Für Familien ist Discgolfen eine gute Alternative zum Sonntagsspaziergang, selbst der laufmüde Nachwuchs lässt sich mit der Scheibe locken. Es ist außerdem sehr günstig, Jung und Alt kommen zusammen in Bewegung und als Equipment reicht ein Discgolf-Frisbee-Set. Parcours finden sich deutschlandweit von Flensburg bis ins Allgäu, manche Bahnen sind sogar auf Golfplätzen integriert. Aber keine Angst, eine Platzreife brauchen Sie für Discgolf nicht.
Der Kampf gegen die Schwerkraft:

Freestyle

„Freestyle ist in Deutschland die Nische in der Nische“, erklärt Jörg Benner. Trotzdem lohnt ein Blick auf den Sport, bei dem das „Hin- und Herwerfen veredelt wird.“ Jede Menge Tricks gibt’s zu sehen: die Scheibe rollt von einer Hand über den Oberkörper zur anderen, sie wird virtuos auf dem Finger balanciert oder hinter dem Rücken gefangen. Hier verbinden sich Elemente aus Akrobatik, Athletik und Tanz. Freestyle-Fans choreografieren in Teams ganze Shows. Wer einen Eindruck bekommen möchte, schaut sich am besten das Video auf der Webseite des Verbands an.

Das Spiel mit der Tonne

KanJam ist ein Frisbeesportspiel, bei dem die Frisbee direkt an oder in eine „Tonne“ („Kan“) geworfen oder von einer Mitspielerin oder einem Mitspieler in diese „geschlagen“ wird. Für dieses Spiel werden zwei Tonnen mit Schlitz und eine Disc benötigt. Gespielt wird in zwei Teams mit je zwei Spielerinnen und Spielern. Pro Runde fungiert einer der Spieler als Werfer („Thrower“), seine Partnerin an der gegenüberliegenden Tonne als Ablenkerin („Deflector“). Der werfende Spieler versucht die Tonne zu treffen oder im Idealfall die Frisbee direkt in die Tonne zu werfen. Die Ablenkerin kann den Werfer bei ungenauen Würfen unterstützen, indem sie die Frisbee-Disc ablenkt oder verlängert, sodass diese doch noch die Tonne trifft. Dazu darf die Ablenkerin die Scheibe mittels eines Schlages oder Blocks umlenken. Das Präzisionssportspiel entstand in den späten 1980er Jahren in den USA, als Studierende sich einen Spaß daraus machten, Frisbeescheiben in einen Abfalleimer zu werfen. Das „Trash Can Frisbee“ wurde zum beliebten Partyspiel. Später ließen sich die Entwickler das Spielkonzept patentieren und gründeten 2005 das Unternehmen KanJam.

Die erste Frisbee war ein Kuchenblech

 

 

Und wo kommt die Idee her, Scheiben hin- und herzuschmeißen? Der Legende nach haben Kinder in den USA entdeckt, dass sich Kuchenbleche prima zum Werfen eignen. Besonders gut hat das geklappt mit Blechen der Bäckerei „Frisbie Pie Company“. Von den fliegenden Tortenböden ließ sich Walter Frederick Morrison inspirieren. Der Erfinder tüftelte jahrelang an Gewicht, Größe, Wölbung und Material, um 1957 mit einem US-Spielzeughersteller die Scheibe herauszubringen, bei der der Name der Bäckerei Pate stand. Kurz vor seinem Tod soll der Vater der Frisbee gesagt haben: „Die Welt hat sich in den letzten 50 Jahren ziemlich verändert, aber der ursprüngliche Zweck der Frisbee ist geblieben: das Lachen auf dem Gesicht eines Kindes zu sehen, wenn es an einem Sommernachmittag im Park eine segelnde Scheibe fängt.“

Andrea Guthaus

Fotos: frisbeesportverband.de